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Mari reitet wie der Wind

Mari reitet wie der Wind

Titel: Mari reitet wie der Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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der Schimmel auf das Mädchen zu. Die Mähne und der Schweif wehten und flatterten in der Luft. Mari vergewisserte sich mit einem Blick, dass kein Viehhüter in der Nähe war, bevor sie durch den lockeren Sand lief. Sie hatte einen Klumpen Salz mitgebracht, den sie Paloma entgegenhielt. Die Stute war jetzt so nahe, dass Mari die Wimpern ihrer dunklen Augen sehen konnte. Als sie das Salz von Maris flacher Hand leckte, fühlten sich ihre Lippen weich wie Samt an. An ihren Nüstern perlten kleine Tropfen. Als Paloma mit dem Salz fertig war, rieb sie ihre Wange an Maris Hand, beschnupperte ihr Haar. Mari legte die Hand auf den Rücken des Tieres, sah, wie das weiße Fell erschauderte. Sie sprach zu dem Schimmel, so leise, dass sie sich selbst kaum hörte.
    »Paloma! Du fehlst mir so! Und ich will nicht, dass andere dich reiten. Wenn wir doch irgendwohin gehen könnten, wo uns niemand findet! Aber ich hab kein Geld und ich muss zur Schule...« Paloma schien ihre Traurigkeit zu spüren. Sie beugte den Hals, um mit ihren Nüstern Maris Wange zu berühren. Das Mädchen presste sich enger an das Pferd. Dicke, heiße Tränen füllten ihre Augen. »Wenn wir wirklich wollten. Ja, wenn . . .« Nein, unmöglich! Sie musste sich diese Idee aus dem Kopf schlagen. Mari blinzelte, warf ihr Haar aus der Stirn. Die Versuchung, Paloma zu reiten, nahm zu, bis sie an nichts anderes mehr denken konnte. Weit und breit war kein Viehhüter in Sicht. In der Nähe lag ein gefällter Baumstamm, vom Salzwasser gebleicht und ausgewaschen. Mari trat auf den Baumstamm, krallte sich in der Mähne des Pferdes fest. Der Schimmel wartete, wie er es immer tat, bis das Mädchen auf seinem Rücken saß. Tiefer, gleichmäßiger Atem hob und senkte Palomas Flanken. Ihr Rücken war breit, federnd und warm. Ruhig und langsam setzte sie sich in Bewegung. Bei jedem Schritt fühlte Mari das mächtige Spiel ihrer Muskeln. Sie lehnte sich weit nach vorn, streichelte Palomas Hals, sprach leise in das wippende Ohr des Pferdes.
    »Du möchtest auch gern galoppieren, nicht wahr? Aber wir müssen vorsichtig sein. Du gehörst mir nicht mehr, verstehst du? Du gehörst diesem blöden Kerl. Ich weiß, das ist schwer zu ertragen. Aber es ist nun mal so . . .« Paloma schüttelte den Kopf, drängte vorwärts. Mari biss sich hart auf die Lippen. Nur eine Bewegung und sie würden im Flug dahinstürmen. Wie der Blitz, wie der Sturmwind, wie der Wildbach. Mit einem Mal vergaß Mari jede Vorsicht. Ein Schwindelgefühl erfasste sie, der Boden schien unter ihr wegzugleiten. Sie beugte sich tiefer über die Mähne des Schimmels, stieß dicht an seinem Ohr einen langen, spitzen Schrei aus. Da sprang das Pferd mit einem Satz vorwärts, trug Mari in pfeilschnellem Galopp über den Strand. Welch ein Ritt! Mari erschien er als der schönste ihres Lebens. Sie umklammerte Palomas warme Flanken mit den Beinen, krallte sich an der Mähne fest. Ohne Zaumzeug oder Sattel fing sie jeden Sprung mit einer geschickten Gegenbewegung ab. Mari hatte sich nie überlegt, wie sie das fertigbrachte, es war einfach eine Sache, die sie konnte. Mari dachte nicht mehr daran, vorsichtig zu sein; sie gab sich völlig diesem herrlichen Gefühl hin: Es war, als hätte sie Flügel. Sie warf den Kopf zurück, ließ sich tragen, wohin das Tier wollte. Der Himmel leuchtete türkisblau, sie war ganz von Luft und Licht umgeben. Doch auf einmal mischte sich ein anderes Geräusch in das Trommeln der Hufe. Mari schreckte aus ihrem Wachtraum auf, warf einen Blick über ihren Rücken. Sie sah, dass sich etwas Braunes bewegte. Einen Augenblick zuvor war noch nichts da gewesen, doch jetzt zeichneten sich drei Reiter scharf gegen den Himmel ab. Die Viehhüter hatten das Verschwinden der Pferde entdeckt und ritten schnell zum Strand, um die Tiere einzufangen. Nun hatten sie die Reiterin bemerkt, schwenkten ihre Dreizackgabeln und schrien ihr Worte zu, die der Wind davontrug. Schon kamen sie von den Dünen herabgejagt. Sandwolken stoben auf. Lähmender Schrecken fuhr Mari in die Glieder. Das, was sie machte, war verboten. Die Viehhüter würden sie einfangen, der Polizei übergeben. Womöglich musste sie eine Buße bezahlen. Oder sie kam ins Gefängnis, wie ihr Vater. Was nun? Angst schnürte Mari die Kehle zu. Sie klammerte sich fester an Paloma. Ihre einzige Hoffnung war, so viel Vorsprung zu gewinnen, dass sie von dem Rücken des Pferdes springen und im Unterholz verschwinden konnte, bevor sie eingeholt wurde. Sie legte sich

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