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Glueckstreffer - Roman

Glueckstreffer - Roman

Titel: Glueckstreffer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K A Milne
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Kapitel 1

    Nur Geduld: Es werden sicher bald noch regnerischere Tage kommen.
    21. September 2009
    SCHON LANGE BEVOR der Gig-Harbor-Schnellbus nach Tacoma vor der Haltestelle am Harborview Drive abrupt zum Stehen kam, wusste Sophie Jones genau, mit welchen Worten die untersetzte Busfahrerin sie beim Einstieg empfangen würde. Ihre Begrüßungsfloskeln waren Sophie mittlerweile ebenso vertraut wie ihr enttäuschter Tonfall und ihre vorwurfsvolle Mimik. Jede Nuance ihrer Botschaft folgte in vollem Umfang und konsequent einem vielfach erprobten Muster.
    Als sich die Bustür mit zischender Hydraulik öffnete, machte sich Sophie den Spaß, den bevorstehenden Wortwechsel stumm für sich vorwegzunehmen: Sie schon wieder? Was ist eigentlich Ihr Problem, Miss? Lassen Sie das Ding endlich zu Hause!
    Sophie setzte ohne Hast den Fuß aufs Trittbrett, schwang sich vom Gehsteig in den Bus und klappte dabei den extragroßen schwarzen Regenschirm zu, den sie über der Schulter getragen hatte. Sie schenkte der Frau am Steuer ein schmales Lächeln, kam sich für ihren Versuch, liebenswürdig zu sein, aber sogleich dumm vor.
    Das hätte sie sich sparen können, war als Reaktion darauf doch nicht einmal die Andeutung eines Lächelns zu erwarten.
    Da sie nicht nur wusste, wie , sondern auch wann die Busfahrerin zu ihrer Tirade ansetzen würde, begann sie schweigend mit dem Countdown.
    Drei …
    Die Busfahrerin verzog das Gesicht, senkte das Kinn und öffnete den Mund gerade so weit, dass sie Zähne mit blitzenden Amalgamfüllungen entblößte. Dann musterte sie Sophie und den sperrigen Schirm mit einem stechenden Blick.
    Zwei …
    Sie nahm beide Hände vom Lenkrad und verschränkte die Arme vor der Brust unterhalb des Namensschildes und dem Emblem des Puget-Sound-Verkehrsbundes auf ihrem gestärkten Baumwollhemd.
    Eins …
    Tiefes Ausatmen, ein Seufzer, ein enttäuschtes Kopfschütteln und dann …
    Zero!
    »Sie schon wieder? Was ist eigentlich Ihr Problem, Miss? Lassen Sie das Ding endlich zu Hause! Ist doch ein wunderschöner Montagmorgen!«
    Sophie grinste in sich hinein, während sie ihren Schirm gegen eine Haltestange lehnte und die Fahrkarte löste. Dabei fand sie den Kommentar der Busfahrerin nicht einmal ansatzweise witzig. Es amüsierte sie lediglich, wie vorhersehbar die Frau auf sie reagierte.
    »Und wenn’s doch regnet?«, entgegnete Sophie.
    »Sehen Sie ein Wölkchen am Himmel? Seit Wochen hat’s keinen Tropfen geregnet – Gott sei Dank! Toi, toi, toi!« Sie pochte mit den Fingerknöcheln an die Lenksäule.
    Sophie schüttelte den Kopf. Auch wenn sie die Vorhersagbarkeit der Busfahrerin nicht billigte – was das Wetter anging, musste sie ihr recht geben. Die Luft war zwar frisch, doch kein einziges Wölkchen trübte den azurblauen Morgenhimmel an der Pazifikküste. Der örtliche Wetterbericht hatte nur Sonne vorhergesagt. Doch Sophie kümmerte das wenig.
    »Man sollte immer vom Schlimmsten ausgehen«, sagte sie nur halb im Scherz.
    »O ja, Miss«, blaffte die Busfahrerin. »Und das genau ist Ihr Problem.«
    Während sich Sophie auf die Suche nach einem Sitzplatz machte, legte die Busfahrerin den Gang ein und murmelte noch etwas vor sich hin, aber das Motorengeräusch verschluckte ihre Bemerkung, und selbst an einem guten Tag hätte Sophie ihr kein weiteres Gehör geschenkt.
    Und ein guter Tag war es mitnichten.
    Für Sophie war es der mit Abstand schlimmste Tag des Jahres, ein alljährlich unabwendbar wiederkehrender Albtraum. Hätte sie ihren Laden nicht, hätte sie zu Hause, ohne mit der Wimper zu zucken, die Jalousien dichtgemacht, das Handy ausgeschaltet, sich ins Bett gelegt und den Tag in Selbstvergessenheit verschlafen.
    Wenn und hätte , dachte Sophie, während sie durch den Mittelgang zu ihrem Lieblingsplatz im Heck des Busses wanderte. Nur wenige Pendler aus Gig Harbor machten sich die Mühe, sich eine Sitzgelegenheit in der rückwärtigen Hälfte des Busses zu suchen. Auf diese Weise hatte Sophie die erhöhte Rückbank meistens ganz für sich allein. Sie verbrachte diese frühmorgendlichen Fahrten gern schweigend und in Gedanken versunken. Der höhere Sitz im Heck des Busses verschaffte ihr genügend Distanz zu den morgendlichen Plauderrunden, auf die sich viele andere so bereitwillig einließen.
    Während der Bus holpernd und schwankend seine Fahrt fortsetzte, starrte sie auf die vorbeiziehende, üppig grüne Landschaft und die Schiffe, die mit Kurs auf den Sund aus dem Hafen ausliefen. Wie immer

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