Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Max Weber: Ein Leben zwischen den Epochen (German Edition)

Max Weber: Ein Leben zwischen den Epochen (German Edition)

Titel: Max Weber: Ein Leben zwischen den Epochen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Kaube
Vom Netzwerk:
Beziehung leichter, einen anderen als sich selbst zu kennen.»
    «Wenn alle Uhren in Berlin plötzlich in verschiedener Richtung falschgehen würden, auch nur um den Spielraum einer Stunde, so wäre sein ganzes wirtschaftliches und sonstiges Verkehrsleben auf lange hinaus zerrüttet. […] So ist die Technik des großstädtischen Lebens überhaupt nicht denkbar, ohne dass alle Tätigkeiten und Wechselbeziehungen aufs pünktlichste in ein festes, übersubjektives Zeitschema eingeordnet würden» (Georg Simmel, Die Großstädte und das Geistesleben, 1903 ). Berlin, Friedrich-, Ecke Leipziger Straße 1899 .
    Über die studentischen Corps schreibt Max Weber, der von 1882 bis 1884 aktiv der Burschenschaft «Allemannia» angehörte, sie seien «keineswegs in erster Linie Pflegestätten studentischer Ehre und Sitte, sondern einfach Avancements-Versicherungs-Anstalten». Studentenumzug, Heidelberg 1903
    «Kuno Fischer, der jetzt […] sein eigenes System zu entwickeln beginnt, nachdem er bewiesen, daß alle anderen vor ihm eigentlich nichts zur Sache geleistet haben und Unsinn gemacht haben», schreibt der Student Max Weber 1882 über den Heidelberger Professor der Philosophie an seine Mutter, «hat wenigstens das Gute, daß alles, was er bisher gesagt hat, absolut bestreitbar und gerade so einleuchtend, wie das gerade Gegenteil ist, dadurch zur Kritik einladet und einem den etwaigen Rest von Schlaf benimmt, was ja eine ganz gute Anwendung der Morgenstunden von sieben bis acht ist.» Max Weber als Student in Heidelberg.
    «In dieses Idyll sollte ich nun als Haustochter und älteste Schwester hineinwachsen und ein ‹nettes junges Mädchen› werden. Ich füllte keine Lücke, ich übernahm häusliche Pflichten, deren Erfüllung zwar hilfreich, aber nicht notwendig war. Oh, wie ich mich dabei langweilte – dieses Staubwischen in kaum benutzten, blanken Räumen, die regelmäßige Wäsche der Topfpflanzen und dergleichen mehr», so erinnert sich Marianne Weber, geb. Schnitger, 1948 an ihre Zeit bei Verwandten, bevor sie nach Berlin kam. Das Gemälde zeigt sie als junge Frau im Alter von zweiundzwanzig Jahren.
    «Keine phantasievolle Hingabe an unklare und mystische Seelenstimmungen dürfen wir in uns dulden. Denn wenn die Empfindung Dir hoch geht, musst Du sie bändigen, um mit nüchternem Sinne Dich steuern zu können», schreibt Max Weber 1893 vor der Heirat an seine Braut. Das Porträt des Ehepaars wurde im selben Jahr nach der Trauung aufgenommen.
    «Formale Unverbrüchlichkeit des einmal Versprochenen», so Max Weber, «ist die Qualität, welche vom Tauschpartner erwartet wird und den Inhalt der Marktethik bildet, welche in dieser Hinsicht ungemein strenge Auffassungen anerzieht: in den Annalen der Börse ist es fast unerhört, daß die unkontrollierteste und unerweislichste, durch Zeichen geschlossene Vereinbarung gebrochen wird.» Das Parkett der Berliner Börse in der Burgstraße im Jahr 1910 .
    «Dem Klima der südlichen Binnenstationen ist ein schonender, oft gar erschlaffender Charakter eigen, und so ist die Auswahl der Fälle, welche mit Vortheil dorthin geschickt werden, eine beschränkte. Es sind solche Fälle, bei denen ein Klima, das als Reiz wirkt, von vornherein auszuschließen ist.» So tautologisch – reizloses Klima nur für Patienten, die nicht gereizt werden sollen – formulierte für Webers Leiden nicht nur Müllers «Handbuch der Neurasthenie» von 1893 . Luftkur in einem Sanatorium um 1911 .
    Als die Berliner Universität hundert Jahre alt wurde, fand das Festbankett ohne Georg Simmel statt, den bedeutendsten Soziologen im Umkreis Max Webers. Der außerordentliche Professor war nicht eingeladen. Er antwortete mit einer «Soziologie der Mahlzeit». Erster Satz: «Es gehört zu den Verhängnissen des sozialen Daseins, dass die Wesenselemente, die allen Individuen eines beliebigen Kreises gleichmäßig einwohnen, sich fast niemals als die höchsten, oft aber als die niedrigsten Antriebe und Interessen dieser Individuen offenbaren.» Kurz: Das Niveau, auf dem sich alle begegnen können, ist niedrig. Georg Simmel, 1901 .
    Wenn mehr als eine andere Person mit Werner Sombart in einem Raum sei, meinte Max Weber über seinen wirtschaftshistorischen Kollegen, der als Erster systematisch über den modernen Kapitalismus forschte, dann fühle sich dieser, der unter vier Augen der angenehmste Mensch sei, den er kenne, sofort vor Publikum. Hier sitzt Sombart einem Fotografen schlafend an seinem Schreibtisch zum

Weitere Kostenlose Bücher