adäquaten Herrn ab 30  mit Sinn für Humor und das Schöne im Leben. Voraussetzung: Sie mögen Sushi und Tiere. «
Für eine groÃe Portion Selbstwertgefühl frage ich jetzt einfach öfter mal nach einem Anzeigentext. Für einen passenden dann doch lieber meine beste Freundin Aylin:
» Bist du der Prinz mit dem scheià Gaul? Ich, lebensfrohe, aufgeschlossene, attraktive 26 -Jährige, suche Mann, der das Feuer in mir entfacht. Bist du unternehmungsfreudig und phantasievoll, liebst Kultur und gutes Essen genauso wie ich und willst dies und vieles mehr mit jemandem gemeinsam erleben? Dann melde dich noch heute bei mir! «
Dass der das Feuer erst wieder entfachen muss, ist jetzt zwar nicht so nett. Aber wo sie recht hat, hat sie recht. Und sie hat meistens recht. Immer eigentlich.
Was sollâs, ich schicke den Text, um den ersten und letzten Satz gekürzt, los zur »Kennenlernanzeigen-Annahme« der Zeit . Gut: Den »adäquaten Herrn« hab ich noch mit reingenommen. Also letztendlich stehtâs dann so da, Erscheinungstermin: 26.Januar:
» Lebensfrohe, aufgeschlossene, attraktive Sie ( 26 ) sucht adäquaten Herrn zum Leben und Lieben. Bist du voller Phantasie, unternehmungslustig, liebst Kultur und gutes Essen und willst dies und mehr mit mir erleben? BmB an:
[email protected] oder: ZA 105119 DIE ZEIT, 20079 Hamburg. «
26.Januar, 10.26 Uhr. Nichts. 11.03 Uhr. Nichts. 11.04 Uhr, 11.51 Uhr, 12.20 Uhr: Nichts, nichts, nichts. Keine einzige Mail. Kann, nein, darf doch nicht sein. Ich renne runter zum Briefkasten, wahrscheinlich wurde die Anzeige nicht gedruckt, beruhige ich mich.
Wurde sie. Hm. Ich schaue erst mal nicht mehr ins Postfach.
Bis 23 Uhr halte ich das aus. Dann gucke ich doch. Und? Sechs ungelesene E-Mails! Zwei vom Mailanbieter, eine von der Zeit , okay â aber drei (!) von Unbekannt! Ich öffne die erste. Von Hans Haub. »Post für Sie. Viele GrüÃe, Hans«, schreibt Hans. Angehängt sind »Brief von Hans« und »Hans Foto«. Erst der Brief. »An die freundliche Inserentin aus der Zeit «, steht da. Und: »Ihre Anzeige in der Zeit habe ich mit groÃem Interesse gelesen. Gerne möchte ich mit Ihnen Kontakt aufnehmen. Ich bin Bayer, 47 Jahre jung, 176, 78 Kilo, so weit die Zahlen. Ich bin ein humorvoller und lebensfreudiger Mensch, ehrlich, weltoffen, vielseitig interessiert und begeisterungsfähig, zuverlässig, mit breiten Schultern zum Anlehnen, von Beruf Gewerkschaftssekretär, Parteimitglied (links!), nicht religiös und (toleranter) Nichtraucher. Ich bin geÂÂwiss kein Sportler, aber auch nicht ganz unsportlich â was ich mag: gute Gespräche, Bücher (Geschichte, Politik, Philosophie), Kino, Musik (Rock, Blues & Klassik, Klavierkonzerte), Wandern, Städtereisen, Schachspielen und vieles andere mehr. Mein Wunsch: eine liebevolle Partnerschaft auf Augenhöhe â am liebsten für immer! Ãber eine Antwort von Ihnen würde ich mich sehr freuen! Liebe GrüÃe! Hans«.
Ganz ehrlich. Das ist ein Serienbrief. Nein, eine Serientabelle. Die Hans wohl jede Woche an alle »freundlichen Inserentinnen aus der Zeit « schickt. Das Foto zeigt einen Mann mit Halbglatze im Anzug. Mit IG-Metall-Ansteckpin am Revers.
Ich öffne die nächste Mail, von »rioralf«. »Du in der Zeit «, lautet der Betreff. Eine kurze Mail ist das. »Hallo du, ich heiÃe Ralf, bin 50, 190 groÃ, schlank, promoviert, gut situiert und würde dich sehr gerne kennenlernen. Auf der Suche bin ich nach einer gepflegten, gebildeten, femininen und aufregenden Frau im Raum München. Magst du einfach mal anrufen? Liebe GrüÃe Ralf 0161â606366XX. (Ein Foto kommt bei Interesse gerne per Mail.)«
Das soll er doch erst mal schicken.
Dritte Mail. Von »Daniel Essler«. Und die klingt klasse. »Hallo lebensfrohe Alexandra?! Ich habe heute deine AnÂÂzeige im Zeit-Magazin entdeckt und möchte dir schreiben. Ich, Daniel, bin ein fröhlicher 30-Jähriger aus Berlin, jedoch hat es mich zum Ingenieursstudium und zur Arbeit nach Bayern und nach Augsburg gezogen. Exakt auf deine Beschreibung passe ich nun wirklich nicht. Aber die Liebe zum guten Essen und die UnternehmungsÂlust kann ich ohne Weiteres teilen. Liebe GrüÃe, Daniel«.
Dass Augsburg wohl weniger nah an Berlin liegt, dafür kann der Daniel ja nichts. Ich klicke auf sein Foto. Dunkle