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Mark Brandis - Verrat auf der Venus (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Mark Brandis - Verrat auf der Venus (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Titel: Mark Brandis - Verrat auf der Venus (Weltraumpartisanen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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die Armaturen und meldete mir, daß wir uns auf programmiertem Kurs befanden und daß er nun auf Selbststeuerung umschaltete.
    »Danke, Captain«, sagte ich. Anschließend hob ich die Manövrierbereitschaft auf. Fortan blieben alle Entscheidungen über Kurs und Geschwindigkeit dem Bordcomputer überlassen – es sei denn, das Schrillen der Alarmglocken machte unser Eingreifen erforderlich.
    Auf dem Radarschirm sah ich die Perlenkette der Towns . Sie reflektierten das Sonnenlicht. Ich dachte an Ruth und bedauerte sie, weil sie nun ein neues Mal auf mich warten mußte, ohne zu wissen, wann ich zu ihr zurückkehren würde.
    Noch am Morgen dieses Tages hatte ich mich mit dem Gedanken beschäftigt, ob es so etwas gäbe wie Vorahnungen. Sonderbarerweise stellte sich mir in diesen ersten Minuten des Fluges nicht die geringste Vorahnung ein. Ja, hätte mir jemand in diesem Augenblick eröffnet, daß es für uns alle, die wir an Bord waren, keine Rückkehr mehr gab, hätte ich es sicherlich nicht einmal geglaubt. Es gibt Dinge, die die Vorstellungskraft eines Menschen übersteigen.
    Major Bjelowski löste seine Gurte und erhob sich aus seinem Sitz. »Wenn es Ihnen recht ist, Commander, sollten wir jetzt die Einzelheiten durchsprechen.«

Kapitel 06
    In meinem Ruheraum hatte ich mich gerade in das Studium der Mondkarten vertieft, als mich über die Bordsprechanlage die Stimme des Piloten erreichte: »Pilot an Commander: Bitte in den Kommandoraum kommen.« Ich bestätigte und warf einen Blick auf die Uhr. Seit dem Start waren fast auf die Minute genau sieben Stunden vergangen.
    Im Kommandoraum nahm ich meinen Platz ein. »Was ist los, Captain?«
    »Radarkontakt, Sir«, sagte Monnier.
    Auf dem Radarschirm zeichneten sich die Einzelheiten bereits deutlich ab. Ein Leichter Kreuzer und zwei Taurus -Zerstörer hielten auf uns zu: helle Reflexe, die sich schräg von vorn auf uns zu bewegten.
    »Was hat das zu bedeuten, Commander?« fragte Major Bjelowski.
    »Wir werden es wohl gleich erfahren«, sagte ich.
    Jeden Augenblick mußte die akustische Warnvorrichtung des Raumüberwachungsradars ansprechen, ausgelöst durch den Bordcomputer, und uns die bevorstehende Kollisionsgefahr melden. So weit kam es jedoch nicht. Der Leichte Kreuzer und die beiden Taurus -Zerstörer beschrieben plötzlich eine Schleife und verlangsamten, und damit wußte ich Bescheid. »Kein Grund, um sich aufzuregen«, sagte ich. »Das ist nur eine von unseren Raumpatrouillen.«
    Über den Lautsprecher kam in Form einer kühlen, blechernen Stimme die Bestätigung. »Venus-Raumpatrouille an Delta VII. Sie verlassen jetzt den kontrollierten Raum. Können wir noch etwas für Sie tun?«
    Ich wählte die der militärischen Raumfahrt vorbehaltene Frequenz. »Delta VII an Venus-Raumpatrouille. Keine Wünsche, keine Beanstandungen. Ende.«
    »Guten Flug, Delta VII«, quakte der Lautsprecher und verstummte. Die Raumpatrouille drehte ab. Eine Minute später erloschen auf dem Radarschirm die Reflexe.
    Erst viel später sollte ich mir darüber im klaren werden, daß uns mit diesen Worten die Venus ihren letzten Gruß entboten hatte; und zu dem Zeitpunkt, als ich das erkannte, war es zum Umkehren zu spät. Die Venus war uns genauso unzugänglich geworden, wie es die Erde bereits war.
    Heute, da ich diese meine Erlebnisse aufzeichne, weiß ich allerdings, daß es dem Menschen nur zum Vorteil gereicht, daß er nicht in die Zukunft blicken kann. Denn so wie es eine Vorfreude gibt, gäbe es sicherlich auch eine Vorangst, und der Mensch würde den Herausforderungen des Lebens ausweichen. Das aber wäre das Ende seiner Geschichte.
    Ich machte die übliche Eintragung ins Bordbuch und blieb noch eine Weile im Kommandoraum. Captain Monnier erkundigte sich nach dem genauen Landeplatz, und ich gab ihm Auskunft. Wir verkehrten kühl und sachlich miteinander – ohne den herzhaften Unterton des Vertrauens, der sich oft in die Gespräche einschlich, die ich mit Stroganow und Ibaka führte, ein Unterton, der die zwischen uns herrschende Freundschaft bestätigte, ohne dabei meine Autorität als Commander in Frage zu stellen. Mit Captain Monnier war das anders. Er ebenso wie ich unterwarf sich der strengen Disziplin der Bordgemeinschaft, wobei alles Persönliche aus dem Spiel blieb. Im Grunde war ich ihm dankbar dafür, denn seine reservierte Förmlichkeit, an der es nichts auszusetzen gab, trug dazu bei, meine Erinnerungen in Schach zu halten und mich nicht ständig an mein früheres Versagen

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