Draculas Goldschatz - Gruselroman
1.
Ursprünglich waren es drei Paare gewesen, die an jenem Sonntag im Januar vom Dorf Arefu den Weg zur Bergkuppe hinaufgestiegen waren. Der Nachmittag war schön gewesen, kalt aber windstill, und die jungen Leute trugen dicke, warme Kleidung. Oben hatten sie zu Füßen der Burg ein Picknick veranstaltet und den Ausblick über das Tal zu ihren Füßen genossen.
Seit fast einer Woche hatte es in der Gegend nicht geschneit, aber aus dieser Höhe waren die Dächer des Dorfs und die der größeren Stadt Piteschti einige Kilometer flußabwärts noch immer mit reinem weißen Schnee überzuckert, ebenso wie die Hügel und Vorberge, die auf der anderen Seite des rasch strömenden Arges lagen, der unweit von hier das Gebirge verließ, um in südöstlicher Richtung der Donau zuzustreben.
Vielleicht war es das gleichmäßige Fließen, das die Gedanken des jungen Stelian beschäftigte. Er saß ein wenig abseits vom Lagerplatz auf einer breiten Felsbank und starrte träumerisch nach Süden. Er stammte nicht aus dieser Gegend, sondern war aus Valea Mare im Osten hierhergekommen. Die Ruinen der Burg hatten ihn in dieses Tal gezogen - die Ruinen und die Arbeit, die kräftigen jungen Männern hier geboten wurde.
Stelian war kräftig. Er hatte ein derbes, hübsches Gesicht, das den Mädchen von Arefu zu gefallen schien. Das Mädchen, das still an seiner Seite saß, hieß Ilona; aber in diesem Augenblick zeigte Ilona zunehmend Anzeichen von Unruhe und Nervosität, ja von Furcht.
Die Idee hatte ihr von Anfang an nicht gefallen. Als ihre Gefährten beschlossen hatten, ins Dorf zurückzukehren, wäre sie nur zu gern mitgegangen, denn die Sonne war bereits im Begriff gewesen, jenseits der westlichen Kämme zu versinken. Aber Stelian hatte nein gesagt. Es war noch Bier da, und die Aussicht war so viel schöner als die im Inneren irgendeines verräucherten Gasthauses. „Außerdem können wir hier allein sein, Ilona, und ich bin gern mit dir allein hier oben.“
Allein mit ihm zu sein, war auch ihr Wunsch, doch nachdem die anderen gegangen waren und das purpurne Abendrot rasch zu verblassen begann, wurde sie ängstlich.
„Ich verstehe nicht“, sagte sie. „Jeden Arbeitstag bist du hier oben. Warum willst du jetzt unbedingt bleiben?“
„Magst du mich nicht, Ilona?“ war seine Antwort.
„Natürlich mag ich dich, Stelian. Hätte ich dich begleitet, wenn es anders wäre?“
„Aber ich meine ‚mögen‘ in einer besonderen Art, etwas mehr als zwischen Freunden. Verstehst du, was ich meine?“
„Ja, aber...“
„Also laß dich noch mal fragen, schöne Ilona: Magst du mich - in der Art, wie ich es meine?“
„Ja“, antwortete sie und blickte auf ihre Hände.
„Das gefällt mir“, sagte er. „Wollen wir ein kleines Feuer machen? Ich glaube, es wird sehr schnell kalt, nachdem nun die Sonne...“
„Nein! Kein Feuer. Wir müssen gehen, Stelian. Wir dürfen nicht länger bleiben.“
Sie stand auf. Er blieb sitzen, wo er war, nur seine Hand folgte ihrer Bewegung. Der Griff seiner Finger an ihrem Handgelenk war sanft, aber fest. „Du tust mir weh!“ klagte sie.
„Das ist nicht wahr“, sagte er, ließ aber los. „Warum sollten wir nicht noch ein wenig hierbleiben, Ilona?“
„Der Abstieg ist im Dunkeln schwierig.“
„Auch nicht viel schwieriger als bei Tag, und schau hinauf wir haben einen schönen Vollmond, der unseren Weg beleuchten wird.“
Sie folgte seinem Blick.
„Vielleicht ist das nur ein Vorwand, um einem Erlebnis aus dem Wege zu gehen, das dir keine Freude macht.“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, Stelian. Es ist nur, daß du nicht verstehst. Du...“
„Was verstehe ich nicht? Frauen?“ Er lächelte und griff wieder nach ihrer Hand. Als seine Finger sie berührten, schaute er sie erstaunt an. Ihre Hand war wie Eis.
Wieder schüttelte sie den Kopf. „Nein, das meine ich nicht. Ich glaube nur, daß du diesen Ort nicht verstehst, nicht weißt, was mit diesem Berg und den Ruinen dort auf seinem Gipfel ist. Du bist nicht von hier, Stelian. Du weißt nicht...“
Er lachte. „Ich weiß mehr, als du mir zutraust, Mädchen. Obwohl ich nicht aus eurem Dorf bin, vergißt du, daß ich mit Männern arbeite, die hier wohnen. Sie reden oft - zu oft, finde ich - von den Legenden, die mit diesem Berg zu tun haben, dem Berg Draculas, dem Schloß Draculas. Ich habe alle diese Geschichten gehört. Sie sind nicht geheim - denk nur an diesen Herrn Conescu.“
„Wenn du es weißt, warum bestehst du dann
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