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Marillenknoedel und das Geheimnis des Gluecks

Marillenknoedel und das Geheimnis des Gluecks

Titel: Marillenknoedel und das Geheimnis des Gluecks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Sternberg
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(so viel Feingefühl hat sogar ein Mann mit seinem Haaransatz), aber als ich mich aufs Klo schlich, um nach einem heimlichen Heulkrampf hinter verschlossener Bürotür mein verschmiertes Make-up zu richten, sah ich, wie sie mit unserem Hörbuch-Programmleiter Reinhold Feininger über ihre Lektoratserfahrung sprach. Reinhold Feininger – ein Mann mit Haartolle, dem seine Frau jeden Morgen eine Tupperware-Dose mit den Resten vom Abendessen mitgab – starrte mit glasigen Augen auf den dritten Knopf ihrer schwarzen Seidenbluse, während die Tussi von ihrer Tätigkeit bei Gloom & Cherubim Publishing erzählte, einem Verlag, der vor allem Hausfrauen mit Esoterik versorgt. Pendelanleitungen, Quantenheilung und so Quark.
    Das war so demütigend! Ich presse meinen Kopf ins Kissen und versuche, mir nicht zu deutlich auszumalen, wie demütigend das war. Aber wenn ein Chef denkt, er könnte einen locker durch ein blondes Dummchen ersetzen, dann sollte man wirklich über seine Perspektiven nachdenken: Gas? Gift? Oder doch lieber springen?
    Auf alle Fälle wollte ich auf gar keinen Fall irgendwelchen Kollegen begegnen – ich hatte einfach nicht den Mut, den anderen ins Gesicht zu sehen und ihnen, wenn sie Tschüss, bis morgen! sagen, die Wahrheit zu erzählen: Olaf Schwarz hat mich gegen etwas mit IQ 13 und Jeansgröße 25/34 ausgetauscht.
    Also verkroch ich mich in meinem Büro, bis die anderen gegangen waren, und richtete alle laufenden Vorgänge so her, dass man mir zumindest nicht vorwerfen konnte, meine Nachfolgerin hätte keine Chance gehabt, sich zurechtzufinden. Dann packte ich sämtliche Bücher, die ich in den letzten Jahren lektoriert hatte und die noch nicht zu Hause in meinem Regal standen, in eine Kiste, rief mir ein Taxi und versuchte mich dazu zu zwingen, mich beim Verlassen des Verlags nicht noch einmal umzusehen.
    Der Pappkarton als Krisenaccessoire – jetzt auch in Hamburg-Harvestehude.
    Natürlich rammte ich draußen vor der Tür als Erstes Reinhold Feininger, der mit zwei Tengelmanntüten voller Manuskripte im Hauseingang stand und darauf wartete, dass seine Frau ihn abholen kam. Sein Blick wurde mitleidig, als er erkannte, wer der Rowdy mit dem Pappkarton war, aber schließlich erklärte er mir doch, dass man die Neue habe nehmen müssen – Mitarbeiter mit diesen Qualifikationen gebe es nicht oft auf dem Arbeitsmarkt.
    »Was für Qualifikationen?«, fragte ich gereizt und eigentlich nur, weil ich sehen wollte, wie Reinhold Feininger mit rotem Kopf zu stammeln beginnt, aber dann erzählte er, dass die Dame eine Urenkelin Max Plancks sei, in Oxford studiert habe und vorher Sachbuch-Programmleiterin beim berühmten Bloomsbury-Verlag in London gewesen sei.
    Bloomsbury Publishing. Nicht Gloom & Cherubim.
    Es gibt nur eine Sache, die schlimmer ist, als durch ein blondes Dummchen ersetzt zu werden – wenn sie dich durch ein blondes Dummchen ersetzen, das dreimal so klug ist wie du und auf Elf-Zentimeter-Absätzen laufen kann.
    Zu Hause schüttete ich eine halbe Flasche Weißwein in mein Riesenrotweinglas und trank es noch im Stehen aus. Dann schenkte ich mir die andere Hälfte ein und machte einen SOS -Anruf bei meiner besten Freundin Sarah. Sarah und ich kennen uns noch aus meiner Studentenzeit, als sie in meinem Lieblingscafé kellnerte und immer einen guten Grund wusste, warum ich lieber noch einen Cappuccino bestellen und die Vorlesung sausen lassen sollte. Eine Zeit lang gingen wir fast jeden Abend zusammen aus, denn durch ihre Kontakte in die Gastronomie wusste sie wirklich von jeder Party der Stadt. Sie stand entweder auf der Gästeliste oder wurde vom Türsteher vom Ende der Schlange nach vorne gewunken. Sie wusste, bei welchem Barkeeper man Freigetränke bekam und wer noch Zigaretten hatte, wenn alle Automaten leer gekauft waren.
    Inzwischen hat sie den Job, den sie sich immer gewünscht hat, und ist ein bisschen ruhiger geworden. Sie arbeitet als Köchin im Edelweiß, einem Blankeneser Nobelrestaurant, das so angesagt ist, dass es inzwischen sogar meine Eltern mitbekommen haben. Schon seit Monaten versucht meine Mutter mich dazu zu überreden, einmal mit ihnen dort hinzugehen – sie will einfach nicht kapieren, dass es mir irgendwie unangenehm wäre, mich mit meinen Eltern von meiner besten Freundin bewirten zu lassen. Wahrscheinlich fände sie es sogar schick, raushängen zu lassen, dass ich mit jemandem aus einer Zwei-Hauben-Küche befreundet bin.
    Eine Stunde nach meinem Anruf saßen Sarah und

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