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Mark Brandis - Raumsonde Epsilon

Mark Brandis - Raumsonde Epsilon

Titel: Mark Brandis - Raumsonde Epsilon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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einfachsten Mitteln dem halbwracken Schiff den kürzesten Weg zum rettenden Hafen zu weisen. Nur um wenige Stunden hatte er sich verrechnet; an den veranschlagten neun Tagen fehlten noch hundertundzweiundsiebzig Minuten.
    Ich drückte die Taste. »Brücke an NC! Meine Anerkennung für diese Leistung, Lieutenant! Ich werde nicht vergessen, sie lobend zu erwähnen.«
    »Tun Sie das nicht, Sir!« bat Lieutenant Stroganows Stimme im Lautsprecher, »Nichts wäre mir verhaßter als eine Beförderung hinter einen Schreibtisch.«
    »Das würde ich zu verhindern wissen, Lieutenant!« sagte ich.
    Der Anblick von Isidor hob die Stimmung. Wir waren wieder in der Lage zu scherzen.
    »Pilot an Commander!« Captain van Kerk wandte sich mir zu. »Ihre Befehle!«
    »Auf Landeposition gehen und abwarten!«
    »Landeposition einsteuern und abwarten! Aye, aye, Sir.«
    Der gelbe Diskus rückte näher. Man erkannte die Aufbauten: den hohen, schlanken Tower und die vielen fahrbaren Kräne der Werft. Die Plattform, der Sonne zugekehrt, glich selbst einem gewaltigen Sonnenrad. Das Licht, das sie zurückwarf, machte die Augen tränen. Auf dem Landeplatz standen drei Schiffe. Eines davon wurde gerade beladen: flinke Transporter huschten vor und zurück.
    Das kalte, grausame, majestätische All hatte uns freigegeben; eine Woche auf Isidor, und die Hermes würde wieder sein, was sie vor dem Raumzwischenfall gewesen war: der VEGA bestes und schnellstes Expeditionsschiff.
    »Brücke an FK! Blinkspruch an Isidor: Wir bitten um Landeerlaubnis!«
    »Landeerlaubnis einholen!« bestätigte Lieutenant Mercier. »Aye, aye, Sir.«
    Noch einmal drückte ich die Taste. »Ergänzen Sie den Blinkspruch um die Mitteilung, daß die Hermes nur zu sechzig Prozent manövrierfähig ist! Die Landung könnte unter Umständen reichlich hart ausfallen.«
    »Roger, Brücke. Ich beginne mit der Durchgabe.«
    Captain van Kerk, das bockende Schiff mit beiden Händen steuernd, warf mir einen raschen Blick zu. »In Metropolis, denke ich, wird es einigen Wirbel geben, wenn man erfährt, was geschehen ist, Sir.«
    »Noch mehr Wirbel wird es geben«, antwortete ich, »sobald ich einigen verantwortlichen Herren der Strategischen Raumflotte meine Aufwartung mache.«
    »Man wird die Angelegenheit unter den Teppich kehren!«
    »Nicht, wenn VEGA auf einer Untersuchung besteht. Harris wird nicht lockerlassen – verlassen Sie sich darauf, Captain!«
    »Das macht Koskinen auch nicht wieder lebendig, Sir!«
    »Aber es wird dazu beitragen, daß sich eine ähnliche Schweinerei nicht wiederholt. Die Schuldigen müssen bestraft werden.«
    Auf Isidor war unser Blinkspruch zur Kenntnis genommen worden. Die Tower-Spitze begann zu glühen: zunächst das obligatorische Erkennungssignal – dann die Durchsage.
    Lieutenant Mercier meldete sich über Lautsprecher. »FK an Brücke! Isidor bestätigt, Sir. Die Landung ist freigegeben.«
    Die Reise näherte sich ihrem Ende. Fester Boden erwartete uns – gleichbedeutend mit Entspannung und Schlaf. Was aber noch wichtiger war: Ich würde endlich in der Lage sein, mit Metropolis zu sprechen, den vorläufigen Abbruch der Expedition bekanntzugeben und den Grund dafür zu erklären.
    Captain van Kerk wartete.
    Ich nickte. »Setzen Sie auf, Captain!«
    »Aufsetzen«, bestätigte er. »Aye, ave. Sir.«
    Es war eine wahre Freude, ihm zuzusehen, wie er dem widerspenstigen Schiff seinen Willen aufzwang: Scheinbar ein in Trance verfallener Hellseher mit geschlossenen Lidern, in Wirklichkeit hellwach, ein Pilot im Zustand höchster Konzentration. Ich hätte es nicht besser machen können. Die harte Landung, die ich befürchtete, blieb aus. Federleicht setzte die Hermes auf.
    Captain van Kerk schaltete das Triebwerk ab. »Pilot an Commander!« meldete er. »Schiff gelandet, Triebwerk gestoppt.«
    »Danke, Captain«, sagte ich. »Alle Aggregate auf Null! Wir gehen von Bord.«
    »Alles auf Null. Aye, aye, Sir.«
    Ein letztes Mal drückte ich Alle Stationen.
    »Hier spricht der Commander. Wir sind soeben auf Isidor gelandet. Wir werden das Schiff reparieren und neue Befehle einholen. Ich danke Ihnen allen für Ihre gewissenhafte Pflichterfüllung. Ihre Ruhe und Besonnenheit haben es möglich gemacht, diese mißliche Situation zu meistern. Mit einer solchen Besatzung zu fliegen ist ein Glück und eine Freude.« Ich ließ eine Sekunde verstreichen, dann fügte ich mit gewohnter Nüchternheit hinzu: »Meine Herren, wir gehen jetzt von Bord! Bitte, vergessen Sie nicht,

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