Maxie und ein Fisch mit Fernweh
da machen sie das genauso.“
Jonas guckt nicht besonders überzeugt. „Krabbeltiere mag er übrigens wirklich nicht. Aber vielleicht fällt uns ja noch was ganz anderes ein, um ihn zu ärgern. Mir tun die Tiere leid. Passiert den Viechern auch nichts? Ich meine, wir sollten sie auf keinen Fall in Gefahr bringen. Das fände ich wirklich doof.“
Langsam platzt mir aber der Kragen. „Sag mal, spinnst du?“, frage ich empört. „Wer von uns beiden hat einen Haufen Tiere zu Hause und ist deshalb tierlieber, du oder ich? Du hast nur ein eingebildetes Fisch-Kaninchen!“ Ich springe auf und schüttle meine eingeschlafenen Knochen aus.
„Wir beide gleich“, sagt Jonas schnell. „Ich darf keine Tiere halten, ich will aber eigentlich. Das ist nicht dasselbe wie keine wollen . Außerdem wollte ich es ja nur ganz sicher wissen. Und die Mausefallen packe ich vorher weg, ganz großes Ehrenwort.“
Ich nicke zufrieden. Nie im Leben würde ich zulassen, dass unseren Tierchen was passiert. Ich finde ja sogar Regenwürmer niedlich. Nicht mal Mama ist aufgefallen, dass Regenwürmer immer so gucken, als würden sie grinsen, bis ich es ihr gezeigt habe. Das steht in keinem Biobuch.
Plötzlich kommt mir eine super Idee. „Eigentlich wäre es ja wichtig, bald mal bei euch herumzuschnüffeln, damit wir wissen, wo wir welchen Streich spielen können. Das könnten wir dann gleich in unseren Plan einzeichnen. Ich war nämlich noch nie drüben.“
Jonas steht auf und geht zum Fenster. Nachdenklich guckt er hinüber zur Villa. „Dann am besten gleich. Mein Vater ist mit Luki weggefahren, um ein neues Bett zu kaufen, und wollte danach noch ins Musikgeschäft, Noten abholen. Das dauert ewig, bis die wieder da sind.“
Vor Aufregung kriege ich sofort Bauchweh. „Na dann. Auf was warten wir denn noch“, brülle ich. „Abmarsch!“
Jonas rennt los, aber ich halte ihn zurück. „Wir gehen am besten hintenrum, von ihrem Sprechzimmer aus kann meine Mutter nämlich auf euren Eingang gucken. Ich möchte nicht, dass sie mitkriegt, dass ich zu euch gehe.“
Die Villa ist wirklich der Hammer. Kein Wunder, dass Mama unbedingt dort einziehen will. Sie erinnert mich ein bisschen an den Aschenputtel-Film von Disney. Da gibt es so eine riesige Halle mit einer noch riesigeren Treppe, über die Dornröschen herunterschwebt. Genau so eine Treppe steht in der Villa. Sie macht eine kleine Kurve, damit man nicht so einen Schwung beim Herunterlaufen kriegt, dass man auf die Nase fällt. Das Treppengeländer ist glatt poliert und supergut dafür geeignet, darauf herunterzurutschen.
Ich stelle mir vor, wie Mami wie eine Prinzessin die Treppen herunterschreitet, freundlich in die Runde lächelt, wo schon die vielen Leute mit ihren kranken Tieren warten, und dann mit einer hoheitsvollen Handbewegung „der Nächste bitte!“ sagt.
Jonas’ Zimmer ist viel größer als das von Kassia und mir zusammen. Dabei steht gar nichts drin, außer einem Schreibtisch mit Stuhl, ein schmales Kinderbett und jede Menge Koffer.
„Wieso hast du denn nicht mehr Möbel?“, frage ich verblüfft. „Da parkte doch ein riesiger Möbelwagen vor eurem Haus.“
Jonas zuckt mit den Schultern. „Ich hab doch gesagt, ich will zu meiner Mutter zurück.“
Ich verstehe nur Bahnhof. „Na, aber du hattest doch früher auch ein eigenes Zimmer, oder?“
Jonas nickt. „Ja schon. Aber ich hab ja zuletzt bei ihr gewohnt. Ich hab meine Eltern überredet, dass meine Klamotten so lange bei ihr stehen bleiben dürfen, bis sie wieder da ist.“ Er guckt plötzlich ganz traurig.
Aha. So langsam kapiere ich, was mit Jonas los ist. Er hat anscheinend wirklich ganz schlimmes Fernweh.
„Ihr habt jedenfalls viel zu viel Platz für drei Leute, kaum Möbel und nicht mal eine Spinne als Haustier“, stelle ich sachlich fest. „Hier könnte man echt super eine Tierklinik aufmachen, in der Mama richtig gut operieren kann. Ich durfte mal zugucken, wie sie ein Meerschweinchen operierte. Das war total spannend. Ganz zum Schluss wurde mir aber schlecht von der warmen Luft und ich bin umgekippt.“
Wir gucken sogar in das Zimmer von Herrn Pfeffer, obwohl Jonas nicht aufhört zu wiederholen, dass sein Papa ihm und Lukas nicht erlaubt hat, dort abzuhängen, wenn er nicht zu Hause ist. Mann, dieser Sebastian Pfeffer ist ganz schön streng. Aber wir müssen trotzdem ein wenig bei ihm herumschnüffeln, sonst funktioniert unser Plan nicht. Tut mir leid, Herr Pfeffer!
Sein Bett steht mitten im
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