Mathias Sandorf
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Kaum waren die Worte hingeschrieben, als auch schon Silas Toronthal den Händen Sarcany’s das Papier entriß; er las es und stieß einen Laut der Ueberraschung aus. Jetzt war er es, den die Ruhe verlassen hatte. Sarcany war nahe daran, sich zu fragen, ob der Banquier plötzlich toll geworden?
»Aber so lesen Sie doch! rief Silas Toronthal und reichte Sarcany das Papier, so lesen Sie doch!
– Lesen…?
– Sehen Sie denn nicht, daß die Correspondenten des Grafen, noch ehe Sie die Worte mit Hilfe des Gitters bildeten, den Satz, den Sie schreiben wollten, zuvor in das Französische übertrugen und von rückwärts lesbar machten?«
Sarcany nahm das Papier und las, indem er mit dem letzten Buchstaben begann:
»
Tout est prêt. Au premier signal que vous nous enverrez de Trieste, tous se leveront en masse pour l’indépendance de la Hongrie. Xrzah
.«
(Alles ist bereit. Beim ersten Zeichen, welches Sie uns von Triest aus senden werden, werden sich Alle in Masse für die Unabhängigkeit Ungarns erheben. Xrzah.)
– »Und diese fünf letzten Buchstaben?
– Eine verabredete Chiffre, anwortete Silas Toronthal.
– Endlich haben wir sie.
– Aber die Polizei hat sie noch nicht.
– Dafür werde ich schon sorgen.
– Sie werden mit der größten Verschwiegenheit zu Werke gehen?
– Selbstverständlich. Der Gouverneur von Triest wird der Einzige sein, der die Namen der beiden ehrbaren Vaterlandsfreunde kennt, die eine Verschwörung gegen die österreichische Regierung schon im Keime erstickt haben.«
Wie er so sprach, ließen der Ton und die Handbewegung dieses Schurken nur zu deutlich erkennen, daß es nur eine Regung der Ironie war, die ihm diese hochtrabenden Worte dictirte.
»Ich brauche mich also um nichts weiter zu bekümmern? fragte kühl der Banquier.
– Um nichts, es wäre denn um den Antheil an dem Verdienste bei diesem Geschäft.
– Wann?
– Wenn die drei Köpfe gefallen sein werden, die Jedem von uns mehr als eine Million einbringen.«
Silas Toronthal und Sarcany trennten sich. Wenn sie einen Vortheil aus dem Geheimniß ziehen, welches ihnen der Zufall enthüllt hatte, wenn sie die Verschwörer zur Anzeige bringen wollten, noch ehe der Aufruhr zum offenen Ausbruch kam, so mußte schnell gehandelt werden.
Vorläufig war Sarcany wie gewöhnlich in das Haus von Ladislaus Zathmar zurückgekehrt. Er hatte dort seine Regulirungsarbeiten wieder aufgenommen, die ihrem Ende zuneigten. Graf Sandorf selbst sagte ihm unter verbindlichem Danke für den bewiesenen Eifer, daß er in acht Tagen seiner Dienste nicht mehr benöthigen würde. Das bedeutete in Sarcany’s Augen zweifellos, daß um diese Zeit von Triest aus das erwartete Signal an die ersten Städte Ungarns ergehen würde.
Er fuhr also fort, mit der größten Sorgfalt zu beobachten, was im Hause Zathmar’s vor sich ging, ohne indessen seinerseits Verdacht zu erregen. Er hatte sich sogar so intelligent gezeigt, er schien so sehr mit liberalen Ideen erfüllt zu sein und hatte so wenig seine unbesiegbare Abneigung, die er gegen die deutsche Rasse zu empfinden vorgab, verhehlt, also im Ganzen und Großen seine Rolle so gut gespielt, daß Graf Sandorf schon daran dachte, ihn später ganz an sich zu fesseln, wenn erst die Erhebung Ungarn zum freien Lande gemacht haben würde. Borik war der Einzige gewesen, der sich nicht von seinem Werthe hatte überzeugen lassen wollen; dieser war von den Vorurtheilen, welche ihm der junge Mann von Anfang an eingeflößt, nicht zurückgekommen.
Sarcany hatte also sein Ziel erreicht.
Am 8. Juni sollte, gemäß der Verabredung mit seinen Freunden, Graf Sandorf das Zeichen zum Aufstande geben, und dieser Tag war herangekommen
Aber das Werk der Angeberei war ebenfalls vollendet.
Am Abend dieses Tages gegen acht Uhr umzingelte die Triester Polizei plötzlich das Haus Ladislaus Zathmar’s. Jeder Widerstand war unmöglich. Graf Sandorf, Graf Zathmar, Professor Bathory, Sarcany sogar, der übrigens keine Verwahrung einlegte, und Borik wurden verhaftet, ohne daß Jemand von ihrer Aufhebung Kenntniß erhielt.
Fußnoten
1 In dieser Nachbildung stellen alle weißen Quadrate die auf dem Gitter fehlenden vor.
Fünftes Capitel.
Vor, während und nach der Verhandlung.
Istrien, welches durch die Verträge von 1815 der österreichisch-ungarischen Monarchie einverleibt wurde, bildet eine fast dreieckige Halbinsel, deren Isthmus die Basis auf der
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