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Mathias Sandorf

Mathias Sandorf

Titel: Mathias Sandorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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noch genauere Kenntniß von der Position der feindlichen Flotte.
    Daß die Angreifer in großer Stärke heranrückten, war nunmehr gewiß. Daß sie mit hinlänglichem Material versehen waren, um das Feuer der Strandbatterien auszuhalten, mußte als selbstverständlich angenommen werden. Artillerie war das einzige, was ihnen vielleicht fehlte. Doch durch die Anzahl der Kämpfer, welche der Oberbefehlshaber der Expedition gleichzeitig an mehreren Punkten der Insel landen konnte, machten sich die Senusisten furchtbar.
    Endlich erwachte langsam der Tag und die Strahlen der Sonne begannen die tiefer gelegenen Nebelschichten des Horizontes zu zerstreuen.
    Aller Blicke richteten sich auf die offene See hinaus, nach Osten und Süden von Antekirtta.
    Die Flotte entwickelte sich jetzt so, daß sie eine lange abgerundete Linie bildete, deren eines Ende sich bestrebte, an die Insel heranzukommen. Wenigstens zweihundert Schiffe konnte man jetzt zählen, darunter einige von dreißig und vierzig Tonnen Tragkraft. Sie konnten vielleicht, Alles in Allem gerechnet, fünf zehnhundert bis zweitausend Mann an Bord haben.
    Um fünf Uhr befand sich die Flotte in der Höhe des Eilandes Kencraf. Es mußte abgewartet werden, ob die Feinde dort anlegen und festen Fuß fassen würden, ehe sie die Insel selbst angriffen. Wenn sie das thaten, so lagen die Umstände äußerst günstig. Die vom Doctor ausgeführten Minenarbeiten würden, wenn sie vielleicht auch nicht gleich die ganze Frage zur Entscheidung brachten, dennoch vom Beginn des Gefechtes an eine niederschmetternde Wirkung auf die Senusisten ausüben.
    Eine halbe Stunde banger Erwartung verstrich. Man konnte bereits des Glaubens sein, daß die sich nach und nach dem Eiland nähernden Schiffe eine Landung bewerkstelligen würden… Es wurde aber nichts daraus. Kein Fahrzeug hielt sich dort auf, die feindliche Linie zog sich nach Süden hin mehr in die Länge und ließ das Eiland rechts liegen. Es war nun offenbar, daß Antekirtta direct angegriffen oder besser gesagt noch vor Ablauf einer Stunde umzingelt werden sollte.
    »Jetzt bleibt uns nur noch die Vertheidigung,« sagte der Doctor zum Führer der Miliz.
    Ein Signal ertönte und die gesammte Besatzung schwärmte vom flachen Lande in die Stadt hinein, woselbst sich Jeder auf seinen ihm schon vorher bezeichneten Platz begab.
    Gemäß der Anordnung des Doctors übernahm Peter den Befehl über den südlichen Theil der Befestigungswerke, Luigi über den östlichen. Die Vertheidiger der Insel – höchstens fünfhundert Milizen – wurden so vertheilt, daß sie, wo immer nur der Feind versuchen sollte, die Umgürtung der Stadt zu nehmen, diesem die Front zukehrten. Der Doctor behielt sich vor, von Punkt zu Punkt dahin zu eilen, wo seine Gegenwart erforderlich sein würde.
    Frau Bathory, Sarah Sandorf, Maria Ferrato mußten in dem Stadthause bleiben. Die anderen Frauen sollten, falls die Stadt eingenommen würde, mit den Kindern in die Kasematten flüchten, so war es beschlossen, woselbst sie nichts zu befürchten hatten, wenn selbst die Feinde einige Feldgeschütze aufpflanzten.
    Die Frage bezüglich des Eilandes Kencraf war nun – zum Nachtheile der Belagerten – gelöst, es blieb noch die Frage hinsichtlich des Hafens offen. Wenn die Flotille das Bestreben zeigte, die Einfahrt zu erzwingen, so hielten die sich kreuzenden Feuer der Forts auf den beiden Dämmen, die Kanonen des »Ferrato«, die Electric-Torpedoboote, die in die Einfahrt gesenkten Torpedos die Feinde gewiß in Raison. Es war das eine günstige Chance, wenn der Angriff auf dieser Seite erfolgte.
    Allein – und es war das nur zu wahrscheinlich – der Führer der Senusisten kannte vollständig die Vertheidigungsmittel von Antekirtta und wußte nur zu gut, wie leicht ihm im Süden der Insel ein Landen gemacht wurde. Ein directer Angriff auf den Hafen kam einer unmittelbaren und vollständigen Vernichtung gleich. Es war daher in der That der Plan entworfen worden, eine Landung auf der Südseite vorzunehmen, welche sich für diese Operation vorzüglich eignete. Daher ließ man die Einfahrt zum Hafen genau so unbeachtet, wie man das Eiland Kencraf nicht besetzt hatte und die ganze Flotille wendete sich nunmehr mit Hilfe der Ruder dem schwächsten Punkte Antekirtta’s zu.
    Der Doctor traf, sobald er das Manöver der Feinde durchschaut hatte, die Maßregeln, welche ihm die jetzige Lage der Dinge vorschrieb. Die Kapitäne Köstrik und Narsos bestiegen je eines der Torpedoboote,

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