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Maya und der Mammutstein

Maya und der Mammutstein

Titel: Maya und der Mammutstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Allan
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hole das Holz.«
    Drei Tage später sollte sich die Sorge, die er hegte, verstärken.
    Alter Zauber war allein gegangen, sehr zum Mißfallen von Geist. Er hatte nur ein paar Schlaf feile, ein wenig Trockenfleisch, ein kleines Bündel mit den Utensilien, die er zu benötigen glaubte - und natürlich den Mammutstein mitgenommen, der sicher in seine Schutzhüllen gewickelt war.
    Was Alter Zauber Geist nicht gesagt hatte - weil er es ihm nicht sagen konnte -, war, daß er Angst hatte. In seinem ganzen langen Leben - und es war ein sehr langes Leben; er war beinahe fünfzig - hatte er noch nie zuvor einer solchen Herausforderung gegenübergestanden. Die Geister, mit denen er bis jetzt gesprochen hatte, waren alle mehr oder weniger gleich gewesen: Geister des Grases, Geister der Bäume, des Eises, des Mammuts und Bisons, des Steppenlöwen und Wolfes. Allesamt vertraute Geister. Nun sah er sich etwas vollständig Neuem gegenüber - und als er am Rand der breiten Klippen hoch über dem Tal stand und sich einen Weg hinab suchte, zitterten seine Knie, und sein Herz pochte. Als er schließlich, nachdem er mehrere hundert Stocklängen nach Westen gegangen war, eine schmale Klamm in dem Felsüberhang fand und seinen rechten Fuß auf den zerklüfteten, steinigen Pfad nach unten setzte, vollbrachte er vielleicht die tapferste Tat seines Lebens.
    Er rutschte und kletterte den steilen Weg hinunter, stürzte zweimal fast ab, so daß er fast befürchtete, die seltsamen Geister, die in diesem Tal hausten, würden ihn vernichten, noch f bevor er auch nur einen Fuß in ihr Reich gesetzt hätte.
    Aber ein paar Minuten später gelangte er auf einem Plateau fast am Fuße der Klippen an. Gespannt und still stand er da, wartete, doch immer noch geschah nichts. Schließlich stieß er den Atem in einem gewaltigen Seufzer der Erleichterung aus. Wenn ihm die Geister hier feindlich gesonnen sein sollten, nun, bislang hatten sie es noch nicht gezeigt. Aber, so dachte er, während er sich langsam um die eigene Achse drehte, um sich zu orientieren, diese Geister hier haben auch das Gegenteil noch nicht gezeigt. So hatte er nicht den geringsten Grund - außer vielleicht der Hoffnung auf sein eigenes Überleben -, sie für wohlgesonnen zu halten.
    Während sich schließlich sein altes Herz beruhigte und seine Beine zu zittern aufhörten, begann er seine Umgebung in Augenschein zu nehmen.
    Ein Teil des Geheimnisses, das die Magie umgab, war, wie er sehr wohl wußte, schlichte Beobachtungskunst; ein Schamane wurde dazu erzogen und erzog sich sein ganzes weiteres Leben selbst dazu, mehr zu sehen als andere. Das erste, was ihm auffiel, war die Windstille. Er blinzelte. Ja, der Wind war fort. Er konnte immer noch sein langgezogenes, seufzendes Klagen hören, doch hier unten, einhundert Fuß unterhalb des eisig kalten Tundrahochlands, geschützt von dem hohen Klippenüberhang, war die Luft ruhig. Und warm.
    Warm! Vorübergehend war er verwirrt. Dann trat er einen Schritt zurück und legte seine Hand an die Felswand. Der dunkle Stein war an dieser Stelle fast zu heiß, um ihn zu berühren. Er begriff sofort. Da es keine Luftbewegung gab, um ihn abzukühlen, und da er nach Süden hin lag, Großen Licht entgegen, saugte der Felsen Hitze auf wie ein Schwamm. Er wußte, daß der Fels selbst nach Einbruch der Dunkelheit noch von dieser Wärme abgeben würde. Er spähte nach oben.
    Der Felsenüberhang ragte bis weit über das Plateau hinaus. Alter Zauber stellte eine schnelle Schätzung an und kam zu dem Ergebnis, daß vielleicht zwanzig Fußbreit des Bodens unter dem Überhang auf diese Weise geschützt waren. Es würde ein ideales Lager für das Volk abgeben, besser als alles, was er jemals erblickt hatte.
    Falls die Geister ihnen gestatteten, hier ihr Lager aufzuschlagen.
    Schließlich wandte er seine Aufmerksamkeit von den Klip pen ab und spähte in das Tal selbst hinab.
    Er stand auf einem breiten Plateau, das ungefähr dreißig Fuß weiter vorne endete. Das laute Plätschern von fließendem Wasser trieb ihn weiter.
    Vorsichtig legte er den Weg über den Felsuntergrund zurück, wich unbekannten, leuchtend grünen Gewächsen aus, die in Felsspalten wuchsen, bis er schließlich das Ende des Plateaus erreicht hatte. Er sog den Atem durch die Zähne ein und machte den letzten Schritt.
    »Ohhh...«, flüsterte er.
    Der Fels schien hier wie mit dem Messer abgeschnitten. Er fiel senkrecht ab und eröffnete den Blick auf eine Szenerie von überwältigender Schönheit,

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