Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mars

Mars

Titel: Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
Vom Netzwerk:
schon ein einziger winziger Fehler konnte drau ß en auf der Marsoberfl ä che den sicheren Tod bedeuten.
    Dann ü berpr ü ften sie die Anz ü ge selbst, von den schweren Stiefeln bis zu den erstaunlich d ü nnen und flexiblen Handschuhen. Was dort drau ß en als Luft galt, war d ü nner als in den h ö chsten Stratosph ä renschichten auf der Erde, eine nicht atembare Mixtur, die haupts ä chlich aus Kohlendioxid bestand. Ein ungesch ü tzter Mensch w ü rde bei solch einem niedrigen Druck geradezu explodieren; seine Lungen w ü rden zerrei ß en, und sein Blut w ü rde buchst ä blich kochen.
    » Was! Noch nicht fertig! «
    Wosnesenskis tiefe Stimme knarrte. Der Russe versuchte, ihr einen halbwegs humorvollen Klang zu verleihen, aber es war klar, da ß er keine Geduld mit seinen wissenschaftlichen Untergebenen hatte. Von Kopf bis Fu ß von seinem flammend roten Anzug umh ü llt, den Tornister wie einen Buckel hinter den Schultern, kam er mit schweren Schritten die Leiter aus dem Cockpit herunter, bereit, den Lander zu verlassen. Connors, der ihm dichtauf folgte, trug ebenfalls seinen sauberen wei ß en Raumanzug samt Tornister. Jamie fragte sich, welches Genie unter den Verwaltern und Psychologen daheim dem schwarzen Astronauten einen strahlend wei ß en Anzug zugeteilt hatte.
    Jamie hatte Tony Reed geholfen, und nun wandte sich der Engl ä nder von ihm ab und drehte sich zu ihrem Flugkommandanten um.
    » Wir sind gleich fertig, Mikhail Andrejewitsch. Bitte haben Sie Geduld mit uns. Wir sind alle ein bi ß chen nerv ö s, wissen Sie. «
    Erst in diesem Moment kam Jamie die ungeheure Tragweite der ganzen Situation zu Bewu ß tsein. Sie waren im Begriff, dieses metallene Beh ä ltnis zu verlassen und ihre gestiefelten F üß e auf den roten Boden des Mars zu setzen. Sie waren im Begriff, einen Traum wahrzumachen, der die Menschheit seit Anbeginn ihrer Existenz heimgesucht hatte.
    Und ich bin daran beteiligt, sagte sich Jamie. Mag sein, da ß es Zufall ist, aber ich bin trotzdem hier. Auf dem Mars!
     
    »Willst du meine ehrliche Meinung hören? Es ist verrückt.«
    Jamie und sein Großvater Al wanderten auf dem Kamm des bewaldeten Höhenzugs entlang, von dem aus man auf die frisch getünchte Missionskirche und die zusammengewürfelten Adobe-Häuser des Pueblos hinabschauen konnte. Der erste Schnee hatte die Berge bestäubt, und die weißen Touristen würden bald zur Skisaison eintrudeln. Al trug seinen unförmigen alten Schaffellmantel und den Hut mit der herabhängenden Krempe und dem Silbermünzenband. Jamie war es in der Morgensonne so warm, daß er bereits den Reißverschluß seiner dunkelblauen NASA-Windjacke aufgemacht hatte.
    Al Waterman sah wie ein alter Totempfahl aus, gro ß und knochend ü rr. Sein kantiges Gesicht hatte die bla ß braune Farbe verwitterten Holzes. Jamie war kleiner und st ä mmiger, hatte ein breiteres Gesicht und eine Haut von fast kupferfarbenem Braun. Die beiden M ä nner hatten nur eins gemeinsam: Augen, die so schwarz und tief waren wie fl ü ssige Tinte.
    » Warum ist es verr ü ckt? « fragte Jamie.
    Al stie ß eine Atemwolke aus, drehte sich um und sah seinen mit dem R ü cken zur Sonne stehenden Enkel mit zusammengekniffenen Augen an.
    » Die Russen schmei ß en den Laden, stimmt ’ s? «
    » Es ist eine internationale Mission, Al. Die Vereinigten Staaten sind dabei, die Russen, die Japaner und viele andere L ä nder. «
    » Ja, aber die Russen haben weitgehend das Sagen. Sie versuchen schon seit zwanzig Jahren oder noch l ä nger, zum Mars zu kommen. «
    » Aber sie brauchen unsere Hilfe. «
    » Und die der Japaner. «
    Jamie nickte. » Aber ich verstehe nicht, was das damit zu tun hat. «
    » Na ja, die Sache ist die, mein Sohn. Hier in den guten alten Staaten kannst du in die erste Mannschaft kommen, weil du Indianer bist – jetzt werd nicht sauer, Sonny. Ich wei ß , du bist ein schlauer Geologe und so weiter. Aber da ß du ein roter Mann bist, hat dir bei der NASA und den anderen Wei ß en von der Regierung nicht gerade geschadet, oder? Gleiche Chancen und das alles. «
    Jamie merkte, da ß er seinen Gro ß vater angrinste. Al hatte einen Schmuckladen auf der Plaza in Santa Fe und nahm die Touristen schamlos aus. Er hatte nichts gegen die Anglos, hegte keine Feindseligkeit gegen sie, empfand nicht einmal Bitterkeit. Er benutzte einfach seinen Verstand und seinen Charme, um in der Welt zurechtzukommen, genau wie jeder Yankee-H ä ndler oder Immobilienmakler in Florida.
    »

Weitere Kostenlose Bücher