Matti & Dornröschen 03 - Ein Mörder kehrt heim
um Technik ging, dachte Twiggy an alles. Bestimmt lief der Akku von diesem Handy fast über vor Strom.
Die Schlange kroch voran. Es roch nach Benzin. Aus einem Auspuff quoll schwarzer Rauch.
Sie sprachen kaum ein Wort. Dornröschen las, Twiggy starrte auf die Straße. Diesmal geht es schief, dachte Matti. Wenn etwas so anfängt, kann es nur scheitern. Die anderen fuhren nur mit, weil er Georg glaubte. Das war viel verlangt. Aber wenn ihnen was passierte bei dieser Sache? Dann war er schuld.
Es ging weiter. Sie kamen an Darmstadt vorbei. Links hob sich der Odenwald. Matti verdrängte die Gedanken an seine Kindheit. Keine Zeit für so was. Burgen. Dörfer. Kreuz Heidelberg , weiße Schrift auf blauem Hintergrund. Das Navi führte sie nach Heidelberg hinein. Als die Autobahn aufhörte, waren sie in der Stadt. Tankstelle rechts, links eine Grünfläche. Dann Häuser beidseitig, Läden, Kneipen, Gewerbe. Sie fuhren Richtung Stadtmitte. Am Bismarckplatz die Straßenbahnen, ein Kaufhaus, Kiosk. Twiggy steuerte den Bulli durchs Gewühl und fuhr auf der B 3 ein kurzes Stück Richtung Weinheim, dann vor der Neckarbrücke rechts weg. Entlang des Flusses im Tal. Es war schwül. Auf dem Neckar ein Kahn, tief im Wasser, beladen mit Kohle. Am Hang gegenüber Villen und mehrstöckige Häuser mit Blick auf den Neckar und die Altstadt und aufs Schloss, dass rechts aufragte, rötlich beschienen vom Sonnenuntergang.
»Da«, sagte Matti. Ein Benz rangierte aus einer Parklücke am Straßenrand. Twiggy wartete, bis der Wagen es geschafft hatte, und stellte den Bus, einmal vor, einmal zurück, in die Lücke. Rechts zweigte die Thibautstraße ab. Matti kramte einen Zettel aus der fünften Tasche und wählte die Nummer, die darauf stand.
»Ja?«
»Sind da.«
»Gut. Deine Nummer.«
Sie stand auf einem Aufkleber auf der Rückseite. Matti las sie zweimal vor.
»Ich melde mich.«
»Und jetzt?«, fragte Twiggy.
»Jetzt gehen wir was essen«, sagte Dornröschen.
Sie hatten seit Berlin nichts runtergekriegt.
Twiggy tippte auf seinem Smartphone herum und marschierte los. Sie stießen auf die Bergheimer Straße. Eine Straßenbahn rumpelte stadteinwärts vorbei. Sie erreichten den Bismarckplatz und gingen in die Hauptstraße. Eine Fußgängerzone, die aussah wie eine von tausend. Die gleichen Ketten. Mode, Schuhe, Kaffee, Imbiss, Mode, Schuhe, Drogerie, Schuhe, Apotheke, Imbiss. Sie kamen auf einen Platz. Links ein Unigebäude, die Psychologie. Daneben eine Kneipe. Sie setzten sich draußen hin. Die Kellnerin eilte herbei, bevor sie die Karten gelesen hatten. Sie wartete, und dann bestellten sie. »Kein Alk«, sagte Dornröschen.
Ein Straßenmusiker spielte auf einem Banjo. Touristen mit Kameras. Wie Herden auf dem Abtrieb. Studenten.
»Und hier soll es mal hoch hergegangen sein«, sagte Twiggy. Er schüttelte den Kopf.
Matti fühlte sich müde. Von der Fahrt, der Schwüle, der Anspannung. Was würde Georg vorschlagen? Noch konnten sie aussteigen. Aber sie würden es nicht rechtzeitig zurück schaffen nach Berlin, um sich bei den Bullen zu melden. Er begann sich eine Ausrede einfallen zu lassen. Überfall, Taschendiebstahl, Verkehrsunfall, Krankheit … vielleicht nicht schlecht. Kreislauf, Ohnmacht. Das Attest könnte er gleich telefonisch bestellen. Bleib ruhig. Wird schon schiefgehen.
Als die Kellnerin die Bestellungen gebracht hatte, aßen sie schweigend. Twiggy einige Würstchen – »eine doppelte Portion bitte oder zwei, wenn’s einfacher ist« –, Dornröschen einen Salat mit Mozzarella und Matti ein Schnitzel mit Kartoffelsalat.
Die Nervosität verdarb ihm den Appetit. Er starrte auf das Handy. Und wenn Georg sich gar nicht meldete? Vielleicht wäre es das Beste. Dann hätte er zwar Stress mit dem Staatsanwalt. Aber er würde nicht in eine neue Sache verwickelt. War Anja in Heidelberg? Der Gedanke bedrückte ihn. Die Kränkung saß fest. Was immer sie als Rechtfertigung sagte, es änderte nichts. Sie hatte ihn belogen. Er fühlte sich, als steckte er in einem Loch. Kein Ausgang. Alles schwarz.
»Ist was?«, fragte Dornröschen.
Er winkte ab.
»Hören wir uns an, was er zu sagen hat. Außerdem, wenn wir ihn sehen, können wir bezeugen, dass er lebt. Vielleicht kann ich ihm ein Haar ausreißen.« Sie lachte.
»Die glauben uns nichts«, sagte Twiggy. »Da können wir bezeugen, was wir wollen.«
Schweigen.
Dann sagte Twiggy: »Ich meine, er ist offenbar hier. Wenn wir ihn uns schnappen …«
»Und dann sägen wir ihm
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