Maskenspiel der Liebe
vertrauensselig sein, das konnte riskant werden. Und schlieÃlich kannte sie ihn nicht, wusste nichts von ihm. Diese Vorsicht verstand er nur zu gut.
âIch habe eine Ideeâ, sagte er schlieÃlich, als sie nach einiger Zeit immer noch nicht geantwortet hatte.
âUnd zwar?â
Schnell griff er in seine Jackentasche und zog sein Handy hervor. âSchreiben Sie jemandem, den Sie kennen und dem Sie vertrauen, eine SMS, und teilen Sie ihm mit, er soll meine Nummer speichern. Schreiben Sie ihm, dass Sie ihn morgen früh anrufen werden. Sobald er Ihren Anruf erhalten hat, kann er die Nummer wieder löschen.â
Olivia dachte kurz über seinen Vorschlag nach, überlegte dann, wem sie die SMS schicken könnte. Die Freundinnen, die sie früher hier gehabt hatte, waren alle fortgezogen. Ihren Vater konnte sie in einer so heiklen Angelegenheit natürlich nicht kontaktieren, das verstand sich von selbst. Blieben noch ihre Brüder. Duan hielt sich derzeit nicht in der Stadt auf; wegen seines Berufs als Privatdetektiv war er ständig im ganzen Land unterwegs. Terrence lebte auf den Florida Keys, der Inselkette südlich des Festlands. Sie verstand sich mit beiden Brüdern gut, aber Terrence war meist der groÃzügigere, nachgiebigere, während Duan gerne den älteren Bruder heraushängen lieÃ. Er würde unangenehme Fragen stellen. Nun ja, Terrence würde sicher auch Fragen stellen, aber er sah alles etwas lockerer.
Duan ging gern allen Dingen auf den Grund und hielt sich an sämtliche Regeln. Das lag sicher daran, dass er jahrelang erst als Streifenpolizist, dann als Kriminalbeamter für die Polizei von Atlanta gearbeitet hatte. Terrence hingegen, ein ehemaliger Profifootballspieler für die Miami Dolphins, wusste das Leben zu genieÃen. Ein Single, der gern Spaà hatte. Er besaà einen beliebten Nachtclub auf den Florida Keys.
Ja, es war sicher das Beste, sich an Terrence zu halten.
âOkayâ, sagte sie und griff nach dem Handy. Schnell schickte sie ihm eine SMS, in der sie ihn ausdrücklich darum bat, er solle die Sendernummer wieder löschen, nachdem er am Morgen ihren Anruf erhalten hatte. Dann gab sie das Handy zurück.
âFühlen Sie sich jetzt sicherer?â, fragte Reggie.
âJa.â
âGut. Wo möchten Sie denn gern hin?â
Am sichersten würde ich mich zu Hause fühlen, dachte Olivia, aber das verbietet sich von selbst. Ihr Vater war nämlich da und arbeitete an einer Wahlkampfrede, die er am Montag bei einem offiziellen Mittagessen vor wichtigen Gästen halten musste. âIch bin schon lange nicht mehr in Stone Mountain gewesen.â Das war ein Vorort von Atlanta, der wegen eines groÃen freiliegenden Granitfelsens gleichen Namens bekannt war.
âAlles klar. Dann ab nach Stone Mountain.â
âWir fahren besser jeder in seinem Auto hinâ, fügte sie schnell hinzu. Allmählich wurde sie nervös und unsicher. So etwas hatte sie nämlich noch nie gemacht â sich mit einem wildfremden Mann zu verabreden. Was war nur in sie gefahren? Doch ein Blick in seine Augen genügte, um sie sämtliche Zweifel sofort wieder vergessen zu lassen. Sie stellte sich vor, wie es sich anfühlen würde, in seinen Armen zu liegen, über sein Kinn zu streichen, seine Lippen zu spüren.
âIn Ordnungâ, gab er verschwörerisch zurück. âSie fahren vor, und ich folge Ihnen.â
âAuÃerdem schlage ich vor, dass wir unsere Masken aufbehalten und unsere Maskenball-Namen benutzenâ, merkte sie an und deutete auf ihr Namensschild.
Einen Augenblick lang musterte er sie nachdenklich, dann nickte er zustimmend. âGeht in Ordnung.â
Insgeheim atmete sie auf. Ihr Vater war in der Stadt sehr bekannt, und weil in ein paar Monaten die Wahlen stattfanden, wollte sie nichts tun, was seine Chancen auf den Sieg schmälern konnte. Ein Skandal, der ihren Namen in die Zeitung brachte, war das Letzte, was er brauchen konnte. Ãber so etwas wuchs nicht so leicht Gras.
âGut, dann losâ, sagte sie und stand auf. Inständig hoffte sie, dass sie keinen Fehler beging, aber als Reggie sie auf dem Weg zum Ausgang zufällig berührte, bekam sie das Gefühl, dass alles, was in dieser Nacht geschehen würde, nur richtig und in Ordnung sein konnte.
Normalerweise war Reggie für One-Night-Stands nicht zu haben. Dieser Abend jedoch stellte die groÃe
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