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Mark Brandis - Verrat auf der Venus (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Mark Brandis - Verrat auf der Venus (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Titel: Mark Brandis - Verrat auf der Venus (Weltraumpartisanen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Commanders. Vielleicht wäre VEGA noch härter gegen mich vorgegangen, hätte nicht gerade Mangel an Piloten geherrscht. So degradierte man mich lediglich zum Captain und ließ mich weiterfliegen – unter einem fremden Commander nach dem anderen. Mich traf dies härter als eine fristlose Entlassung. Nur weil ich nicht wußte, was ich sonst hätte anfangen sollen, nahm ich diese Entscheidung hin.
    Mittlerweile hatte ich Zeit genug gehabt, um meinen damaligen Fehler einzusehen, und an die Stelle meiner anfänglichen Verbitterung über die, wie ich mir einbildete, ungerechte Behandlung war das Gefühl einer nie ganz tilgbaren Schuld getreten. Manchmal träumte ich davon, und dann hörte ich im Schlaf Gordons Schreie, als die Flammen nach ihm griffen und niemand ihm helfen konnte. Meist, wenn ich aus diesen Alpträumen hochfuhr, war ich in Schweiß gebadet.
    Heute, da ich auf das alles zurückblicke, bin ich mir darüber im klaren, daß Schuld und ihre geistige Verarbeitung eine wichtige Voraussetzung für den Reifeprozeß eines jeden Menschen in verantwortlicher Position ist; denn so wahr es ist, daß Irren menschlich ist, so wahr ist es auch, daß sich der Wert eines Menschen mitunter auch darin zeigt, wie er mit seiner Schuld fertig wird. Auf jeden Fall ist die Erkenntnis, einmal einen Fehler begangen zu haben, für den ein anderer mit dem Leben zahlen mußte, eine gute Bremse gegen überstürzte Entscheidungen; das wenigstens!
    Manchmal in jenen Tagen, als ich noch unter dem strengen Kommando von John Harris flog, bevor er bei unserem Handstreich auf das Konzentrationslager in der Sahara sein Leben einsetzte, hatte ich mich gefragt, ob seine unerschütterliche Ruhe nicht auch die Frucht einer solchen Erfahrung gewesen sein mochte.
    Die Erinnerung an John Harris war übrigens eine weitere Last, die ich zu tragen hatte, denn mehr als alle anderen hatte ich mich selbst an ihm zu messen begonnen, und je öfter ich mir diesen Spiegel vorhielt, desto schmerzhafter verspürte ich meine eigene Unzulänglichkeit.
    Unterwegs im Transporter versuchte ich, die alten bösen Bilder zurückzudrängen, die der Anblick des Gerüstes in mir wachgerufen hatte, aber so recht wollte mir das nicht gelingen. Eine Weile hörte ich Stroganow und Ibaka bei ihrer Unterhaltung zu, doch meine Gedanken irrten immer wieder ab und kehrten zurück zu jenem Augenblick der Katastrophe. Es mag freilich auch eine Vorahnung des Kommenden gewesen sein – falls wir uns darauf einigen, daß es Vorahnungen geben kann.
    Unter der hohen gläsernen Kuppel, die sich über der Abfertigungshalle wölbte, kam der Transporter zum Stehen, und wir stiegen aus.
    Stroganow sah mich fragend an. »Liegt noch etwas vor, Sir?«
    »Nichts«, sagte ich. »Grüßen Sie Ihre Frau.«
    Auch Ibaka legte flüchtig die Hand an die Mütze. »Dann darf auch ich mich verabschieden, Sir?«
    Meine Aufmerksamkeit galt bereits einem knochigen, grauhaarigen Mann, der auf mich zugeeilt kam, wobei er mit beiden Händen winkte, damit ich ihn auch auf keinen Fall übersah. Niemand konnte sich erinnern, wann und wie Sven Björnsen, der Stationsmeister, zu seinem Spitznamen Frau Venus gekommen war, aber überall in Astronautenkreisen war er darunter bekannt.
    »Machen Sie sich einen schönen Tag, Lieutenant«, erwiderte ich. »Wer weiß, ob wir noch oft Gelegenheit dazu haben werden.«
    Stroganow und Ibaka gingen Seite an Seite zum Ausgang, massiv und stämmig der eine, schlank und geschmeidig der andere, und dann war auch schon Frau Venus da und brüllte: »Gut, daß ich Sie noch zu fassen kriege, Sir. Ihr Chef hat gerade angerufen. Sie möchten ihn aufsuchen.«
    Ich warf einen Blick auf die Uhr und fragte: »Hat er auch gesagt, weshalb?«
    »Hat er nicht«, brüllte Sven Björnsen, der es aus unerfindlichen Gründen nie fertigbrachte, wie ein normaler Mensch zu sprechen, »nur, daß ich Sie abfangen soll, Sir, und daß es eilig ist.«
    Bis zu meiner Verabredung mit Ruth verblieben mir noch knapp zwei Stunden. Ich nickte. »In Ordnung. Sie können bei ihm durchrufen. Ich bin sozusagen schon unterwegs.«
    Ich wandte mich dem Ausgang zu. Sven Björnsens Stimme bewirkte, daß ich noch einmal stehenblieb.
    »Commander!«
    »Ja?«
    »Ganz im Vertrauen, Sir: Haben Sie sich keine Gedanken darüber gemacht, weshalb Sie so lange auf die Landeerlaubnis warten mußten?«
    »Nicht so sehr, daß ich Kopfschmerzen bekommen hätte.«
    Sven Björnsen schneuzte sich umständlich, bevor er es mir anvertraute.

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