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0565 - Der Tod in seinen Augen

0565 - Der Tod in seinen Augen

Titel: 0565 - Der Tod in seinen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Eigentlich dachte ich an nichts Böses, als der Mann wie ein Gespenst vor mir erschien.
    Er mußte in einem der dunklen Hauseingänge an der rechten Seite gelauert haben, war verschmolzen mit den Schatten, die ihn blitzartig entlassen hatten.
    Ich entdeckte keine Waffe an ihm, nur die dunkle Brille in seinem Gesicht fiel mir auf sowie die dünne Stoffmütze, die sein Haar verdeckte.
    War der Mann blind?
    »Geh weg!« fauchte er mich an. »Geh weg!«
    »Weshalb?«
    Er knurrte tief in der Kehle, zögerte einen Moment und schüttelte den Kopf, so daß die dunklen Gläser vor seinen Augen anfingen zu rutschen. Er bewegte sich zackig, und plötzlich war doch eine Waffe da.
    Ein Stock, schlank, in der Dunkelheit noch heller leuchtend, auch biegsam, ein Blindenstock, den er hochschleuderte, sofort wieder auffing und mir das gebogene Ende für den Bruchteil einer Sekunde direkt vor den Augen präsentierte.
    Der Stock irritierte mich. Ich wollte etwas fragen, dazu kam ich nicht mehr, denn ich mußte erleben, daß der Blinde ihn verdammt gut beherrschte.
    Ich spürte diese Kunst hart und brutal.
    Niemand beobachtete, wie eine Lanze in meinen Magen rammte, denn die Straße war menschenleer.
    Ich würgte, knickte nach vorn, vor meinem Gesicht wirbelte der Stock, als hätte Fred Astaire einen Auftritt, dann hieb er in meinen Nacken. Der Schmerz pflanzte sich fort. Ich fiel nach vorn, klammerte mich an den Kerl, der seinen weißen Stock zum drittenmal einsetzen wollte. Mit einem Kopfstoß erwischte ich ihn. Er flog zurück.
    Ein Laternenpfahl bremste ihn. Die obere Glaskuppel wackelte.
    Dem Kerl wollte ich es zeigen.
    Es blieb beim Wollen. Nach dem zweiten Schritt war der nächste da. Hinter meinem Rücken hörte ich noch den Schritt, dann erwischte es mich an der rechten Hüfte.
    Genau mit der Breitseite. Ein Treffer, der gut gezielt war. Der ebenfalls weiße Stock federte noch nach, ich drehte mich – genau in den nächsten Treffer.
    Der erwischte mich am Kopf, zum Glück nicht im Gesicht. Auch so platzten Sterne vor meinen Augen auf. Ich taumelte weg vom Gehsteig, auf die Straße, wo ich auf dem feuchten Pflaster fast ausgeglitten wäre.
    Mühsam hielt ich mich aufrecht.
    Nummer eins sprang vor. Er hatte sich von der Laterne gelöst, hielt den Blindenstock in beiden Händen und drosch damit zu wie ein Samurai mit seinem Schwert.
    Von oben nach unten zog er den Schlag, als wollte er mir den Schädel spalten.
    Ich tauchte leicht angeschlagen zu Boden. Das Pfeifen bekam ich mit, danach den Treffer.
    Auf der Schulter landete er und lähmte fast meine gesamte linke Seite.
    Ich kam nur schwer hoch.
    Da war der zweite. Schlagend jagte er auf mich zu. Links und rechts holte er aus. Seine Waffe zerschnitt die Luft; das Pfeifen hörte sich widerlich an. Ich hob einen Arm und versuchte so, die Schläge abzuwehren.
    Er traf mich doch. Ich fiel auf die Seite, überrollte mich, hörte das wilde Keuchen der Kerle, dann waren sie zu zweit bei mir und droschen auf mich ein.
    Ich kämpfte mit den Beinen, konnte einen Schrei zurückstoßen, kam aber nicht an meine Waffe heran; sie verhinderten es.
    Nur nicht bewußtlos werden! hämmerte ich mir ein. Dann schlagen dich die Kerle tot.
    Es blieb nur beim Wunsch. Sie versuchten es mit Tritten und hatten auch Glück. Durch meine rechte Hüfte wühlte sich der Schmerz wie ein glühendes Messer.
    Trotzdem kam ich noch auf die Knie – und sah ihn!
    Ein glattes, kaltes, irgendwie grausam wirkendes Gesicht. Ebenfalls durch eine Brille mit dunklen Gläsern fast unkenntlich gemacht. Doch die Brille besaß einen weißen Rand. Für mich glänzte das Gestell wie verharschter Schnee.
    Die dunklen Gläser waren nicht alles. In ihnen leuchteten zwei gelblich schimmernde Totenschädel, die plötzlich zerplatzten.
    Mir erging es dreckig, denn von hinten hatte mich der Schlag mit dem Stock gegen den Kopf getroffen. Die Welt versank, der Trichter öffnete sich zu einer pechschwarzen Schlucht und verschlang mich wie ein gieriges Maul.
    Das letzte, was mir noch in Erinnerung blieb, waren die beiden Totenschädel »in« den Brillengläsern. Dann wußte ich gar nichts mehr…
    ***
    Vielleicht war seine Haut in den letzten Jahren noch grauer geworden, ebenso die Haare. Möglicherweise hatten sich die beiden Falten, die das Gesicht von der Nase her bis zu den Mundwinkeln durchschnitten, noch tiefer hineingegraben, niemand wußte es genau. Niemand wagte auch danach zu fragen, jedenfalls traf der Name, den der Mann schon

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