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Max Weber (German Edition)

Max Weber (German Edition)

Titel: Max Weber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Kaesler
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nur den Kampf, und es ist eitler Wahn, zu glauben, daß eine Stärkung der ökonomischen Macht der einen Partei der socialen Position der anderen zu Gute kommen werde.» Der gemeinsame Nenner für diese Entwicklungsprozesse ist nach Weber die Umwandlung einer patriarchalischen Organisation in eine kapitalistische. Somit sei es keinesfalls böser Wille einzelner Handelnder, die diese Entwicklung verursachten und denen daraus ein Vorwurf gemacht werden könne: «Es arbeiten beide Teile, Arbeiter und Arbeitgeber, nach der angedeuteten Richtung hin und der einzelne Arbeitgeber handelt lediglich in Konsequenz der nun einmal mit zwingender Gewalt sich gestaltenden Verhältnisse. Will er unter den jetzigen Konkurrenzverhältnissen und bei der Schwierigkeit des Arbeitsmarktes bestehen, so kann er nicht anders verfahren. Gerade das ist das Bedrohliche der Situation, daß die Wirksamkeit der darin liegenden Entwicklungstendenzen von dem Thun und Lassen Einzelner unabhängig ist.»
    Ausführlich ging Weber auf die Konsequenzen dieser Entwicklung ein: die Wirkungen auf die militärische Disziplin, die Verdrängung der einheimischen, deutschen Arbeiterschaft durch die Wanderarbeiter, den allmählichen Verlust der ökonomischen Machtstellung der Großgrundbesitzer, dieser einstigen «Stütze der Monarchie». Darum stellte sich für Weber die «ländliche Arbeiterfrage» nicht als eine sozialpolitische, sondern als eine staatspolitische Angelegenheit, die «vom Standpunkt des Staatsinteresses gewiß nicht gleichgültig» sein kann. Sie war in seinen Augen primär eine «Landfrage», d.h., es ging seiner Ansicht nach darum, ob man gerade den deutschen Arbeitern «nach oben» Luft schafft, ob man ihnen die Möglichkeiten eines Aufsteigens zu einer selbständigen Existenz bietet: «Die wichtigste Frage ist, ob ihnen [den Arbeitern] ein Aufsteigen in den Bauernstand ermöglicht werden kann, und damit läuft die ländliche Arbeiterfrage für den Osten in die Frage der inneren Kolonisation aus […].»
    Vor allem im Import slawischer Wanderarbeiter durch die Großgrundbesitzer sah Weber eine Gefährdung des «Deutschtums» in einem sich entvölkernden Osten, in dem die deutsche Kultur vor die «Existenzfrage» gestellt sei. «Ob man die Konsequenzen dieser Situation entschlossen zieht, davon wird die Zukunft des deutschen Ostens abhängen. Die Dynastie der Könige von Preußen ist nicht berufen zu herrschen über ein vaterlandsloses Landproletariat und über slawisches Wandervolk neben polnischen Parzellenbauern und entvölkerten Latifundien […] sondern über deutsche Bauern neben einem Großgrundbesitzerstand, dessen Arbeiter das Bewußtsein in sich tragen, in der Heimat ihre Zukunft im Aufsteigen zu selbständiger Existenz finden zu können.»
    Nach seiner Beschäftigung mit dem Enquête-Material war es Max Weber ein dringendes Anliegen, seine Ergebnisse einem größeren Kreis von sozialpolitisch Interessierten bekannt zu machen. Es war ihm wichtig, dass seine Empfehlungen in den politisch zuständigen Institutionen diskutiert wurden. Aus diesen Gründen veröffentlichte er in den Jahren 1893/94 mehrere Aufsätze, bei denen sich die Akzente immer mehr in Richtung der politischen Forderungen verschoben. Bereits im Jahr 1892, als er noch an der Auswertung der Vereins-Enquête saß, regte er an, die Ergebnisse durch weitere Erhebungen zu ergänzen. Im Dezember desselben Jahres führten Max Weber und der Generalsekretär des Evangelisch-sozialen Kongresses, Paul Göhre, im Auftrag des Kongresses eine zweite Enquête über die Lage der Landarbeiter durch. Gerade im Anschluss an die eigenen und von anderen geäußerten Zweifel an der Vollständigkeit und Glaubwürdigkeit der Angaben der Gutsbesitzer über die Situation «ihrer» Landarbeiter suchten Weber und Göhre nach «möglichst unbefangenen Mittelspersonen», die korrigierende Angaben machen könnten. Sie wandten sich dafür an die evangelischen Pastoren und versandten einen Fragebogen mit 23 teilweise außerordentlich detaillierten Fragen an sämtliche evangelische Geistliche des Deutschen Reiches, etwa 15.000; bis Juni 1893 liefen davon 1000 beantwortet zurück.
    Im Mai 1894 fanden in Frankfurt am Main die Verhandlungen des 5. Evangelisch-sozialen Kongresses statt, auf dem sowohl Göhre als auch Weber über die vorläufigen Ergebnisse berichteten. Sie betonten den Charakter ihrer Untersuchung als einer «Ergänzungsenqête», die die Untersuchung des Vereins für Socialpolitik

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