Mark Brandis - Verrat auf der Venus (Weltraumpartisanen) (German Edition)
VII, selbst wenn es weiterhin der VEGA unterstellt blieb, ein unersetzliches Instrument.
In meine Gedanken und Probleme vertieft, bemerkte ich die Soldaten erst, als sie die Waffen auf mich richteten. »Ihren Ausweis, Sir!«
Sie gehörten einer Formation an, die erst kürzlich zur Verteidigung geschaffen worden war, und verfügten über gewisse polizeiliche Befugnisse. Es war das erstemal, daß sie auf der Straße Kontrollen durchführten; auf jeden Fall hatte ich noch nie davon gehört. Es mußte irgendwie mit dem Ultimatum zusammenhängen, anders konnte ich es mir nicht erklären. Sie hatten die ganze Straße gesperrt und kontrollierten Fahrzeuge und Passanten. Ich zeigte meinen VEGA-Ausweis vor, und ein Sergeant prüfte ihn eingehend und sorgfältig, bevor er ihn mir mit knappem Dank zurückgab.
»In Ordnung, Sir. Entschuldigen Sie die Belästigung.«
Ich steckte den Ausweis wieder ein und fragte: »Darf man erfahren, worum es hier geht, Sergeant?«
Der Sergeant machte ein leeres Gesicht. »Reine Routine, Sir. Es hat nichts zu bedeuten. Lassen Sie sich nicht aufhalten.«
Er wandte sich schon von mir ab, als ich sagte: »Hängt das vielleicht mit dem Alarm von vorhin zusammen?«
Der Sergeant drehte sich noch einmal zu mir herum. »Sir«, sagte er, »haben Sie Verständnis dafür, daß ich kein Auskunftsbüro bin.«
Es klang weder freundlich noch unfreundlich, sondern lediglich endgültig und bestimmt.
Fünf Minuten später betrat ich mit einiger Verspätung das Lokal, in dem Ruth O‘Hara und ich verabredet waren. Sie war noch nicht da, und im ersten Augenblick fand ich das sehr beruhigend, weil ich nun nicht erklären mußte, warum ich sie hatte warten lassen, doch gleich darauf war es mit meiner Erleichterung vorbei. Ruth war die Pünktlichkeit in Person, und wenn sie an einem Tag wie diesem eine Verabredung nicht einhielt, konnte das nur bedeuten, daß es im Regierungspalais wieder einmal drunter und drüber ging und daß Präsident Hirschmann nicht auf die Dienste seiner Sekretärin verzichten konnte.
Ich ging hinüber zur Bar, bestellte einen Whisky und besah mir die Fernsehnachrichten. Das Ultimatum des Generals wurde kurz erwähnt, ohne daß Einzelheiten bekanntgegeben wurden. Von irgendwelchen Verteidigungsmaßnahmen war nicht die Rede.
Ich trank meinen Whisky, warf einen Blick auf die Uhr und bestellte einen neuen.
Es war das zweite Ultimatum innerhalb eines Jahres. Das erste, von General Smith unmittelbar nach seiner Machtergreifung auf der Erde an die Regierung der Venus gerichtet, war mit einer spontanen Unabhängigkeitserklärung und der Ausrufung von Dr. Samuel Hirschmann zum Präsidenten beantwortet worden. Damals hatte man auf der Venus Tag für Tag mit der Invasion gerechnet. Sie war unterblieben – möglicherweise, weil der General Zeit brauchte, um seine Herrschaft unter dem Zeichen der Reinigenden Flamme zu festigen und alle oppositionellen Kräfte auszutilgen, bevor er darangehen konnte, trotz der permanenten Bedrohung durch die VOR einen Krieg im Weltraum zu riskieren. Immerhin stand ihm auf der Venus Colonel Larriands Strategische Raumflotte gegenüber, der seinen zwar zahlenmäßig weit unterlegen, andererseits aber auch nicht zu unterschätzen, weil sie es sich leisten konnte, in der Nähe ihrer Basen zu operieren. Bislang hatte sich der General damit begnügt, gelegentliche Scheinangriffe gegen die Venus fliegen zu lassen. Offenbar hatten die Kommandanten seiner Kampfschiffe strikten Befehl, abzudrehen, bevor es zu Zusammenstößen kam, denn noch war es zu keinen Kampfhandlungen im All gekommen – zum Teil wohl auch, weil Colonel Larriand ebenfalls die bewaffnete Auseinandersetzung mied.
In diesen aufreibenden Zustand des Kalten Krieges war nun also das zweite Ultimatum geplatzt, und das konnte lediglich bedeuten, daß die Dinge in Fluß zu geraten begannen. Etwas Gutes war vom General nicht zu erwarten.
Ich war bei meinem dritten Whisky angelangt, als mir ein rötlich leuchtender Haarschopf verriet, daß Ruth O‘Hara das Lokal betreten hatte. Ich ließ mich vom Hocker rutschen und ging ihr entgegen, und schon auf den ersten Blick sah ich, daß sie bedrückt und niedergeschlagen war, auch wenn sie es mit einem Lächeln zuzudecken versuchte.
»Entschuldige, ich wurde aufgehalten«, sagte sie. »Wartest du schon lange?«
Ich machte es ihr leicht. »Warten können gehört zu den Eigenschaften eines guten Piloten. Entweder wartet er auf den Start oder auf die Landung. Warum
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