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Mariana

Mariana

Titel: Mariana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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hatte große, ungeschickte Hände, eine zarte, helle Haut und errötete leicht. Mary sah plötzlich, daß seine Manschetten ausgefranst waren, und er tat ihr schrecklich leid. Sicher war er mit der Tochter eines pensionierten Marineoffiziers verlobt, sie waren zu arm, um zu heiraten, und wenn sie schließlich heirateten, dann würde sich das Mädchen zu einer zweiten Tante Annabelle entwickeln, und die würde nicht genug Mumm in den Knochen haben, sich dagegen aufzulehnen.
    Mary brannte darauf, mit Sam fortzugehen und sich mit ihm über alles zu unterhalten. Das war für sie jetzt immer das Wichtigste bei jeder Einladung.
    Tante Annabelles Aufforderung, die eher dem Befehl eines Admirals glich, zu ihrer Wohnung zu kreuzen und die Kinder zu besichtigen, lehnten sie ab. Der Kapitän der pflegte die Anker nicht gemäß dem Fahrplan, sondern ganz nach Laune zu lichten. Dadurch waren bereits drei deutsche in Bari zurückgeblieben, und obwohl das kein großer Verlust war, hatten Sam und Mary nicht die Absicht, ein Gleiches zu erleben.
    Natürlich fuhr die dann erst drei Stunden, nachdem sie an Bord gegangen waren, ab. Während sie in ihren Liegestühlen an Deck lagen, erhielten sie mehrere Funksprüche von Tante Annabelle, die ihnen befahl, in ein Boot zu springen und an Land zu kommen. «Stechen gerade in See», antworteten sie beharrlich, obwohl die fest und sicher vor Anker lag und nicht das kleinste Rauchwölkchen aus ihren Schornsteinen aufstieg.
    In Neapel verließen sie die im Schatten des rauchenden Vesuvs und fuhren mit einem anderen Schiff um die Südspitze der Bucht nach Amalfi, wo die nackten Felsen unmittelbar von der Terrasse ihres Hotels steil ins Meer abfielen. Den ganzen Tag lang glitten die kleinen, weißen Segel dort unten vorbei, und des Nachts stieg manchmal die einschmeichelnde Melodie von vom Meer zu den Sternen empor. Wenn man aus dem Fenster blickte, konnte man die Lichter der Fischerboote sehen, die auf dem dunklen Wasser wie Glühwürmchen leuchteten.
    Mary zählte die Tage nicht mehr, die in süßem Nichtstun vergingen. Sie segelten mit dem schnittigen, blauen Boot, das sie fast schon als ihr Eigentum betrachteten, nahmen Sonnenbäder auf dem Balkon oder lagen den ganzen Tag auf den flachen Felsen an der Seeseite der Hafenmole. Wenn die Hitze unerträglich wurde, glitten sie wie Seehunde in das durchsichtige Wasser. Manchmal wanderten sie abends die Hügel hinauf nach Ravello, und wenn sie sich umblickten, sahen sie den Schein der untergegangenen Sonne wie Alpenglühen auf den weißen Häusern hoch über dem Hafen liegen, und das Wasser war mit dunkelrosa Streifen durchzogen, die wie Seide glänzten.
    Wann fiel es ihnen eigentlich zum erstenmal auf, daß die Times sich drei Tage verspätet hatte? Wann hatten sie zum erstenmal versucht, die Nachrichten im Sender Rom zu verstehen, und wann, im Radioapparat des Hotelbesitzers Daventry zu bekommen? Die Stürme in den Alpen hatten den Empfang sehr gestört. Mary hatte sich nicht darum gekümmert, was in der Welt vorging. Ihre Hauptsorge war, ob ihre Schultern sich wohl schälen würden oder nicht. Von einem Tag zum anderen schien nun plötzlich eine Krise ausgebrochen zu sein, die wahrhaftig dazu führte, daß die Engländer im Hotel miteinander sprachen.
    «Der gute, alte Mann», sagten sie, als die Nachricht durchsickerte, daß Chamberlain nach Bad Godesberg geeilt war, «er wird die Sache schon in Ordnung bringen.»
    Sam schlenderte deprimiert auf den Balkon hinaus, die Hände in den Taschen seiner Shorts vergraben, und Mary dachte, was für fabelhafte Beine er doch habe. Er hatte sich unten im Hotel gerade mit einem Franzosen unterhalten, einem Mann, der streng vertrauliche Informationen besaß, die er bereitwilligst weitergab, wobei er den Finger auf die Lippen legte, um zu zeigen, daß sie wirklich streng vertraulich waren.
    «Man kann nicht wissen, was passiert, mein Liebes. Ich überlege, ob wir nicht doch besser nach Hause fahren.» Eigentlich hatten sie vorgehabt, noch zwei Wochen in Amalfi zu bleiben.
    «O nein.» Mary hatte sich mit dem Oberkellner unterhalten, und der hatte sie davon überzeugt, daß der Duce nicht erlauben würde, daß irgend etwas passierte.
    Und wirklich, am Abend unten im Ort, schallte die Stimme des Duce aus allen Läden, die Radio besaßen, und flößte den Italienern, die in Gruppen vor den Türen hockten und in die Gegend

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