Manner Lieben
sich seinen Weg in Panik freischlug und nach draußen stürzte. Neben dem Blutenden griff eine Frau in ihre Jackentasche, holte ein Päckchen mit Taschentüchern hervor und stutzte dann sichtlich. Sie griff noch einmal hinein und zog ein Herrenportemonnaie heraus.
„Du hast es mir eben gegeben, nachdem du die Cocktails bezahlt hattest", stammelte sie.
Der Kerl riss ihr die Taschentücher aus der Hand und presste sich gleich die Hälfte davon vor die Nase.
Daniel und Vicky folgten Eric nach draußen.
Er stand an ein Schaufenster gelehnt, die Arme um den eigenen Körper geschlungen.
„Ich habe es nicht geklaut", sagte er eindringlich, als er die beiden sah.
„Das wissen wir", erwiderte Vicky leise.
Daniel näherte sich Eric und streckte seine Hände nach ihm aus. „Nicht anfassen", wisperte Eric verstört.
Ohne auf ihn zu hören, berührte Daniel ihn vorsichtig. Er war darauf bedacht, den Mann, den er liebte, nicht zu bedrängen, und ihm doch zu zeigen, dass er jetzt nicht alleine war. Liebevoll strich er ihm eine blonde Strähne aus der Stirn und versuchte die unruhigen blauen Augen einzufangen. „Er hat sein Portemonnaie gefunden. Niemand hält dich mehr für einen Dieb."
„Daniel hat das keine Sekunde lang getan", bekräftigte Vicky ernst.
„Ich werde das nie wieder los", flüsterte Eric verzweifelt. Daniel wusste, dass er nicht den Verdacht des Diebstahls meinte,
sondern die Panik, wenn ihm jemand auf brutale Weise zu nahe kam.
„Du hast ihm eine verpasst. Und du hattest jedes Recht dazu", schärfte Daniel ihm ein.
„Es hätte mich nicht gewundert, wenn du ihm geglaubt hättest, statt mir", sagte Eric so leise, dass Daniel ihn kaum verstand. Als er die Worte erfasst hatte, näherte er sich Erics Lippen mit den eigenen und flüsterte: „Ich glaube dir — immer! Weil ich weiß, dass du nicht mehr lügst. Alles andere ist Vergangenheit. Vorbei, hörst du? Ich liebe dich, und das hier ist unser neues Drehbuch fürs Leben. Wir schreiben es selbst. Nur du und ich! Alles klar?"
Er wartete, bis Eric endlich begriffen hatte und leicht nickte, bevor er ihn zärtlich küsste.
Nur zögerlich erwiderte Eric den Kuss, doch schließlich ließ er sich von Daniel aus seiner seelischen dunklen Ecke befreien. Die Vergangenheit lag endgültig hinter ihm, und Daniel ahnte, dass es wohl nichts gab, was Eric das besser beweisen konnte, als sein Kuss und die Sicherheit, dass er ihn ohne Vorbehalte liebte. [1]
----
[1] Daniel, Eric und Vicky sind Figuren aus dem Roman „Wie im Film" von Hanna Julian; ISBN 978-3-934442-59-7
Weitere Kostenlose Bücher