Marissa Blumenthal 01 - Virus
Leute umfassenden medizinischen Personals gestorben, außerdem einhundertvierzehn Dorfbewohner. Man hatte das Krankenhaus schließen müssen, weil niemand mehr in der Lage war, den Betrieb aufrechtzuerhalten.
Dr. Bouchard entschied, daß der gesamte Bumba-Distrikt unter Quarantäne gestellt werden müsse. Er erledigte rasch die dafür notwendigen Telefongespräche mit Kinshasa und bat dann den widerstrebenden Dr. Lugasa, sich für den kommenden Morgen um die entsprechenden Transportmöglichkeiten zu kümmern, damit sie sich nach Yambuku begeben und dort vor Ort persönlich die Lage prüfen könnten.
24. September 1976
Als die beiden Ärzte am nächsten Tag den Hof des Missionskrankenhauses von Yambuku betraten, empfing sie eine unheimliche Stille. Eine Ratte huschte über das Geländer eines leeren Vorbaus, und Verwesungsgeruch überfiel die Sinne der beiden Männer. Sie hielten sich Leinentaschentücher vor die Nase, stiegen widerstrebend aus dem Landrover und warfen dann zaghaft einen Blick in das nächststehende Gebäude. Dort lagen zwei Leichen, bei denen aufgrund der Hitze der Verwesungsprozeß schon begonnen hatte. Erst im dritten Gebäude fanden sie dann jemanden, der noch lebte: eine Krankenschwester im Fieberdelirium. Die Ärzte gingen in den verlassenen Operationssaal und zogen sich dort in einem verspäteten Versuch, sich zu schützen, Handschuhe, Kittel und Mundschutz an. Dann kümmerten sie sich, immer noch in Sorge wegen der eigenen Gesundheitsgefährdung, um die kranke Schwester und suchten anschließend nach weiterem Personal. Außer etwa dreißig Toten fanden sie vier Patienten, die noch schwache Lebenszeichen zeigten.
Dr. Bouchard nahm Funkverbindung mit Kinshasa auf und forderte die Hilfe der Luftwaffe an, um die Patienten in die Hauptstadt zu bringen. Bis jedoch die Abteilung für Infektionskrankheiten an der dortigen Universität die erbetenen Anweisungen für die erforderliche Isolierung der Erkrankten während des Transports durchgegeben hatte, war nur noch die Krankenschwester am Leben. Dr. Bouchard hatte darauf hingewiesen, daß die Isolierungsmaßnahmen von höchster Wirksamkeit sein müßten, denn es handle sich offensichtlich um eine außerordentlich ansteckende und weitgehend tödlich verlaufende Krankheit.
30. September 1976
Die belgische Krankenschwester, die man nach Kinshasa verlegt hatte, starb um drei Uhr nachts, obwohl man sechs Tage lang verzweifelt um ihr Leben gerungen hatte. Eine Diagnose wurde nicht erstellt, aber nach der Autopsie wurden Proben von Blut, Leber, Milz und Gehirn an das Institut für Tropenmedizin in Antwerpen, an die Mikrobiologische Forschungsanstalt im englischen Porton Down und an das Seuchenkontrollzentrum (Centers for Disease Control, CDC) in Atlanta/USA geschickt. Im Gebiet von Yambuku waren nun 294 Erkrankungsfälle registriert mit einer Sterblichkeitsrate von etwa neunzig Prozent.
13. Oktober 1976
Der Yambuku-Virus wurde in den drei Forschungsstätten fast gleichzeitig bestimmt. Es wurde festgestellt, daß er in seiner Struktur dem Marburg-Virus ähnelte, der 1967 erstmals mit tödlicher Wirkung bei Laboratoriumsangestellten, die in Uganda mit Meerkatzen zu tun hatten, aufgetreten war. Der neue Virus, offenbar noch ansteckender als der Marburg-Virus, erhielt den Namen Ebola-Virus nach dem Ebola-Fluß nördlich von Bumba. Er mußte als der todbringendste Erreger seit den Zeiten der Pest betrachtet werden.
16. November 1976
Zwei Monate nach dem ersten Auftreten dieser neuen Krankheit in Yambuku ging man davon aus, daß man sie erfolgreich unter Kontrolle gebracht habe, denn während der letzten Wochen waren keinerlei neue Fälle aus dem Gebiet gemeldet worden.
3. Dezember 1976
Die Quarantäne des Bumba-Distrikts wurde aufgehoben und der Flugbetrieb wieder aufgenommen. Der Ebola-Virus hatte sich offenkundig an seinen Ursprungsort zurückgezogen. Wo dieser lag, blieb ein absolutes Geheimnis. Ein internationales Spezialistenteam, darunter Dr. Dubchek vom Zentrum für Seuchenkontrolle in Atlanta, der seinerzeit bei der Feststellung des Erregers des Lassa-Fiebers eine wichtige Rolle gespielt hatte, hatte auf der Suche nach dem Ursprung des Ebola-Virus das ganze Gebiet abgegrast mit Untersuchungen bei Säugetieren, Vögeln und Insekten. Aber die Virusspezialisten hatten nicht den geringsten Erfolg verzeichnen können - es fand sich nicht einmal eine Spur.
Los Angeles,
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