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Mark Brandis - Aufstand der Roboter (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Mark Brandis - Aufstand der Roboter (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Titel: Mark Brandis - Aufstand der Roboter (Weltraumpartisanen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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der erbeuteten Najade von Berlin nach Peking (einschließlich von mehreren Tonnen Venal und der Chromkiste mit Gehirnstaub) umgeben war, mit voller Absicht durchbrochen worden. Aller Wahrscheinlichkeit nach war auf Befehl des Generals längst eine schnelle und kampfstarke Raumpatrouille in Alarmbereitschaft versetzt worden. Die Gelegenheit, die wertvolle Fracht der Najade mittels eines Handstreiches zurückerobern zu können, mußte ihn geradezu phantastisch dünken. Die beiden uns eskortierenden Taurus-Zerstörer sollten ein kurzes Gefecht zu unserer Verteidigung führen, bevor sie vor der Übermacht zugrunde gingen. Einen von ihnen konnte ich durch das Cockpit-Fenster sehen: silbern und schlank vor der samtenen Schwärze des Alls; und aus irgendeinem Grunde erinnerte er mich an einen Tautropfen auf dem Blütenblatt einer schwarzen Rose.
    Was man nicht sehen konnte, war dies: die Taurus-Zerstörer waren eine besondere Konstruktion unseres Geheimdienstes, sie flogen ferngelenkt ohne Mannschaft. Ihr erbitterter Widerstand sollte den Köder noch glaubhafter machen, ohne daß dabei Menschenleben geopfert werden mußten.
    Lieutenant Stroganow überprüfte, als ich an ihm vorüberschritt, gerade ein letztes Mal den eingesteuerten Kurs.
    Ich nickte ihm zu. »Nervös, Lieutenant.«
    Langsam hob er sein breitknochiges, flächiges Gesicht zu mir auf.
    »Warum sich etwas vormachen, Sir? Ich habe ganz erbärmliche Angst.«
    Ich hoffte, das dünne Lächeln, mit dem ich meine Antwort versah, würde ihm etwas davon nehmen. »Nicht Sie allein, Lieutenant. Ich auch.«
    Sein Blick wurde fragend. »Was, Sir, werden Sie mit uns machen?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte ich wahrheitsgemäß, »ich weiß es wirklich nicht. Ich kann nur hoffen, daß sie uns den Prozeß machen. Das gibt uns etwas Zeit.«
    Lieutenant Stroganows Mund wurde auf einmal hart. »Es ist wohl auch gleichgültig, Sir, sofern wir Erfolg haben.«
    Würden wir Erfolg haben?
    Das war die Kardinalfrage. Niemand wußte darauf eine Antwort. Das ganze Unternehmen basierte auf einer Hypothese, auf einer unbewiesenen Vermutung.
    Ich zog die Tür zum vorderen Laderaum auf und stand vor der Chromkiste. Ich brauchte den schweren Deckel nicht zu heben, um zu wissen, was sie enthielt. Nur einige wenige Eingeweihte wußten, daß ihr Inhalt sich verändert hatte.
    Lieutenant Ibaka, dachte ich, so also kämpfst du deinen letzten einsamen Kampf!
    Stumm, überwältigt stand ich da, den Blick auf die Chromkiste gerichtet, in der seit wenigen Stunden, Staub unter Staub, alles jenes schlummerte, was Antoine Ibaka im Verlauf seines Lebens an Erfahrungen hatte sammeln können.
    Genau wie jeder andere Mensch hatte Antoine Ibaka Schritt für Schritt die Welt für sich erobert: als Kind, als Jüngling, schließlich als erwachsener Mann. Er hatte es lernen müssen, mit Gefahren zu leben, Enttäuschungen hinzunehmen und zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden. Später gesellten sich dann sanfte Erfahrungen wie Zärtlichkeit und Liebe hinzu, das Berufswissen, die Kenntnis politischer, historischer und sozialer Zusammenhänge.
    Alles dies war nichts Außergewöhnliches. Millionen und Abermillionen Menschen in beiden Teilen der EAAU hatten die gleichen Erfahrungen gemacht. Zum Glück war dies nicht alles.
    Antoine Ibaka war es nämlich vergönnt gewesen zu erfahren, was es bedeutet, als freier Bürger in einem humanen Rechtsstaat zu leben. Mit vollem Bewußtsein hatte er eine Staatsform kennengelernt, die einen zivilisatorischen Höhepunkt darstellte: die EAAU in ihrer ursprünglichen Form. Alles jenes, was dazu gehört, dem Leben eines Menschen Würde und Schönheit zu verleihen, war in dieser Erfahrung unverlierbar und untilgbar enthalten.
    Das unterschied Lieutenant Ibakas Erinnerungsschatz von jenem der namenlosen Unbekannten. Doch dies war noch nicht das Wichtigste.
    Stets, in jeder Phase seines Lebens, war Antoine Ibaka ein unerbittlicher und unbestechlicher Feind des Generals aus Texas und seiner Reinigende-Flamme-Ideologie gewesen. Mehr als einmal hatte er sich von dieser Feindschaft in einen Kampf auf Tod und Leben führen lassen: gegen den menschenverachtenden Machtanspruch einer kleinen despotischen Gruppe, für eine menschenwürdige Weltordnung.
    Falls unsere Annahme über die Produktionsweise des Homo Factus zutraf – aber auch nur dann –, konnte sich dieser unscheinbare Staub, der all dies bewahrte, als eine Zündschnur erweisen, die zur großen, befreienden Explosion

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