Maximum Warp
passten. Trotzdem war die Prämisse zunächst, beides zu versöhnen. Viele Fans hatten sich zu Recht darüber mokiert, dass manche Veränderungen der Charaktere von
Treffen der Generationen
zu
Der erste Kontakt
und von
Der Aufstand
zu
Nemesis
nicht direkt nachvollziehbar waren.
Wie kam Geordi eigentlich an seine neuen Augen? Warum hat Data in
Nemesis
plötzlich keine Emotionen mehr? Wie fand Worf zurück auf die
Enterprise
? Was sucht Wesley auf Rikers und Trois Hochzeit? Warum wollen die Rikers samt Doktor Crusher plötzlich von Bord gehen und die Karriereleiter hochklettern? Und überhaupt: Warum hat Picard plötzlich Humor?
ERSTE SCHRITTE
Fragen über Fragen, deren Antworten offen geblieben waren – teils über liebenswürdige Details, teils Grundsätzliches betreffend. Doch Pocket Books hatte bereits mit anderen
Trek
-Romanen und beginnend mit dem
Deep Space Nine
-Sequel bewiesen, derartige Fragen erfolgreich aufgreifen zu können.
Theoretisch gab es also noch genügend Stoff, um auch TNG interessant zu halten. Bevor Pocket Books jedoch eine Serienfortsetzung wie bei DS9 riskierte, testete man sie aus. Im Rahmen der Kurzserie
A time to
... erschienen Bücher, mittels derer gedankliche Lücken zwischen TNG-Serie und -Filmen geschlossen wurden und manche charakterliche Facette besser ausgeleuchtet werden konnte. Der große Wurf blieb aber noch aus. Zu sehr hatte man sich auf übliche Alien-of-the-Week-Geschichten konzentriert, die im Stil eines neuen, kriegerischeren
Star Trek
daherkamen. Insofern konnte von einer Vermählung von altem und neuem TNG keine Rede sein. Man saß nach wie vor zwischen zwei Stühlen.
Pocket Books suchte also weiter nach zündenden Ideen. Die Fortsetzungen von DS9 und
Voyager
waren lanciert und machten in Markt und Presse eine überwiegend gute Figur. Im Frühjahr 2005 brach dann auch Captain Rikers neuer Kahn, die
Titan
, zu seinem literarischen Jungfernflug auf. Für eine TNG-Fortführung stellte
Star Trek – Titan
eher ein ausgemachtes Problem dar, denn diese Reihe reklamierte für sich, den Forschergeist der Sternenflotte – nach den harten Jahren des Dominion- und Borgkriegs – wieder hochleben zu lassen. Ausgerechnet das Thema, unter dem man die
Enterprise-E
hätte wieder losziehen lassen können!
Was sollte nun mit dem im Trockendock Staub ansetzenden Flaggschiff geschehen? Anders als bei DS9 und auch
Voyager
, deren TV-Finale zahlreiche Fragen offen ließen, um Anknüpfungspunkte zu schaffen, hingen bei TNG die Früchte zum Ernten nicht so niedrig. Und das vor allem aus einem Grund: Das Familiengefühl war zuletzt ernsthaft in Mitleidenschaft gezogen worden. Während am Ende anderer Shows die Besatzung oder zumindest ein funktionierender Rest zusammenblieb, waren im Gefolge von
Nemesis
nur noch ein paar zerstreute Charaktere aus Tagen der TV- und Kino-Aras übrig.
ÖLZWEIGE
Das Imzadi-Tandem erteilte jetzt eigene Befehle, und pro forma waren auch Beverly und Data von der Bühne abgetreten. Letzterer hatte ja eigentlich in einem mehr oder minder heroischen Akt das Zeitliche gesegnet. Doch durch B-4, diesen in der Wüste gefundenen Androidenklon, darf das Definitive von Datas Tod zumindest angezweifelt werden.
Irgendwie schafften Marco Palmieri und seine Abteilung trotz aller Hindernisse den Absprung, ehe sie kalte Füße bekommen konnten. Ende 2005 veröffentlichte Pocket Books den TNG-Titel
Death in Winter
(
Tod im Winter
), der unmittelbar an
Nemesis
anknüpft. Auch hier haben wir es mit einer weiteren Annäherung auf der Suche nach einem geeigneten Leitthema für das neue TNG zu tun.
Tod im Winter
konzentriert sich auf das Verhältnis zwischen Picard und Beverly – ein erster Ölzweig, denn diese Beziehung gehört zu den übrig gebliebenen kleinen Rätseln der TV-Jahre.
Die damalige Co-Lektorin Margaret Clark, die federführend am TNG-Nachklapp mitwirkte, merkt dazu an: »In TNG ging es um die Familie und das Geschehen auf dem Schiff. Und deswegen sagte ich ihnen [den Romanautoren der anderen Serien], dass sie drei Figuren nicht haben konnten: Geordi, Worf und Beverly. Was die anderen angeht, bedient euch«. Weshalb gerade diese drei Personen um Picard? »Ganz einfach«, meint Clark. »Geordi ist ein Markenzeichen, Worf und Beverly Picard-Bezugspersonen.« Daher setzte sie sich durch, Beverly wieder auf die
Enterprise
zurückzuholen. »Ich hielt es für blöd, dass sich die Produzenten tatsächlich davor drückten, zu zeigen, wie man eine romantische Beziehung an
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