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Malloreon 1 - Herrn des Westens

Malloreon 1 - Herrn des Westens

Titel: Malloreon 1 - Herrn des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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zwar alltäglicherer Art, aber trotzdem nicht weniger interessant. Botschaft erkannte bald, daß es so gut wie nichts gab, was der Schmied nicht mit seinen Händen zu tun vermochte. Er war mit nahezu jedem Werkzeug vertraut. Er konnte mit Holz und Stein genausogut umgehen wie mit Eisen oder Messing. Mit gleicher Geschicklichkeit vermochte er ein Haus oder einen Stuhl oder ein Bett anzufertigen. Und während Botschaft ihm zusah, lernte er die Hunderte von kleinen Kniffen, die den Handwerker von Nichtfachleuten unterscheiden.
    Polgara besorgte alles, was zum Haushalten gehörte. Im Inneren der Zelte, in denen sie schliefen, während das Haus wohnbar gemacht wurde, war es so sauber und ordentlich wie in einem festen Haus. Täglich lüftete sie die Betten, bereitete die Mahlzeiten zu, und jeden Tag hing frische Wäsche zum Trocknen im Freien. Einmal, als Belgarath gekommen war, um weiteres Bier zu stehlen oder von ihr zu erbitten, blickte er seine Tochter mißbilligend an, die vergnügt vor sich hin summte, während sie trocknende Seife in Stücke schnitt. »Pol«, sagte er beißend, »du bist die mächtigste Frau der Welt. Du kannst dich mit dem Titel einer Herzogin von Erat schmücken, und es gibt keinen König, der sich nicht vor dir verneigen würde. Kannst du mir vielleicht erklären, weshalb du es für nötig erachtest, Seife auf diese Weise herzustellen? Es ist harte Arbeit, heiße Arbeit, und der Gestank ist grauenvoll.«
    Polgara blickte ihren Vater ruhig an. »Ich habe Tausende von Jahren damit zugebracht, die mächtigste Frau der Welt zu sein, alter Wolf«, antwortete sie. »Könige haben sich Jahrhunderte vor mir verneigt, und ich kann mich nicht an alle mir zugesprochenen Titel erinnern. Doch dies ist das erste Mal, daß ich verheiratet bin. Du und ich waren bisher immer zu beschäftigt, als daß ich es mir hätte leisten können. Ich wollte aber heiraten und habe mich ein Leben lang darauf vorbereitet. Ich weiß alles, was eine gute Ehefrau wissen muß, und kann alles, was eine gute Ehefrau können muß. Also mäkle bitte nicht an mir herum, Vater, und bitte, misch dich nicht ein. Ich war in meinem ganzen Leben nie so glücklich!«
    »Beim Seifemachen?«
    »Das gehört dazu, ja.«
    »Es ist eine solche Zeitvergeudung!« Er seufzte, deutete lässig, und schon lag ein neues Stück Seife bei den anderen.
    »Vater!« Sie stampfte verärgert mit dem Fuß. »Unterlaß das – sofort!«
    Er griff nach zwei Seifenstücken, seinem und einem der ihren. »Kannst du wirklich den Unterschied zwischen ihnen erkennen, Pol?«
    »Meines ist mit Liebe gemacht, deines mit einem Trick!«
    »Trotzdem kriegt man die Wäsche damit ebenso sauber!«
    »Nicht meine, ganz sicher nicht!« Sie nahm ein Seifenstück von seiner Hand, hielt es hoch und blies darauf. Sogleich war es verschwunden.
    »Das ist kindisch, Pol!«
    »Manchmal kindisch zu sein liegt bei uns wohl in der Familie«, entgegnete sie ruhig. »Kehr du jetzt zu deiner Arbeit zurück, Vater, und überlaß mich meiner.«
    »Du bist fast so schlimm wie Durnik«, beklagte er sich.
    Sie nickte mit einem zufriedenen Lächeln. »Ich weiß. Wahrscheinlich ist das der Grund, daß ich ihn geheiratet habe.«
    »Komm mit, Botschaft«, wandte Belgarath sich an den Jungen, als er sich zum Gehen wandte. »Diese Art von Benehmen könnte sich als ansteckend erweisen, und ich möchte nicht, daß du davon betroffen wirst.«
    »Noch eines, Vater«, hielt Polgara ihn kurz zurück. »Bleib meinen Vorräten fern. Wenn du Bier willst, dann sag es mir.«
    Ohne sie einer Antwort zu würdigen, drehte Belgarath sich mit hochmütiger Miene um und schritt von dannen. Kaum waren sie außer Sichtweite, zog Botschaft eine braune Flasche aus seinem Kittel und gab sie wortlos dem alten Mann.
    »Ausgezeichnet, mein Junge.« Belgarath grinste. »Siehst du, wie einfach es ist, wenn man erst ein bißchen Übung hat?«
    Den ganzen Sommer hindurch und tief in den langen, goldenen Herbst hinein arbeiteten die vier daran, das Haus bewohnbar und wetterfest für den Winter zu machen. Botschaft half, so gut er konnte, doch meistens bestand seine Hilfe darin, einem der drei Gesellschaft zu leisten und nicht im Weg zu sein.
    Mit dem ersten Schnee schien die Welt sich irgendwie zu verändern. Mehr denn zuvor wurde das abgelegene Haus zu einer warmen, gemütlichen Zuflucht. Die große Stube, in der sie ihre Mahlzeiten zu sich nahmen und wo sie sich des Abends zusammensetzten, hatte einen riesigen steinernen Kamin, der

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