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Mariana

Mariana

Titel: Mariana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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Himmel und Meer. Unterwegs machten sie in Malte Station. Früh am Morgen kamen sie an und fanden den Hafen in ein eigenartig flammendgelbes Licht getaucht. Mary hatte Onkel Tim ein Telegramm geschickt, und sie fiel vor Aufregung fast über die Reling, als sie entdeckte, daß die tuckernde Barkasse, die längs der Gangway anlegte, für Sam und sie gekommen war. Sie trug ihren schönsten weißen Hut, in dem sie, laut Sam, wie ein Engel aussah, und sie hoffte nur, daß die anderen Passagiere auch bemerkten, auf welch vornehme Art Sam und sie abgeholt wurden.
    Mary hatte schon früher von Onkel Tims Schiffen aus Flottenparaden mit angesehen, und wenn sie Angela auf der Insel Wight besuchte, hatte sie auf dem Weg dorthin mit Michael in Portsmouth Tee getrunken, aber wie sie sich zu verhalten hatte, wenn sie ein Schiff betrat und die Offiziere salutierten, dieses Problem hatte sie noch nicht gelöst. Sollte man so tun, als sähe man es nicht, sollte man huldvoll den Kopf neigen, lächeln, oder was sonst? Am liebsten würde sie ebenfalls salutieren.
    Aber wenn Sam bei ihr war, konnte sie nichts mehr in Verlegenheit bringen. Früher war sie fast gestorben, wenn sie allein in ein Restaurant oder zu einer Cocktail-Party gehen mußte, wo außer ihr jeder jeden kannte und mit großem Hallo begrüßte. Jetzt besaß sie viel mehr Selbstvertrauen und innere Ruhe. Sam gefiel sie so, wie sie war. Also war sie vielleicht ganz in Ordnung.
    In der Kapitänskajüte wurden sie von Onkel Tim mit einer Unmenge Cocktails, zwei jungen, überaus korrekten Offizieren und einem dritten, nicht ganz so korrekten, aber dafür bedeutend amüsanteren, erwartet. Am bemerkenswertesten von allen aber war Onkel Tims Frau.
    Sie war, wie Sam später bemerkte, die <Übertreibung in Person>. Ein Marineabzeichen war am Rand ihres aufgeschlagenen, strengen Hutes befestigt, ein weiteres an ihrer Bluse. Ihr Zigarettenetui, ihre Puderdose und ihre Uhr trugen Seemannssymbole, und am Revers ihres soliden Leinenkostüms war eine Reihe kleiner Emailleflaggen befestigt — ihre Initialen im Marine-Code. Sie wußte mit allem, was die Marine betraf, besser Bescheid als irgend einer der anwesenden Männer.
    Onkel Tim schien, nachdem er den ersten Schock, sich als Ehemann wiederzufinden, überwunden hatte, sehr glücklich mit ihr geworden zu sein. Er überließ sie ihren Neigungen und ging den seinen nach. Mary, die von einem der korrekten Jünglinge über Malta belehrt wurde, sah, daß sich Sam und Onkel Tim bei etlichen Gins ausgezeichnet unterhielten. Sam interessierte sich leidenschaftlich für die Marine und verstand beinah ebensoviel davon wie Tante Annabelle. Er besaß eine eigene Yacht, die in West Mersea lag, in der Nähe der kleinen Cottage, die Mary nach ihrer Rückkehr gründlich saubermachen und verschönen würde. Sie hätte gern bei dem Gespräch übers Segeln zugehört, aber der andere von den beiden Korrekten, für den alles entweder oder eine war, hatte sich in die Unterhaltung gemischt.
    Bei Tisch saß Mary Sam gegenüber, und am liebsten hätte sie die ganze Zeit über gekichert. Nach zwei starken Cocktails und einem Glas Sekt konnte sie nur schwer die Fassung bewahren beim Anblick von Sams Gesicht, als er zum erstenmal hörte, wie Tante Annabelle einen der Offiziere mit «Nummer eins» anredete. Er war noch immer in sein mit Onkel Tim, wie Tante Mavis das nennen würde, vertieft, aber ab und zu warf er einen Blick auf Tante Annabelle, als ob er sich vergewissern wolle, daß es so etwas wirklich gab, und dann zuckte er mit dem Mundwinkel — ein geheimes Zeichen zwischen ihm und Mary, wenn ein Blick zu zufällig war. Ein Matrose erschien in der Tür und pirschte sich mit einer Meldung an Onkel Tim heran. Tante Annabelle hielt seinen Abgang auf, indem sie ihm den Befehl erteilte: «Mason, ich hab das Kochgeschirr vom Captain noch in meinem Wagen. Er wird heute nacht an Bord bleiben. Sie werden es schon finden, es ist achtern verstaut.» Mary dachte, Sam würden gleich die Augen aus dem Kopf fallen.
    «Aber, Mrs. Howard», bedrängte sie der Fremdenführer, «das Fort müßten Sie unbedingt sehen, bevor Sie abfahren. Es ist wirklich sehenswert. Vielleicht können wir es Ihnen nach dem Essen noch zeigen. Ich hab einen alten Klapperkasten am Hafen stehen.»
    Auf ihrer anderen Seite sagte die zu Onkel Tim: «Ja, Sir. Beim Zeus, nein, tatsächlich, Sir? Ja, ha, ha!» Er war sehr schüchtern,

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