Mark Tate - 011 - Ein Mager läßt die Puppen tanzen
hätte nie artistische Veranlagung in sich vermutet, aber jetzt bewies er welche. Es gelang ihm, den Türgriff zu erreichen.
Aber es gelang ihm nicht, zu öffnen, denn von innen war die Tür verriegelt!
Nachdem John Holleway diese Erkenntnis gewonnen hatte, konnte er sich nicht mehr länger halten. Das Auto bewegte sich durch eine weitere Kurve, und John wurde durch die Fliehkraft abgeworfen.
In ohnmächtiger Wut ballte er die Hände zu Fäusten. Jetzt konnte er wirklich nichts mehr tun. Jetzt konnte er sich nur noch aufrappeln und dem Wagen nachsehen, dabei hoffend, daß das immer schneller werdende Fahrzeug keinen größeren Schaden anrichtete.
John hatte Glück gehabt. Er war genau in einem Gebüsch gelandet, das man am Straßenrand gepflanzt hatte. So waren nur der Anzug verdorben und seine Hände zerschunden. Mehr war ihm nicht passiert.
Der Wagen verschwand hinter einer Baumgruppe.
Unwillkürlich hielt John den Atem an, denn das Fahrzeug mußte jeden Augenblick die ersten Häuser von Bredhouse erreichen.
Der von ihm erwartete furchtbare Krach blieb aus. John Holleway setzte sich in Bewegung. Sein Lauf wurde schneller. Dann hatte er die Baumgruppe erreicht und umrundete sie.
Wie angewurzelt blieb er stehen. Er traute seinen Augen nicht.
Und zum ersten Mal in seinem Leben zweifelte er an seinem Verstand.
*
Sie hatten sich im Hotelzimmer versammelt, und zwar im Zimmer von Raymond Walsh und Anne Rhodes.
»Mensch, wo bleibt Ray denn?« meckerte Guy Slayton.
»Daß du immer so ungeduldig sein mußt«, meinte seine Freundin Fran Nichols vorwurfsvoll. Sie saß neben Guy auf dem Bett.
»Hört auf!« Anne Rhodes winkte ab. »Ihr wißt doch, wie Ray ist. Er tut immer so geheimnisvoll, und wenn er dann kommt, meint er, etwas besonders Tolles auf Lager zu haben.«
Fran kicherte, und Guy Slayton kratzte seinen Vollbart. Dann nahm er die Nickelbrille ab und begann sie zu putzen.
Seit über einer Stunde saßen sie nun schon hier. Die beiden jungen Pärchen waren befreundet. Sie studierten alle vier Chemie an einer Universität in London. Raymond Walsh stammte aus sehr wohlhabendem Hause und war somit automatisch zu ihrem Chef avanciert. Schließlich finanzierte er ihren gemeinsamen Urlaub. Guy Slayton bereute das zum ersten Mal.
Bisher war alles recht schön gewesen. Eines Tages, kurz vor Beginn der Semesterferien, hatte Raymond die Katze aus dem Sack gelassen. Er hatte einen Kleinbus gekauft, und mit diesem hatten sie einen Trip kreuz und quer über die Insel machen wollen. Überall hatten sie nur kurz Station gemacht. Heute waren sie hier in Furlington angekommen. Wie immer hatte Ray ein billiges Hotel ausgesucht und zwei Doppelzimmer gemietet. Und hier saßen sie nun, nachdem Ray die kleine Versammlung einberufen hatte.
Fran Nichols stand auf und zog den Reißverschluß ihrer grünen verwaschenen Armeejacke auf.
»Ganz schön warm hier«, kommentierte sie ihr Tun. Dann zerrte sie die Jacke von den Schultern und legte sie auf das Bett. Darunter hatte sie einen wollenen Rollkragenpulli an. Auf einen BH hatte sie verzichtet. Deutlich zeichneten sich die jungen Knospen ihrer festen Brüste unter dem Pulli ab.
Fran schritt zum Fenster. Guy setzte seine Brille auf und schaute seiner Freundin nach. Fran war sehr schlank. Ihre Hüften waren schmal, die Beine lang. Sie steckten in engen, verwaschenen Jeans.
»Wo gehst du hin?« erkundigte sich Guy Slayton und zog ebenfalls seine Militärjacke aus. Er war ähnlich gekleidet wie seine Freundin.
Fran Nichols antwortete nicht. Sie zog die Gardine beiseite und spähte auf die Straße hinunter. Es herrschte kaum Betrieb.
»Möchte wissen, wieso es dieses Jahr nicht warm wird«, murmelte sie. »Jetzt haben wir schon den achtundzwanzigsten Mai, und der Frühling kommt hier nur sehr zögernd.«
Anne zuckte die Achseln.
»Mir egal. Vielleicht liegt es daran, daß dieses Furlington relativ hoch liegt?«
Auch sie hatte eine grüne Militärjacke und verwaschene Jeans an. Diese Kleidung schien bei ihnen obligatorisch zu sein.
Annes Kurven waren etwas ausgeprägter. Ihr Busen war schwer und die Hüften breiter. Die Lippen waren sinnlich und der Blick leicht verschlafen. Sie war ein Mädchen, das das Blut der Männer zum Wallen bringen konnte. Ihr gegenüber erschien Fran blaß und zerbrechlich. Trotzdem hätte Guy Slayton nie getauscht. Er liebte seine Freundin.
Plötzlich wurde die Tür aufgestoßen. Ein großer, breitschultriger junger Mann polterte herein:
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