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Mathilde Möhring

Mathilde Möhring

Titel: Mathilde Möhring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Knopp.«
    »Ja, das war er.«
    »Eigentlich forscher als du.«
    »Na, wie man's nehmen will. So im meisten sind wir uns gleich. Fürs Repetieren war er auch nie. Darin mögen wir uns wohl gleich sein, und als er den Referendarius hinter sich hatte, schnappte er ab und sagte: ›Zweimal fall ich durch und denn Assessor mit Ach und Krach und 800 Taler. Nein, da lieber Burgemeister in Owinsk.‹ Und verlobt war er ja auch schon lange.«
    »Ja sieh, Hugo, das ist eben, was ich das Forsche nenne. Es war doch ein Entschluß, und seine Familie war doch gewiß dagegen und wollte einen Minister aus ihm backen. Unterm Minister tun's die guten Kleinstädter nicht, die bei der bekannten Glücksjagd, zu der wir uns alle geladen glauben, bloß den Kirchturm mit dem goldnen Hahn sehn und nicht wissen, wie weit es ist und wieviel Gräben unterwegs, um reinzufallen. Ich bin für die, die abspringen.«
    »Du meinst so im allgemeinen, so theoretisch.«
    »Nein, ganz praktisch. Du mußt mir eine Photographie von deinem Vater schenken; den seh ich mir dann an, so vorbildlich.«
    »Aber Hans, du willst doch nicht auch Burgemeister werden. Und bist ja auch noch
vorm
Referendar; mein Vater hatte doch die halbe Quälerei hinter sich. Sie nehmen jetzt nicht all und jeden, und Referendar ist das wenigste. Und du siehst mir nicht aus, als ob du in meiner Abwesenheit und sozusagen hinter meinem Rücken den Referendar gemacht hättest und nun bloß kämst, um dich mir in deiner neuen Würde vorzustellen. Aber verzeih, ich werd uns drüben erst ein bißchen Abendbrot bestellen, was man in einer Chambre garnie so Abendbrot nennt. Ein Glück, daß die Menschen den Schweizerkäse erfunden haben. Und soll ich Tee bestellen oder Grog?«
    »Im allgemeinen bin ich für das Übergehn aus dem einen in den andern, man hat das Spiel ja dabei so hübsch in der Hand, vorausgesetzt, daß einen die Flasche nicht im Stich läßt. Aber heute laß es gut sein, Hugo. Sparen wir uns das Gelage für eine große Gelegenheit.«
    »Examen?«
    »Das ist zu unsicher, erst an sich, das heißt, ob wir bis dahin kommen, und dann in seinem Resultat. Nein, wenn ich von Aufsparen und großer Gelegenheit spreche, so hab ich was andres im Sinn und meine meinen ersten Abend.«
    »Ich kann dir nicht folgen, Hans. Es ist lächerlich zu sagen, aber du bist so mystisch; erst recte vom Galgen und die Zusage spätrer Rätsel-Lösung und nun erster Abend...«
    »Ich habe doch deine Fassungskraft überschätzt, was übrigens nach Ansicht einiger eine ganz untergeordnete Gabe sein soll, vielleicht in Zusammenhang mit Logik und Mathematik. Alle Logiker verstehen gar nichts. Aber wundern muß ich mich doch. Zu was sind wir denn um den Königsplatz ungezählte Male herumgelaufen, links den Mond und rechts Kroll und die kleine F., und haben unter Verwerfung aller bisherigen Hamlet-Auffassungen einer neuen, tieferen nachgeforscht? um was habe ich meine Parallelen gezogen zwischen Amalie und Adelheid von Runeck, zwischen der Milford und der Eboli – wenn du schließlich nicht einmal verstehen willst, wenn ich von meinem ersten Abend spreche. Also rundheraus, ich spreche von meinem ersten ›Räuber‹-Abend. Kosinsky. Die Geschichte mit dem Repetitorium wurde mir zu langweilig. Und wenn man den guten Ausgang noch sicher hätte. Kurzum, ich bin zu Deichmann gegangen. Heute war die dritte Probe mit mir, Kraußneck brillant als Roller, ich denke, daß ich über kurz oder lang auch ins Charakterfach überspringe. Liebhaber ist bloß Durchgang.«
    »Durchgang! Und die ›Räuber‹! Ist es möglich? Dann wird also in acht Tagen auf dem Zettel stehn: Kosinsky – Herr Rybinski. Oder willst du dein ›von‹ beibehalten?«
    »Nein, man muß auch etwas für seine Familie tun. Mein ›von‹ wird gestrichen, wenigstens solange ich unberühmt bin; nachher kann ich es wieder aufnehmen.«
    »Rechnest du darauf?«
    »Natürlich rechne ich darauf. Jeder rechnet darauf. Garrick war ursprünglich auch von Adel. Denkst du, daß er mit der ganzen Geschichte angefangen hätte, wenn er sich nicht gesagt hätte: ›Ruhm geht über Adel‹.«
    »Und das alles sagst du im Ernst?«
    »In vollem Ernst. Und ich will dir auch noch mehr sagen und auch im Ernst. In ganz kurzer Zeit kommst du zu mir und sagst mir: ›Rybinski, du hast recht gehabt, den ganzen Kram an den Nagel zu hängen. Was meinst du, zu welcher Rolle paßte ich wohl? Dunois oder Karl Moor.‹ Ich sage dir, du bist der geborne Karl Moor, und wenn du deinen

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