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Manchmal muss es eben Mord sein

Manchmal muss es eben Mord sein

Titel: Manchmal muss es eben Mord sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Mey
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bis zur Decke füllten, und eine riesige Hängeregistratur dem Fenster gegenüber.
    »Wie aufmerksam von Ihnen, dass Sie mir einen Tisch ans Fenster gestellt haben. Da ist das Licht so gut«, sagte Elfie.
    Jenny errötete. »Das war eigentlich eher Zufall.«
    »Nein, das sollte so sein. Zufälle gibt es nicht im Leben, Frau Lehmann.«
    »Sagen Sie doch Jenny zu mir, das tut hier sowieso fast jeder. Und damit fühl ich mich auch wohler.«
    Elfie nickte. »Aber gern, wenn Ihnen das lieber ist, Jenny.«
    Als Jenny im Slalom zu ihrem Platz zurückging, schaute Elfie ihr interessiert nach. Wie einfallsreich sich die jungen Leute heute doch anzogen – diese verschiedenen Schichten übereinander. Jenny bevorzugte offenbar Geblümtes in allen Variationen, was ihr mädchenhaftes Aussehen vorteilhaft unterstrich. Ihre hellroten Haare und ihr blasser Teint ließen sie zerbrechlich wirken. Doch die unzähligen Sommersprossen verliehen ihr etwas Pfiffiges und ließen Elfie an ihren Ludwig denken.
    Elfie ging von Tisch zu Tisch und stellte sich den anderen Mitarbeitern vor. Dann strich sie ihren Faltenrock glatt und machte sich an die Arbeit. Davon war reichlich vorhanden. Es gab weder eine alphabetische Ordnung noch ein nach Farben gegliedertes System, nicht einmal Inhaltsverzeichnisse. In diesem Aktenchaos konnte sich wirklich kein Mensch zurechtfinden.
    Zunächst aber nahm sie aus ihrer Tasche das Handwerkszeug, das sie nach den Erfahrungen der Vergangenheit immer selbst an einen neuen Arbeitsplatz mitbrachte. Sie sortierte alles in die Schubladen: farbige Stifte, Lineal, Scheren,Anspitzer, Radiergummis, Alleskleber, Büroklammern. In ein kleines Fach in der Mitte legte sie ihren Füller mit der Goldfeder, ein Geschenk von Ludwig.
    Nun brauchte sie nur noch einen vernünftigen Locher. Hilfesuchend schaute sie zu Jenny Lehmann hinüber. Die merkte gleich auf und trat sofort vor Elfies Schreibtisch.
    »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Ja, ich brauche dringend einen stabilen Locher.«
    »Am besten Sie rufen direkt das Lager im Keller an. Wird von Herrn Bender betreut. Er hat die Durchwahl sieben-acht. Ich geh aber auch gern runter und hol Ihnen den Locher rauf.«
    Jenny flitzte los und war in wenigen Minuten mit einem großen schwarzen Locher zurück.
    Elfie strahlte. »Sie sind ein Schatz! Zum Dank richte ich Ihnen ein wunderbar übersichtliches System ein.«
    »Das wäre klasse, wenn man endlich mal auf Anhieb was finden könnte.«
    »Das werden Sie bestimmt, das verspreche ich Ihnen.«
    Als Erstes nahm sich Elfie die Ablagefächer vor, und allmählich wuchsen auf ihrem Tisch akkurat geordnete Stapel in die Höhe. Ab und zu sah Elfie über ihre Lesebrille hinweg auf ihre neue Umgebung. Eigentlich mochte sie Großraumbüros nicht so gern. Das ständige Telefonklingeln und Tastaturgeklapper sorgten oft für eine erhebliche Geräuschkulisse. Aber hier gefiel es Elfie. Ein voluminöser Gummibaum, ein gelbgrüner Ficus sowie ein großblättriger Philodendron und einige Zimmerpalmen schluckten die Geräusche und lenkten von den kalten grauen Metallschreibtischen ab. Außerdem hatte Elfie trotz der üppigen Pflanzen alle Mitarbeiter im Blick, was bei ihrer Arbeit ein unschätzbarer Vorteil war. Alles in allem herrschte in diesem Büro eine betriebsameund arbeitsreiche, aber durchaus harmonische Atmosphäre. Elfie seufzte zufrieden und widmete sich weiter ihren Stapeln.
    Während Elfie die letzten Blätter der Ablage einsortierte, wurde es totenstill im Büro. Sie blickte verwundert auf. Auch das Licht schien trüber geworden zu sein. Sie sah zum Fenster. Strahlender Sonnenschein! Nun nahm Elfie das Klackern hoher Absätze wahr, das immer lauter wurde. Alle verschanzten sich hinter ihren Akten. Nur Jenny sprang auf und eilte zur Tür.
    »Guten Morgen, Frau Schicketantz«, sagte Jenny zu der hereinstöckelnden Dame. Das also war die Abteilungsleiterin.
    Ohne nach links oder rechts zu sehen, ging diese grußlos auf ihr Büro zu, ließ ihr rotgepaspeltes schwarzes Wollcape von den Schultern gleiten. Jenny konnte es gerade noch auffangen. Elfie schob ihre Lesebrille auf die Nasenspitze und sah über den Brillenrand hinweg die schmale Silhouette der Vorgesetzten in ihrem Büro verschwinden.
    »Wo sind die Unterlagen im Fall Schobert?«, scholl es schrill durch die offene Tür. »Wie lange soll ich eigentlich noch darauf warten? Herrgott, Frau Lehmann, gehen Sie mir doch aus dem Weg. Haben Sie mein Cape endlich aufgehängt? Das dauert wieder.

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