Maximum Warp
möglicherweise durch einen Unfall. Wäre dem so, würde sich die Frage nach einem Kollektiv unabhängig von dieser Lebens- und Eroberungsweise erledigen.
Last but not least gibt es eine mit Vorsicht zu genießende, nichtsdestoweniger interessante Interviewaussage des ehemaligen Pocket-Books-Lektors Marco Palmieri. Dieser rechtfertigte das dominante Borgthema für die TNG-Fortsetzung damit, bei Föderation und Kollektiv handele es sich um zwei grundlegende Antagonisten. Man dürfe nicht vergessen, dass gerade die Menschheit für die Borg kein gewöhnlicher Feind sei.
Diese Bemerkung hat durchaus etwas für sich, bietet sie doch Raum für Überlegungen, inwieweit die »offizielle« Begegnung mit der
Enterprise-D
die Bionischen erst in ein Assimilationsfieber versetzt haben mag. So oft, wie die Borg verbissen wieder und immer wieder versuchen, sich der Erde zu bemächtigen, lässt sich hier ein gewisser Verdacht nicht von der Hand weisen. Man denke auch an das herausgehobene Verhältnis von Locutus zur Königin. Womit wir bei der nächsten Frage angelangt wären.
WELCHEN STATUS HAT DIE BORGKÖNIGIN?
Das Auftauchen der Borgkönigin in
Der erste Kontakt
traf einige Fans hart, andere fanden die Idee wiederum brillant. Auf jeden Fall schien es das bisherige Bild von den Borg umzukrempeln – von unheimlicher Konformität hin zu knallhartem Totalitarismus. Doch dann stellte Data eine Frage und erhielt von der Königin eine Antwort, die manche Befürchtungen abfederte: »Ich bin die Eine, die viele ist. [...] Sie vermuten eine Unvereinbarkeit, wo keine existiert: Ich
bin
das Kollektiv.«
Dennoch bedeutete die Existenz einer Königin – ob sie auch nur administrativen und nicht herrschenden Charakter haben mag – eine ideelle Verlagerung. Fortan waren die Borg kein gleichgeschaltetes Kollektiv mehr, sondern glichen mit ihrer Königin eher einem Insektenstaat. Jemand sagte dazu, das
Star Trek
-Universum hätte sich damit ein Stück weit entideologisiert. Gleichwohl verblieb die Königin ziemlich in der Schwebe – was sicherlich auch einen wesentlichen Teil ihrer Faszination ausmacht. Wie verhalten sich einschlägige Romane zu ihrer Figur? Treffen sie Aussagen darüber, wer sie ist und was sie qualifiziert? Lüften sie das Rätsel, ob es nur eine oder mehrere Königinnen gibt?
In der
Voyager
-Episode
Unimatrix Zero
sagt die Königin, sie sei Angehörige der Spezies 215 und selbst einmal assimiliert worden. Damit zerstreuten sich Vermutungen, sie wäre der Ursprung des Kollektivs oder hätte maßgeblich an dessen Erschaffung mitgewirkt. Das, was man aus den Trek-Büchern erfährt, wertet die einzelne Königin, wie sie beispielsweise Picard begegnete, prinzipiell weiter ab. Sie scheint nämlich funktionell ersetzbar. Sowohl der
Voyager
- als auch TNG-Neustart (
Heimkehr/Ferne Ufer
bzw.
Widerstand/Heldentod
) beschäftigen sich mit der Frage nach dem Status der Königin und wie er zu erlangen ist. Offenbar ist dafür ein bestimmter Algorithmus zuständig, der gemeinhin als »Royalprotokoll« bezeichnet wird und die Königin generiert. Wer in den Besitz dieses Protokolls gelangt und es für sich nutzbar zu machen versteht, kann tendenziell zur Königin aufsteigen. So war beispielsweise Seven of Nine in
Ferne Ufer
für eine Millisekunde Borgkönigin, nachdem sie einen weiblichen Admiral tötete, auf den die Borg vorher das »Royalprotokoll« angewandt hatten. Wichtig scheint, dass es sich bei der Vorlage um eine Frau handelt, weil die Beschaffenheit des weiblichen Gehirns wohl günstiger für die Multitaskingfähigkeiten einer Königin ist als das männliche. Die geschlechtslosen Drohnen können aber auch umtransformiert werden, sodass es im Notfall keinen Mangel an Rohmasse gibt.
Die Königin bringt tatsächlich »Ordnung in das Chaos«, indem sie erst die notwendigen Strukturen für die Funktions- und Steuerungslogik des Kollektivs und seines virtuellen Hives bereitstellt. Ohne sie wäre ein hierarchisches Arbeiten nicht möglich. Konsequenzen davon konnte man in der TNG-Doppelfolge
Angriff der Borg
oder in den Voyager-Folgen wie
Überlebensinstinkt
besichtigen. Somit
muss
es eine Königin geben – ob mehr als eine, ist fraglich, denn darüber schweigen sich auch die
Star Trek
-Romane bislang aus.
Es gibt allerdings auch hier eine heiße Spur. TNGs Fortführung entfaltet in
Widerstand
die Geschichte eines vom Kollektiv abgeschnittenen Kubus, der im Alpha-Quadranten strandet und dort um die Errichtung eines neuen
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