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Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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Stratege war, doch wir waren uns nie sicher. Die verdächtigte Person lebt immer noch, aber …«
    »Sie wissen nicht, ob sie überhaupt an der Sache beteiligt war.«
    Lethford nickte.
    »Lassen Sie mich mit dem Mann reden. Vielleicht komme ich weiter als eine offizielle Ermittlung.«
    »Warum sollte ich Ihnen vertrauen?«
    »Weil der beste Polizist New Yorks es Ihnen geraten hat.«
    Clarence blinzelte zwei Mal und kniff dann die Augen zusammen. So verharrte er ein paar Sekunden, länger als ich gebraucht hatte, um die beiden Männer zu töten.
    »Miss Nova Algren«, sagte er schließlich.
    »Eine Frau?«
    »Die Beste in der Branche. Sie ist zwei Monate nach der Rutgers-Sache in den Ruhestand gegangen. Sie lebt in einem Altenheim in der Nähe von Saratoga Springs.«

38
    Bevor ich die Gaststätte des hässlichen Mannes verließ, gab Lethford mir einen Umschlag mit Fotos und Details zu den Toten der Haman-Bande. Ich blätterte die Akte im Taxi auf dem Weg zu einer Parkgarage in der Nähe meiner Wohnung durch.
    Als ich vor deren Eingang stand, beschloss ich zurück nach Hause zu laufen. Die Tür hing immer noch aufgebrochen in den Angeln, doch als ich sie aufstoßen wollte, stellte ich fest, dass sie standhielt.
    »Jemand zu Hause?«, rief ich durch den Spalt.
    »Hier, Daddy«, rief Shelly.
    Ich hörte Geräusche auf der anderen Seite, bevor das schwere Portal aufgezogen worden. Als ich meine Tochter sah, musste ich schwer schlucken. Sie trug ein altweißes Kleid mit weitem Rock und einem engen Oberteil. Ich hob sie hoch und drückte sie fest an mich.
    »Daddy, du tust mir weh.«
    »Tut mir leid, meine Kleine. Es tut mir so leid.« Ich setzte sie wieder ab.
    »Es war nicht deine Schuld, und ich war nicht da.«
    »Nein«, sagte ich, »warst du nicht.«
    Ihr Lächeln saß ein bisschen schief, wahrscheinlich weil ich sie so fest anstarrte.
    »Wonach riecht’s hier?«
    »Mama kocht.«
    In der Küche rührte Katrina mit einem großen Holzlöffel, der älter war als alle ihre Kinder, in dem Schmortopf ihrer Urgroßmutter. Tatyana saß am Küchentisch und schnitt Zwiebeln in Würfel. An dieser Szene stimmte rein gar nichts.
    »Hey, Babe.«
    Es dauerte einen Moment, bis Katrina ihre Tätigkeit einstellte und sich umdrehte, doch als sie es tat, strahlte sie mich an. Sie trug ein auf der Vorderseite geknöpftes, pinkfarbenes Kleid und eine geblümte Schürze, die ich seit Jahren nicht gesehen hatte.
    »Leonid, ich hatte dich nicht so früh erwartet.«
    »Ihr beide kommt klar?« Ich konnte nicht umhin zu fragen.
    »Tatyana ist eine wunderbare Köchin«, flötete meine mir seit zu vielen Jahren angetraute Ehefrau. »Sie hat den Bogen raus.«
    Die weißrussische Mata Hari blickte lächelnd zu mir auf. Sie trug T-Shirt und Jeans. Ich sah, dass sie bereits Pilze, grüne und rote Paprika, Knoblauch und Lauch klein geschnitten hatte. Auf einem Teller zu ihrer Linken lagen Kopf und Klauen eines koscheren Hühnchens.
    »Geht es dir gut, Katrina?«
    »Selbstverständlich.«
    »Das war ziemlich schlimm heute Morgen.«
    »Ich hab das ganze Blut weggeschrubbt. Meine Mutter hat mir mal gezeigt, wie man es mit Backpulver wegkriegt.«
    Langsam begriff ich, was Twill meinte. Katrinas Blick war klar, aber leer. Und ihr Ton war so sachlich und nüchtern, dass man Angst kriegen konnte.
    »Kann ich irgendwie helfen?«, fragte ich.
    »Nein. Bleibst du zum Mittagessen?«
    »Nein, Schatz. Ich fahre nach Saratoga Springs. Ich muss dort mit jemandem sprechen.«
    »Bist du zum Abendessen wieder zurück?«
    »Ich hoffe.«
    »Ja«, sagte Katrina. »Das wäre so nett. Alle meine Kinder sind da.«
    Twill und Dimitri spielten in Twills Zimmer Schach. Jedes Mal, wenn ich sie dabei beobachtete, hatte ich den Verdacht, dass Twill seinen älteren Bruder gewinnen ließ.
    »Hey, Jungs.«
    Dimitri blickte auf, während Twill sich weiter auf das Brett konzentrierte – es war schwer, zu verlieren und gleichzeitig einen guten Eindruck zu machen.
    »Pops«, sagte er.
    »Hast du herausgefunden, warum sie das getan haben?«, fragte Dimitri ehrerbietig. Es war lange her, dass er mir so viel Respekt entgegengebracht hatte.
    »Noch nicht. Aber ich werde es herausfinden und zwar bald.«
    »Schach«, sagte Twill. »Hey, Pop, kann ich dich mal kurz sprechen?«
    Twill zog die Zimmertür zu und stellte sich im Flur dich neben mich.
    »Ich kenne einen Typen, der einen Typen kennt, der jemand aus Kents Bande kennt.«
    »Hast du mit ihm gesprochen?«
    »Ist der Präsident der

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