Maya und der Mammutstein
Nur Alter Zauber hatte sich, von Geist unterstützt, die Mühe gemacht, sein richtiges Zelt aufzuschlagen - doch Haut hatte das nicht anders erwartet. Mit den Geistern, das war bekannt, gab man sich am besten in aller Heimlichkeit ab, wo sie sich unter vier Augen mit dem Schamanen unterhalten konnten. Der Rest des Volkes sah allerdings keinen Sinn darin, ein Lager aufzuschlagen, um es kurze Zeit später schon wieder abzubrechen.
Haut machte sich an seinem eigenen Gepäck zu schaffen und holte mehrere lange, gehärtete Holzpfähle hervor. Während er sich damit beschäftigte, hob Baum, keuchend vor Anstrengung, mehrere kleine Löcher in der kaum aufgetauten Tundraerde aus; fünf Löcher, jedes etwa einen Fuß vom anderen entfernt. Als sie die Arbeit beendet hatte, ließ sie sich schwerfällig auf den Boden fallen und blies sich eine lange Strähne schwarzen Haars aus dem schweißglänzenden Gesicht. »Fertig«, sagte sie, auf die Löcher deutend. »Tief genug, denke ich.«
Haut nickte und trug einen der Holzpfähle herbei. Er prüfte den Grund, steckte sich den Zeigefinger in den Mund und hielt ihn in die Luft. Die Seite, die als erste kalt wurde, zeigte ihm die Richtung an, aus der der Wind blies. Er hatte den Vorgang bereits mehrmals wiederholt, und die Windrichtung hatte sich
nicht geändert; er kam immer noch aus Norden, doch die Windstärke hatte im Verlauf des Tages abgenommen.
Zufrieden rammte Haut das dicke Ende des Pfahls in das dafür ausgehobene Loch. Der Pfahl hatte schon beinahe genug Halt, doch als Haut wegging, um den nächsten zu holen, beugte sich Baum ächzend vor, um lose Erde um den Pfahl zu schichten und anzudrücken, damit er ganz fest saß.
Die beiden setzten ihre Bemühungen fort, bis fünf robuste Pfähle nebeneinander aufgereiht waren. Als sie fertig waren, holte Haut mehrere rauh gegerbte Häute aus dem Bündel. Der Gerbprozeß hatte die Häute weich genug gelassen, um sie noch falten zu können, sie aber auch ihrem Zweck entsprechend robust und steif gemacht. Mit dünnen Streifen geflochtener Haut befestigte Baum die Felle an dem Holzgestell. Sobald der Windschutz aufgebaut war, machte sich Haut auf die Suche nach zwei lebensnotwendigen Dingen: Stein und Holz. Das erste für eine Feuerstelle, das zweite, damit man in dieser Feuerstelle auch etwas zu verbrennen hatte.
Als er mit der ersten Ladung zurückkehrte, hatte Baum schon das Bündel weicher, sorgsam gegerbter Bisonfelle auseinandergerollt, das ihnen als Bettstelle diente. Er nickte zufrieden, während er die Steine zu einem kleinen Kreis vor dem Windschutz auslegte.
»Bald habe ich auch Holz«, sagte er. Dann sah er Baum prü fend an.
»Geht es dir gut?«
Sie nickte. »Es wird trotzdem nicht mehr lange dauern«, antwortete sie.
»Dein Sohn bewegt sich wie ein Jäger. Er tritt hart wie im Kampf um sich.« Sie lächelte. »Nicht mehr lange.«
Haut hörte unterschwellige Besorgnis aus ihrer Stimme heraus. Irgend etwas war nicht in Ordnung, aber sie würde ihm nicht sagen, um was es sich handelte. Es überraschte ihn nicht. Die Geheimnisse und die Geburt neuen Lebens waren den Frauen und der Großen Mutter vorbehalten.
Keinem Mann würde man gestatten, Zeuge des heiligen Vorgangs zu werden, damit die Geburt nicht durch die Augen eines Mannes entweiht würde. Haut seufzte und hoffte, daß alles gutgehen würde.
Zärtlich sah er seine Frau an. Baum hatte sich auf den Fellen niedergelassen und löste die Knoten, die ihren Umhang geschlossen hielten, so daß ihre Brüste, prall vor Milch und glänzend vor Schweiß, hervorquollen. Er hielt sie für schön, und einen Moment lang richtete sich sein Penis unter seiner Kleidung auf und wurde steif. Sie las den Gedanken in seinen Augen und schüttelte den Kopf. Haut hätte sie trotzdem nehmen können und hätte es zu einem anderen Zeitpunkt vielleicht auch getan, aber nach dem Tod seiner anderen Söhne war ein merkwürdiger Gedanke in seinem Kopf gereift. Konnte es sein, daß die Geister sich durch solche Dinge beleidigt fühlten? Er war sich nicht sicher, aber diesmal war er sehr vorsichtig gewesen. Seit fast zwei Monden hatte er Baum nicht mehr mit seinem Samen gefüllt, seit sie ihn in der Dunkelheit auf ihrer Bettstelle abgewiesen und gesagt hatte: »Nein, Haut. Es tut weh.«
Die Welle der Lust verebbte so plötzlich, wie sie gekommen war. Die Geburt seines Sohns war bei weitem wichtiger als die Befriedigung seines momentanen Verlangens. »Du bleibst hier«, sagte er sanft. »Ich
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