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Mark Tate - 011 - Ein Mager läßt die Puppen tanzen

Mark Tate - 011 - Ein Mager läßt die Puppen tanzen

Titel: Mark Tate - 011 - Ein Mager läßt die Puppen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W. A. Hary
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Ein Magier läßt die Puppen tanzen
     
    von W. A. Hary
     
     
    John Holleway warf einen Blick auf die Borduhr: kurz vor sechs Uhr am späten Nachmittag. Er atmete tief durch. Feierabend. Bald würde er bei seiner Familie sein.
    Er rekelte sich etwas im Fahrersitz und blickte hinaus. Die öde Landschaft der Ausläufer der Fennine Chaine wurde abgelöst von stärkerem Pflanzenbewuchs. Kein Fremder ahnte, daß sich inmitten der weiten Öde eine Insel befand: Bredhouse, ein Dorf, beherrschend ein Tal, das eingebettet war in die felsigen Ausläufer des Highlandes, die wie braune Krallenhände in das Land griffen. Bredhouse, zu dem nur eine schlechte Straße führte und wo sich laut der Meinung vieler, die in der Kreisstadt Furlington wohnten, Hase und Fuchs gute Nacht sagten. Bredhouse, in dem John Holleway seit Jahren mit seiner Familie wohnte. Er selbst war gebürtiger Furlingtoner. Seine Frau hatte den größten Teil ihres Lebens in Bredhouse verbracht. Den restlichen Teil war sie in der Kreisstadt gewesen, wo sie sich kennengelernt hatten. Später, als ihre Eltern so plötzlich nacheinander gestorben waren, hatten sie das alte Haus in Bredhouse renoviert und waren eingezogen. Jahre lag das schon zurück. Zwei Kinder hatten sie inzwischen, und John Holleway fuhr jeden Werktag die über vierzig Meilen nach Furlington und zurück.
    Die Landschaft bekam bäuerlichen Charakter. Holleways Wagen kletterte die letzte Steigung hinauf, und dann lag das offene Tal vor ihm. Mitten durch den Ort plätscherte ein breiter Bach, der außerhalb auf Nimmerwiedersehen einfach im Boden versickerte und um diese Jahreszeit eiskaltes Wasser mit sich führte. Die Bewohner von Bredhouse hatten ihm einen seltsamen Namen verliehen: Bloody River. John Holleway hatte bis dato noch nicht herausfinden können, was die Dörfler dazu bewegt hatte, ihn so zu nennen. Das Verhältnis, das John mit den Menschen in Bredhouse hatte, konnte man als gut bezeichnen. Dennoch gelang es ihm nicht, etwas über die alten Mythen und Legenden, denen in solch ländlicher Umgebung stets große Bedeutung beigemessen wird, zu erfahren. Er war ihr Freund, aber er war trotzdem keiner von ihnen, obwohl sie ihm das nicht offen zeigten.
    Das Tal mit dem Örtchen war eine Sackgasse. Manchmal auch eine Mausefalle, und zwar im Winter, wenn der Schnee den Minipaß, der einziger Zugang zu Bredhouse war, unpassierbar machte. Dann waren sie mitunter bis zu einem Monat lang von der Außenwelt praktisch abgeschnitten, denn die Straße war so schlecht, daß sich niemand mit einem Schneepflug hierher wagte.
    Aber John Holleway hatte sich an diese Dinge inzwischen gewöhnt. Er redete sich ein, daß es nichts ausmachte, wenn er seinen Jahresurlaub den Umständen entsprechend nur während der schlimmsten Zeit im Winter nehmen konnte.
    Er erwachte aus seinen Gedanken. Erstaunt warf er einen Blick in die Runde. Erst jetzt wurde ihm bewußt, daß er den Wagen angehalten hatte. Er runzelte die Stirn. Warum hatte er das getan?
    Er überlegte. Da war ein seltsam unruhiges Gefühl in ihm. Unwillkürlich stieß er den Wagenschlag auf und verließ das Fahrzeug. Weit vor ihm waren die mächtigen Rücken der Bergriesen. Sie beherrschten den gesamten Horizont. Der Wind war feucht und kühl, wie der Atem eines lebenden Toten. John Holleway schauderte es bei diesem Vergleich, obwohl er normalerweise eine ziemlich nervenstarke Natur war. Es gab praktisch nichts, was ihn erschüttern konnte.
    Es war völlig still hier. Der Wind wehte zum Dorf hin und verhinderte es, daß irgendein Laut zu dem einsamen Mann herauf drang. Die Straße wurde sehr dünn frequentiert. John Holleway sah keine Menschenseele, und trotzdem hatte er das Gefühl, beobachtet zu werden. Er konnte sich das nicht erklären, aber etwas Unbestimmbares lag in der Luft.
    John wurde ärgerlich. Was sollte das Ganze? Was war mit ihm los? Es war Freitag, und er hatte sich auf das verlängerte Wochenende mit seiner Frau gefreut, denn am Montag war ein gesetzlicher Feiertag, und zwar wie hier in England üblich der letzte Montag im Mai anstelle des Pfingstmontags.
    John setzte sich wieder in seinen Wagen. Erst jetzt merkte er, daß der Motor ausgegangen war. Er versuchte ihn zu starten, aber es blieb bei dem Versuch. Es schien fast so, als wollte eine unsichtbare Macht verhindern, daß er nach Hause fuhr.
    Der Zorn des Mannes wuchs. Gottlob hatte der Wagen die höchste Steigung der Straße erreicht. Es ging jetzt sanft abwärts in Richtung

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