Gesandter des Teufels
WAS bisher geschah
Nach dem Bruch seiner Gelübde und der Heirat mit der schönen Margaret ist der einstige Dominikanermönch Thomas Neville nun wieder in den Rang eines weltlichen Edelmannes aufgestiegen. Seine Verbindungen zu seinem einstigen Jugendfreund Heinrich »Hai«
Bolingbroke und dessen Vater, dem Herzog von Lancaster, verschaffen ihm einiges Ansehen bei Hofe. Als Bolingbrokes Sekretär wird er schon bald nach London gerufen, um dort dessen Vermählung mit der reichen Edelfrau Mary de Bohun beizuwohnen.
Nevilles Beziehung zu seiner Gemahlin Margaret, die inzwischen bereits mit dem zweiten Kind schwanger ist, bessert sich zusehends, als diese ihm offenbart, dass sie keine gewöhnliche Sterbliche ist. Margaret behauptet, zu den Engeln zu gehören, und besänftigt damit Nevilles Argwohn, der immer noch glaubt, eine teuflische Dämonin geheiratet zu haben. Nach dieser Enthüllung wird Neville zunehmend klar, dass er tiefere Gefühle für Margaret hegt. Und nachdem diese, aufgrund von Nevilles Unachtsamkeit, von König Richard und seinem Ratgeber Robert de Vere vergewaltigt wird, gesteht ihr Neville, getrieben von Schuldgefühlen, endlich seine Liebe ein.
Der junge König Richard festigt unterdessen seine Macht im Land. Und auch die Situation in Frankreich scheint gelöst zu sein, als Richard ein Abkommen mit dem französischen König Johann schließt, der sich in englischer Gefangenschaft befindet. In diesem Abkommen wird der Dauphin Karl zum
Bastard und Richard zum rechtmäßigen französischen Thronfolger erklärt. Kurz darauf findet König Johann in einem Attentat den Tod, das von Richard und de Vere eingefädelt wurde. Auf Jeanne dArcs Bemühungen hin wird daraufhin der Dauphin Karl zum französischen König gekrönt, doch Karl ist ein Feigling und kann den Anforderungen, die mit dem Amt des Monarchen einhergehen, kaum gerecht werden.
Verräter haben da leichtes Spiel, und hinter Jeannes und Karls Rücken tun sich Karls Schwester Katherine und Philipp der Schlechte zusammen, um Karl zu stürzen.
König Richard plant derweil weitere Feldzüge nach Frankreich und Irland. Doch die für ihre Finanzierung nötige neue Kopfsteuer sorgt für großen Unwillen unter dem englischen Volk. Aufgerüttelt von den aufrührerischen Reden des Geistlichen John Wycliffe und des Soldaten Wat Tyler rotten sich immer mehr Bauern zusammen. Ein Aufstand droht, der das ganze Land und die gottgegebene Ordnung in ihren Grundfesten erschüttern könnte.
8 *
Gründonnerstag Im ersten Jahr der Regentschaft Richard II.
(22. März 1380)
-I—
Die Karwoche und die Osterfeierlichkeiten rückten näher, und in London wimmelte es nur so von Pilgern, Hausierern, Händlern, Dieben, Dirnen und Angehörigen aller Stände vom Hochadel bis zum Landstreicher. Inmitten all der bußfertigen - und nicht bußfertigen -
Sünder, die durch Londons acht Tore in die Stadt strömten, befand sich auch ein schwarz -gewandeter Dominikaner von strengem Aussehen.
Ordensgeneral Richard Thorseby, der erst vor Kurzem vom Kontinent zurückgekehrt war, trug ein Bündel Schriftstücke unter dem Arm, das er keinem der beiden Mönche, die ihn begleiteten, anvertrauen wollte.
Thorseby hinkte stark - eine Nachwirkung der Erfrierungen, die er sich während der Reise zugezogen hatte -, und seine Wangen waren nach der stürmischen Überfahrt über den Kanal immer noch bleich und schweißnass. Doch so gebrechlich sein Leib auch sein mochte, seine innere Entschlossenheit und sein Glaube an die Rechtschaffenheit seines inneren Auftrags hatten nichts Schwaches oder Wankelmütiges an sich.
Als Erstes ging Thorseby zum Kloster Blackfriars, dem Sitz der Dominikaner in London. Blackfriars war Teil der Westmauer der Stadt und grenzte auf der Nordseite an das Ludgate-Gefängnis und auf der Südseite an das graue Wasser der Themse. Das Kloster bestand aus einer gewaltigen Ansammlung dunkler und bedrohlich wirkender Gebäude, gleichwohl sich Thorseby hier mehr zu Hause fühlte als irgendwo sonst.
Doch er hielt sich nicht lange auf.
Nachdem er kurz beim Prior von Blackfriars vorgesprochen und sich erfrischt hatte, ging Thorseby zu der kleinen Anlegestelle an der Südmauer des Klosters hinunter und bestieg dort ein Ruderboot.
Er nahm wortlos Platz und wickelte sich fröstelnd in seinen Umhang.
Das Boot fuhr langsam den Fluss hinauf, während das Nordufer der Themse rechter Hand an Thorseby vorbeiglitt.
Die gesamte Fahrt über hielt er den Blick starr nach
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