Maximum Warp
Abrams Kino-Reboot des klassischen
Star Treks
wieder aktuell sind, lohnt diese First Family vielleicht einen zweiten, familienbezogenen Blick.
Seit einem knappen halben Jahrhundert dienen Kirk, Spock und der Rest der Gang als Rollenmodelle, als Ikonen und Ideale – in moralischer und mitunter auch in beruflicher Hinsicht. Sie sind mehr als »nur« Figuren einer TV- und Spielfilmserie. Sie sind Rollenmuster, geben indirekt Verhaltensvorschläge, und sie zeigen uns in jeder neuen Geschichte, in jedem neuen Abenteuer, wozu wir fähig sein können, wenn wir es nur versuchen …
… und uns keine bösen Klingonen, übermächtigen Superwesen oder wahnsinnigen Roboter einen Strich durch die Rechnung machen. Blicken wir also gemeinsam zurück auf sieben Gestalten, die uns seit knapp fünfzig Jahren Wege weisen können.
1. DER SOLDAT: JAMES T. KIRK
Cowboy-Diplomat. Intergalaktischer Schürzenjäger. Haudegen.
Die Liste der Bezeichnungen, mit denen der gute alte »Nennen sie mich Jim« Tiberius Kirk im Laufe der letzten Jahrzehnte bedacht wurde, ist ebenso lang wie unschmeichelhaft. Kirk hat den Ruf eines impulsiven »Passt schon«-Anführers, dessen Heldentum nur noch von seiner Libido übertroffen wird. Aber was die breite Öffentlichkeit dabei gerne übersieht: Dieser Ruf ist falsch.
Wenn wir einen genaueren Blick auf die Originalserie werfen, die in den 1960er Jahren entstand, sehen wir Kirk – quasi den Vater in unserer First Family – als Soldaten, der regelgetreu und seiner Position entsprechend handelt und arbeitet. Er ist der Captain und sorgt sich um jeden einzelnen Untergebenen. Er ist der Frontmann, der sich schützend und willentlich vor seine Besatzung stellt. Das ist sein Job. Kirk kennt die Bedeutung und den Nutzen einer Kommandohierarchie – und auch wenn er sich gelegentlich einen gewissen … Interpretationsspielraum leistet, bleibt er in der überwiegenden Mehrheit aller Situationen, in denen ihn die Originalserie zeigt, der treue und den Regularien seiner Sternenflotte loyale Soldat. Die deutsche Synchronisation mag diesen Aspekt bis zu einem gewissen Grad untergraben haben, doch im amerikanischen Original präsentiert das klassische
Star Trek
die Flotte als eine klar militärisch strukturierte Organisation, mit allen dazugehörigen Umgangsformen. Und Kirk – vor allem Kirk! – verkörpert diesen militärischen Ansatz durch und durch.
Mag sein, dass man von ihm lernt, wie man als Mann bei der Begegnung mit außerirdischen Frauen tatsächlich dahin vorstößt, wo noch keiner der irdischen Geschlechtsgenossen gewesen ist. Aber vor allem zeigt uns der vermeintliche Rebell Kirk, wie man allen Widrigkeiten zum Trotz seinen Job macht. Komme, was immer da kommen mag.
2. DER DENKER: SPOCK
Ein Vorname, den keiner aussprechen kann. Eine Kühle, die bisweilen irritiert. Und eine mitunter in blankes Unverständnis übergehende Distanz zu allen emotionalen Aspekten des (menschlichen) Daseins. Mister Spock ist die vielleicht – Entschuldigung – faszinierendste Figur des gesamten
Star Trek
-Universums. Als Mischlingskind einer menschlichen Mutter und eines vulkanischen Vaters verfügt er über die Emotionalität der Erdbewohner und den pragmatischen Stoizismus seines außerirdischen Erbes. Und diese Dichotomie sorgt für einen inneren Zwiespalt, den Spock nie ganz überwinden konnte.
In ihm kämpft gewissermaßen Bauchgefühl gegen Kopfgefühl, ständig und ohne Unterlass – und als Vulkanier versucht Spock sein Möglichstes, den Bauch und all den emotionalen Ballast, für den dieser steht, unter einer Flut aus Disziplin und Sturheit zu ertränken. Äußerlich mochte ihm dies auch meist gelingen, aber hinter seiner rational-reservierten Fassade sah es mitunter ganz anders aus.
Spock war der Prototyp des Wissenschaftlers an Bord der NCC 1701. Stets am Neuen und Unbekannten interessiert, widmete er sein Leben und seine Karriere der Erforschung und vor allem dem Verständnis fremder Lebensformen und Kulturen. Obwohl er sein wahres Innenleben bisweilen wegsperrte wie kein anderer, war Spock derjenige im Team der
Enterprise
, der dem, was ihr im Universum begegnete, am Offensten entgegen trat. Mochte sein Gefühl auch verschlossen sein, blieb sein Geist doch immer frei.
Es gibt viele Gründe für Spocks andauernde Beliebtheit bei den Fans, doch dieser zählt wohl zu den wichtigsten: Den Zwist zwischen Gefühl und Verstand, den unser spitzohriger Freund tagtäglich mit sich selbst ausmachen musste, kennen
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