Maskenspiel der Liebe
Ob er ihr seinen wahren Namen verraten würde? Oder würde er sich an die Regeln halten und das alberne Spielchen mitspielen, das die Organisatoren des Maskenballs sich ausgedacht hatten? Auf seinem Namensschild stand âJack Spratâ, die Figur aus einem uralten englischen Kinderreim. Selbst durch seinen Frack konnte sie erkennen, wie breitschultrig und gut gebaut er war. Nur Muskeln, kein Gramm Fett.
âNa dann, Jackâ, begann sie und erwiderte sein Lächeln, âwas macht ein netter Typ wie Sie auf einer so langweiligen Party?â
Bei seinem Lachen bekam sie eine Gänsehaut, was ihr jedoch alles andere als unangenehm war.
âIch habe nur darauf gewartet, Sie kennenzulernen, damit wir uns ein bisschen amüsieren können.â Neugierig blickte er auf ihr Namensschild. âAha, Wonder Woman.â Die Wunderfrau, die berühmte Superheldin aus den Comicheften, die dem Geschlecht der Amazonen entstammte.
Olivia mochte diesen Mann schon jetzt. âDas erste Wunder ist schon mal, dass ich überhaupt hier bin. Mal ganz ehrlich, ich wäre lieber anderswo, aber der eigentliche Käufer der Eintrittskarte war verhindert, und ich habe ihm versprochen, an seiner Stelle zu erscheinen. Und weil die ganze Veranstaltung für einen guten Zweck ist, habe ich mich entschlossen, wenigstens vorbeizuschauen.â
âIch kann Ihnen gar nicht sagen, wie froh ich darüber bin.â
Das meinte Reggie wirklich ernst. Schon von Weitem hatten ihm ihre Lippen gefallen, aber jetzt, wo er sie aus der Nähe mustern konnte, war ihm klar, dass er sie niemals würde vergessen können. Sie waren voll und sinnlich, nur ein Hauch von Lipgloss lag darauf.
âJetzt, wo wir uns vorgestellt haben â es freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen, Jack.â Sie reichte ihm die Hand.
âMich ebenso, Wonder Womanâ, erwiderte er lächelnd.
Als ihre Hände sich berührten, spürte er es â und er wusste, dass sie es auch fühlte. Ihre Finger zitterten leicht, und aus irgendeinem Grund konnte er ihre Hand nicht loslassen. Das verunsicherte ihn. Er war jetzt zweiunddreiÃig Jahre alt, aber so eine Wirkung hatte bisher noch keine Frau auf ihn gehabt.
âKommen Sie aus Atlanta?â Ihre Stimme war sanft und hatte einen leichten Südstaatenakzent.
âJa, ich bin hier geboren und aufgewachsenâ, antwortete er und zog nur widerwillig seine Hand zurück. âUnd Sie?â
âIch auchâ, sagte sie und blickte ihn an, als könnte sie durch seine Maske schauen. âWarum sind wir uns vorher noch nie begegnet?â
âWoher wollen Sie denn wissen, dass wir uns noch nie getroffen haben?â, fragte er lächelnd.
âOh, glauben Sie mir, das wüsste ichâ, gab sie amüsiert zurück. âEinen Mann wie Sie würde eine Frau nicht so schnell vergessen.â
âHe, das ist mein Spruch. Sie haben ihn mir geklaut.â
âSie können ihn zurückhaben, wenn Sie mich aus dieser Langweilerhölle rausholen.â
Einen Augenblick lang musterte er sie schweigend. Dann fragte er: âSind Sie sicher, dass Sie das so meinen? Dass Sie mit mir kommen wollen?â
âSind Sie sicher, dass Sie mich mitnehmen möchten?â, erwiderte sie herausfordernd.
Reggie musste lachen, so laut, dass sogar sein Bruder Jared es hörte, der einige Meter entfernt stand. Jared blickte ihn an und zog die Augenbrauen hoch. Insgesamt hatte Reggie fünf Brüder, aber nur er und Jared wohnten noch in Atlanta. AuÃerdem hatte er noch etliche Cousins, die in der Stadt lebten. Insgesamt gab es jede Menge Westmorelands, aber von der ganzen Familie waren nur er und Jared an diesem Abend auf dem Maskenball. Die übrigen hatten andere gesellschaftliche Verpflichtungen oder waren auf Reisen.
In gewisser Weise war Reggie dafür dankbar. Er war der jüngste der in Atlanta wohnenden Westmorelands, und seine Brüder und Cousins sahen in ihm immer noch gern das Nesthäkchen der Familie, obwohl er mit seinen zwei Metern KörpergröÃe all seine Verwandten überragte.
âOh ja, ich würde Sie sofort und auf der Stelle mitnehmen. Wohin auch immer Sie möchten.â
Das meinte er ganz ernst.
Sie nickte höflich, aber er konnte ihre Gedanken erahnen. Sie dachte angestrengt darüber nach, wie sie das Fest mit ihm verlassen konnte, ohne sich in Gefahr zu begeben. Heutzutage durfte man als Frau nicht zu
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