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Mathias Sandorf

Mathias Sandorf

Titel: Mathias Sandorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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gehen läßt.
    – Still mit den Bemerkungen, Zirone, sagte Sarcany, und ans Werk, ohne einen Augenblick zu verlieren!
    – Vor dem Abendessen?
    – Ja, vor!«
    Mit diesen Worten nahm Sarcany ein Stück dünnes Cartonpapier zur Hand. Er schnitt es nach der mitgebrachten Vorlage zurecht, um ein Rechteck zu erhalten, welches genau der Größe des Gitters entsprach, ohne das Kreuz am oberen Rande außer Acht zu lassen. Dann ergriff er ein Lineal und theilte mit dessen Hilfe das Quadrat in sechsunddreißig gleiche Abschnitte.
    Von diesen sechsunddreißig Vierecken wurden neun, die sich an demselben Platze, wie die entsprechenden auf der Vorlage, befanden, besonders gekennzeichnet; sie wurden mit einer Messerspitze ausgeschnitten, so daß sie ganz wegfielen und durch ihren leeren Raum die beziehungsweisen Worte, Buchstaben oder Zeichen desjenigen Schriftstückes hervortreten lassen mußten, auf welches das Gitter gelegt wurde.
    Zirone saß Sarcany gegenüber und sah mit weit aufgerissenem Auge und brennender Neugierde ihm zu. Die Arbeit seines Gefährten interessirte ihn um so mehr, als er völlig das Geheimschriftensystem begriffen hatte, welches diesem Briefe zu Grunde lag.
    »Das da ist genial, äußerst genial, meinte er, und das wird uns helfen. Wenn ich bedenke, daß jedes dieser leeren Fächer unter Umständen eine Million werth ist…
    – Und mehr noch.«
    Sarcany erhob sich, denn die Arbeit war fertig, und steckte den zurechtgeschnittenen Carton in seine Brieftasche.
    »Morgen so früh als möglich bin ich bei Toronthal.
    – Hab’ Acht auf seine Casse!
    – Wenn er auch das Billet hat, so besitze ich doch den Schlüssel.
    – Und diesmal wird er sich wohl oder übel ergeben müssen.
    – Er wird es thun.
    – Wir können jetzt also zum Essen gehen?
    – Ja, gehen wir jetzt essen!«
    Zirone, stets bei Appetit, that dem ausgezeichneten Menu, das er sich nach seiner Gewohnheit zusammenstellte, alle Ehre an.
    Am nächsten Tage, dem 1. Juni, stellte sich Sarcany schon um acht Uhr Früh in dem Bankhause ein, und Silas Toronthal gab auch sofort Befehl, ihn vorzulassen.
    »Hier ist der Schlüssel«, begnügte sich Sarcany zu sagen und zog das Stückchen Carton hervor, welches er am Abend vorher zurechtgeschnitten hatte.
    Der Banquier nahm es, drehte es herum und abermals herum und schüttelte den Kopf, als könnte er das Vertrauen seines Verbündeten nicht theilen.
    »Immerhin können wir den Versuch wagen, sagte Sarcany.
    – Wagen wir ihn.«
    Silas Toronthal holte die Abschrift des Billets aus einem der Fächer seines Schreibtisches hervor und legte sie auf den Tisch.
    Man wird sich erinnern, daß das Billet aus achtzehn unverständlichen Worten bestand, die je sechs Buchstaben enthielten. Es lag klar auf der Hand, daß jeder Buchstabe aus diesen Worten den sechs Vierecken entsprechen mußte, die, gleichviel ob gefüllt oder leer je eine Zeile des Gitters bildeten. Man konnte also von vornherein als feststehend annehmen, daß die ersten sechs Worte des Briefes, mit dem ersten beginnend und aus sechsunddreißig Buchstaben bestehend, zuerst nacheinander mit Hilfe des Schlüssels entziffert werden mußten.
    In der That war – und dies war leicht zu constatiren – die Stellung der leeren Quadrate in der Gruppirung dieses Gitters so genial erdacht, daß erst nach viermaliger Vierteldrehung der Karte die leeren Vierecke allmählich die Stellung der gefüllten einnahmen, ohne jemals an einem Orte doppelt zu erscheinen.
    Man wird gleich sehen, wie sich das verhält. Wenn man zum Beispiel bei dem ersten Auflegen des Gitters auf ein unbeschriebenes Blatt Papier in die leeren Quadrate die Ziffern 1 bis 9 schreibt, dann nach einer Vierteldrehung die Zahlen 10 bis 18, nach einer abermaligen Viertelwendung 19 bis 27 und schließlich nach der letzten 28 bis 36, so wird man zuletzt auf dem Papier die Zahlen 1 bis 36 an Stelle der sechsunddreißig Quadrate finden, welche die Abtheilungen des Gitters bilden.
    Sarcany sah sich natürlich gezwungen, die vier auf einander folgenden Drehungen des Schlüssels zunächst auf die ersten sechs Worte des Billets anzuwenden. Er beabsichtigte, alsdann dieselbe Operation an den nächsten sechs Worten zu wiederholen und dann zum
     

    Triest. – Das Lloydgebäude.
     
    dritten Male an den letzten sechs Worten, sie mithin an sämmtlichen achtzehn Worten, aus denen die Geheimschrift bestand, vorzunehmen.
    Die in Vorstehendem erörterten Gründe wurden selbstverständlich auch Silas Toronthal von

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