Mann Mit Grill Sucht Frau Mit Kohle
ich selber arbeite.
Aber Peter wird nicht mehr locker an diesem Abend. Er tut mir so leid, wie er da sitzt und schwitzt. Wir reden noch ein wenig über unsere Arbeit. Nach einer Weile sagt Peter, dass er noch nie eine Freundin hatte und diese Anzeige geschaltet hat, weil er sich doch so sehr eine Familie wünscht. Ach Peter, es tut mir leid. Ich kann das einfach nicht. Wir essen unsere Mokkaplatte â und verÂabschieden uns voneinander. Hoffentlich findet er bald jemanden, dem er sich öffnen kann.
Der Pianist
» Schicker junger Pianist, 38 , 190  cm lang, NR, Âstudiert, Schwimmer, Diplomat im Wort, sucht die gut situierte Dame, die Wert auf Klassik, Konzerte, stilvolles Ambiente, gute Gesellschaft legt. Tel: 0170 â 346 XXXX «
Ich gebe zu: Das klingt ziemlich nach Klischee. Und als gut situiert würde ich mich dann auch nicht unbedingt bezeichnen. Höchstens meine Eltern. Von denen kann ich ihm ja erzählen, wenn ich ihn kennenlernen sollte. »So verhält sich eine junge Dame aber nicht«, würde mein Vater jetzt wohl sagen. Was schon immer das Gegenteil bewirkt hat.
Insofern werde ich dem Pianisten einfach mal schreiben. »Ich bin zwar etwas jünger, als du vielleicht erwartest, aber auf Konzerte, Klassik, Stil bestehe ich auch. Bin 26/1,77/blond/schlank. Freu mich, wenn du dich meldest, Alexandra.«
Einen Tag später. Er antwortet: »Liebe Alexandra, bist du beruflich tätig? Hobbys? Schick mir doch bitte ein Foto. Philipp«
Hm. Eine stilvolle Antwort sieht wohl anders aus. Aber gut. Eine Stunde später kommt die nächste SMS: »Liebe Alexandra, hast du meine Nachricht erhalten?« Wow â der Philipp fragt aber gern. Ich schreibe ihm zurück, dass ich sie bekommen habe, nur gerade Besuch habe und mich freue, wenn wir später per Mail ein wenig schreiben würden. Da könnte man dann ja auch gleich das Foto ausÂtauschen. Meine Adresse hat der Philipp also schon mal. Und ich bin gespannt, ob er nun eine bestimmt ganz kreaÂtive, ausführliche, liebevoll komponierte Mail losschickt.
Macht er nicht. Dafür kommt morgens um acht die nächste SMS: »Guten Morgen, schick mir doch schon mal âne Mail mit Foto und Beschreibung. Bin gegen 12 Uhr im Netz. Philipp.« So langsam macht der mich wütend, der gute Philipp. Muss ich hier bestmailend bieten, um ernst genommen zu werden? Hm. Na ja, vielleicht hat er einfach schon so viele Antworten bekommen. Und will es kurz machen. Und schnell vergleichen. Was sollâs, ist ja auch sein gutes Recht. Ich öffne meinen Posteingang. Um ihm ausführlich zu schreiben. Mit Foto. Vor zwölf.
Ha! Und da hat der Philipp doch schon längst geschrieben! »Hallo Alexandra, hier ein ganz frisches Foto von mir ⦠Einiges von meinen Eckdaten kennst du ja aus meiner Anzeige, schwimme, kann Klavier spielen, mag Klassik, Konzerte, Lesungen, die Natur, gutes Essen, kuscheln. Ich lebe in Potsdam, und nun bin ich auf einen visuellen Eindruck von dir gespannt! Philipp.«
Philipp fordert jedenfalls gern. Und direkt. Und seine erhofft melodisch-verträumte Mail klingt eher nach »Ich kann auch am Computer SMS schreiben«. Und dass er Klavier spielen »kann«, tja, ist ja schon auch besser, so als Pianist. Egal, wer fordert, bekommt. Meistens jedenfalls. Und sein Foto, ich muss es zugeben, macht neuÂgierig. Dunkle, kurze Haare, ein markantes Gesicht. Und gaaaanz dunkle Augen, mit einer Augenbraue leicht hochgezogen ⦠Sein Blick sagt so viel wie: »Ich darf auch fordern, Kleines.«
Gott, bin ich durchschaubar. Ich antworte ihm. Und hoffe, dass er nun vielleicht ein wenig mehr von sich verrät. Und dass ihm mein Foto gefällt â¦
Abgeschreckt haben kann es ihn jedenfalls nicht. Er antwortet. Und wir verabreden uns für zwei Wochen später in Potsdam.
Am Hauptbahnhof empfängt mich erst mal Leonhard. Leonhard ist schmierig, dunkelhaarig, bis zur Falte Asi-getoastet und steht auf einer kleinen Bühne Schrägstrich Podest kurz vorm Ausgang Babelsberger StraÃe. »Rutsch mir doch mal den Buckel runter«, ruft er zu Schlagerbeats und in Richtung schmachtender Mittvierzigermuttis in sein Mikro. »Es sollte doch nur eine Autogrammstunde sein«, seufzt die Verkäuferin im Tchibo-Shop gegenüber, als ich mir noch schnell einen Kaffee hole.
Immer noch Zeit. Im Buchladen nebenan vertiefe ich mich in den Zeitungsständer. Da
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