Mea Suna: Seelensturm Band 1 (German Edition)
unter der Voraussetzung, dass du mir sagst, wann diese Party stattfindet, wo und vor allem mit wem du dort hingehst. Und auch nicht die ganze Nacht hindurch.«
»Ach, Schwesterherz, ich wusste, dass ich mich auf dich verlassen kann!«, rief sie, stand ruckartig auf und nahm mich freudestrahlend in ihre Arme. Damit hatten wir eine Abmachung. Trotzdem würde ich mir Sandy noch einmal zur Brust nehmen, gleich am Montag.
Gegen Abend hatten Alegra und Amy mal wieder eine Auseinandersetzung. Wie versprochen hatte Onkel Finley beschlossen, uns zum Essen auszuführen. Amy und ich freuten uns, da dies nicht sehr oft vorkam. Wir wollten nicht weit fahren und beschlossen, in Bayville im Mill Creek Tavern, zu Abend zu essen. Das Essen dort war lecker und Onkel Finley liebte die Steaks, die sie so gut würzten, wie in keinem anderen Restaurant. Nur Alegra schien mal wieder nicht zufrieden zu sein. Sie verabscheute Fleisch und war strikte Vegetarierin. Wir hatten das alle akzeptiert, auch wenn Amy sich manchmal über ihre Essgewohnheiten lustig machte. Meistens warf ich ihr einen warnenden Blick zu, doch innerlich lachte ich lauthals über ihren Witz. Ich wusste, dass das kindisch war, aber ich konnte nicht anders. Alegra war für Amy und mich die schrecklichste Person, die Onkel Finley jemals als Freundin hatte. Sie gewann so oft das Machtspiel zwischen uns, da wollte ich wenigstens ein kleines Gefühl von Genugtuung haben, wenn Amy sie auf die Schippe nahm.
»Wieso muss es immer dieses Restaurant sein? Ihr wisst doch genau, dass ich schon den Geruch von Fleisch verabscheue«, erwiderte sie trotzig, als Onkel Finley Amy und mir die Entscheidung, wo wir hingehen wollten, überließ.
»Warum denn nicht? Keiner sagt, dass du mitkommen musst!«, meinte Amy schnippisch.
Onkel Finley schenkte sich einen Drink an der Bar ein und hörte aufmerksam der Diskussion zu. »Na, na Amy!«, ermahnte er sie. »Ich habe den Mädchen versprochen, dass sie heute Abend entscheiden dürfen, Alegra. Außerdem, so schlimm ist es auch wieder nicht. Du kannst ja einen Salat essen, wenn du die Fleischgerichte nicht magst.« Diese Zurechtweisung nahm Amy zum Anlass, Alegra frech ins Gesicht zu grinsen. Beleidigt überkreuzte diese ihre Arme und schmollte wie ein kleines Kind. Vielleicht konnte sie Onkel Finley mit dieser Masche kleinkriegen, uns jedenfalls nicht. Also war es beschlossen. Wir würden heute Steaks essen.
»Aber spätestens um halb neun sind wir wieder zurück, Fin! Du hast es versprochen«, quengelte Alegra, als wir das Haus verließen. Ich konnte es nicht leiden, wenn sie sich aufführte wie eine verwöhnte Zicke. Onkel Finley konnte nicht hart bleiben und gab fast immer nach, wenn Alegra ihren Dackelblick auflegte. Jedes Mal, wenn sie das tat, sah er sie liebevoll an und versprach ihr die Welt.
Amy verdrehte ihre Augen und schenkte mir einen vielsagenden Blick. Ein geheimnisvoller, weißer Farbton entfuhr ihr. Ihre Augen funkelten wissend. Wollte sie mir irgendetwas sagen? Ich ließ mir nichts anmerken und wollte abwarten, denn vielleicht täuschte ich mich auch. Hin und wieder nutzten Amy und ich unsere Auren dazu, geheime Mitteilungen zu machen. Und diese hier schien eine davon zu sein.
Die ganze Fahrt über sendete sie mir ihr weißes Signal und grinste vielsagend. Ich war schon gespannt, was sich Amy diesmal hatte einfallen lassen.
Im Restaurant trafen wir auf Tom, den Onkel Finley von unterwegs aus angerufen hatte. Eigentlich wollte er die ganze Familie Persky einladen, doch leider waren Bob und Emilia bei einer Benefizveranstaltung, bei der Bob eine Rede halten sollte. Dafür ging Tom mit uns und ich freute mich darüber. Er setzte sich gleich links neben mich und Amy. Onkel Finley war sofort in ein Gespräch mit dem Restaurantbesitzer vertieft, nachdem der uns freudig begrüßt hatte. Onkel Finleys Trinkgelder waren bekannt ...
»Alles in Ordnung?«, fragte Tom und lehnte sich zu mir rüber, sodass nur ich ihn hören konnte. Ich wusste sofort, worauf er hinaus wollte. »Ja, alles in Ordnung. Wir reden später«, flüsterte ich zurück.
Amy blätterte länger als sonst in der Speisekarte und betonte absichtlich die Gerichte, die hauptsächlich aus vielen oder seltenen Fleischsorten bestanden. »Jade, hast du nicht letztens erst gesagt, du hättest mal wieder Lust auf ein blutiges Steak? ... Oder sieh mal, es gibt hier auch Straußenfleisch!«, provozierte sie munter.
»Igitt!«, brachte Alegra angewidert hervor.
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