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Seelenfeuer

Seelenfeuer

Titel: Seelenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Prolog
    Viele Omen hatten den Tag gekennzeichnet, darum wußte die Heilerin, schon ehe sie das späte, dringliche Klopfen an ihrer Tür hörte, daß diese Nacht ihr Leben für immer verändern würde.
    Seit Tagen hatte sie die Vorzeichen wahrgenommen: ihre eigenen bedeutungsschweren Träume – von Schlangen und einem blutroten Mond – und die Träume jener, die sie aufsuchten, schwangere Frauen, denen geträumt hatte, sie hätten Tauben geboren, und jungfräuliche Mädchen, die im Schlaf von beunruhigenden Bildern heimgesucht worden waren. Im Beduinenlager südlich der Stadt war ein Kalb mit zwei Köpfen zur Welt gekommen, und auf den Straßen hatte man um Mitternacht den Geist des Andrachus wandeln sehen, der, obwohl seinem Körper das Haupt fehlte, immer wieder die Namen seiner Mörder gerufen hatte. So viele Zeichen, daß sie nicht zu übersehen waren. Aber wem gelten diese Zeichen? fragten die Bürger der Wüstenstadt Palmyra mit ängstlichen Blicken.
    Sie gelten mir, dachte die Heilerin, ohne zu wissen, woher sie das wußte.
    Und als sie kurz nach Mondaufgang das verzweifelte Klopfen an ihrer Tür hörte, wußte sie: Dies ist die angekündigte Stunde.
    Sie warf sich ein Tuch um die schmalen Schultern und öffnete, die Lampe in der Hand, die Tür, ohne zuvor zu fragen, wer da sei. Andere Bewohner Palmyras hätten den nächtlichen Besuch eines Fremden vielleicht gefürchtet; Mera nicht. Zu ihr kamen die Menschen, um sich Hilfe zu holen; sie wollten Medizin und Zaubersprüche, Linderung ihrer Schmerzen und Ängste. Keiner kam, um ihr Böses anzutun.
    Ein Mann und eine Frau standen in der windgepeitschten Dunkelheit auf der Schwelle. Der Mann hatte weißes Haar und edle Gesichtszüge, an seinem blauen Umhang glänzte eine goldene Spange. Die Frau war kaum dem Kindesalter entwachsen, ihr weites Gewand verbarg kaum den gewölbten Leib. Die Augen des Mannes waren voller Furcht. Das Gesicht des Mädchens war schmerzverzerrt.
    Mera trat zurück, so daß der Wind die beiden hereintreiben konnte. Sie hatte Mühe, die Tür zu schließen. Das Licht der Lampe flackerte unruhig, Meras lange, schwarze Zöpfe bewegten sich im Wind. Als die Tür zu war, drehte sie sich um und sah, daß die junge Frau auf die Knie gesunken war.
    »Es ist ihre Stunde«, sagte der Mann, während er sie mit den Armen umfing und sich bemühte, sie aufrechtzuhalten.
    Mera stellte die Lampe nieder und wies mit dem Kopf auf die Matte in der Ecke. Sie half ihm, die junge Frau niederlegen.
    »In der Stadt sagte man uns, daß du helfen würdest«, begann er.
    »Wie heißt sie?« fragte Mera. »Ich muß ihren Namen wissen.«
    In seine Augen trat ein gehetzter Ausdruck. »Ist es notwendig?«
    Mera spürte seine Furcht; sie berührte sie wie kalter Winterregen. Sie sah ihm in die angsterfüllten Augen und legte ihm die Hand auf den Arm. »Schon gut. Die Göttin weiß ihn.«
    Flüchtlinge, dachte Mera, während sie sich eilig an die Arbeit machte. Vor irgend etwas oder irgend jemandem auf der Flucht. Wohlhabend nach ihren feinen Gewändern zu urteilen. Und sie kommen von weit her, sind fremd in Palmyra.
    »Sie ist meine Frau«, sagte der Mann, der, unsicher was er tun sollte, in der Mitte des Raumes stehengeblieben war. Er musterte die Hebamme aufmerksam. Er hatte erwartet, in diesem Haus am Rande der Stadt, ein altes Weib vorzufinden. Doch diese Frau war schön und gewiß nicht alt, auch wenn er ihr Alter nicht schätzen konnte. Er breitete hilflos die Hände aus.
    Glatte Hände, wie Mera im flackernden Lampenschein bemerkte. Langgliedrige, schöne Hände, die zu dem Mann paßten, der groß und gut gebaut war und zu den Gebildeten zu gehören schien. Ein Römer, vermutete sie. Ein Römer von hohem Rang.
    Sie wünschte, sie hätte Zeit gehabt, um alles richtig vorzubereiten; um die Sterne und die astrologischen Karten zu befragen. Aber die Geburt stand unmittelbar bevor.
    Der Mann beobachtete die weise Frau, während sie eilig Wasser heiß machte und Leinentücher zurechtlegte. Der Herbergswirt hatte mit Ehrfurcht von ihr gesprochen. Sie sei eine Zauberin, hatte er gesagt, und ihr Zauber sei sogar noch mächtiger als der Ishtars. Aber warum, fragte sich der Römer, während er sich in dem kleinen Raum umsah, lebte sie dann in solcher Armut? Ohne einen Sklaven, der nächtlichen Besuchern die Tür öffnete.
    »Halte ihr die Hände«, sagte Mera, als sie zwischen den Beinen der jungen Frau niederkniete. »Welchen Gott habt ihr?«
    Er zögerte einen Moment, ehe

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