Mecklenburger Winter
gedacht“, brachte Leon hastig hervor und stieß aus: „Aber … aber du kannst mich doch nicht einfach so anmachen.“
„Und warum nicht?“, fragte Kai süffisant nach. „Ich halte mich ziemlich zurück. Sonst ...“
„Was? Wieso? Ich meine, was meinst du damit?“ Leon wurde zunehmend nervös und seine Wangen färbten sich rot. Kai beugte sich zu ihm herüber. Sein Herz schlug schnell und freudig. „Na, wenn ich das hier mache ...“, er legte Leon die Hand mit leichtem Druck auf den Oberschenkel, „wäre es schon etwas mehr als flirten, meinst du nicht?“ Leon stieß kurz und heftig den Atem aus und lenkte das Auto sofort an den Straßenrand. Er holte empört Luft, aber da hatte Kai die Hand schon weggenommen. „Macht dich das etwa an?“, fragte er feixend und ließ den Blick wandern. So viel verriet Leons enge Hose jedoch nicht. Nur Kais Radlerhose. Zum Glück war diese im Schritt ohnehin stärker gepolstert und er war sich irgendwie sehr sicher, dass Leon derzeit keinen Blick in seinen Schritt riskieren würde.
Dieser holte tief Luft und wandte sich ihm entschlossen zu. Die graugrünen Augen blitzten. „Wenn du nicht damit aufhörst, kannst du zu Fuß weiter laufen.“ Trotz der Worte klang er eher bemüht wütend.
Kai grinste und überlegte einen Moment. Mal schauen ... Er öffnete die Tür und warf einen Blick über die Schulter zurück. „Kein Problem. Ich wollte eh noch etwas trainieren. Es wäre nett, wenn du mein Fahrrad in der Rosenstraße Nummer sechs abstellen würdest. Einfach in die Auffahrt. Danke.“
Der eisige Wind griff ihn sofort wieder an. Es war wirklich saukalt und mit dem kalten Schweiß auf der Haut spürte er die Kälte umso mehr. Die Idee war vielleicht doch nicht so gut … Er lauschte auf Leons Reaktion. Vielleicht rief er ihn gleich zurück, wenn nicht, dann würde er eben die letzten acht Kilometer laufen müssen. Wenn er an sein misslungenes Training dachte, war das vielleicht gar nicht einmal so schlecht.
Kai registrierte ein wenig enttäuscht, wie der Wagen wieder anfuhr und ihn überholte. Er zwang sich, den Blick auf die Straße gerichtet zu halten. Schade, aber manchmal täuschte er sich eben auch mal, er war wohl doch etwas zu weit gegangen. Allerdings nur, weil Leon ihm echt gefiel. Und du nicht aus deiner Haut kannst, rügte er sich selbst. Blöde schnelle Zunge. Du hättest dich auch ganz unverbindlich mit ihm unterhalten können. So jemand triffst du schließlich nicht jeden Tag. Aber nein, du musst es ja gleich wieder übertreiben.
Seufzend konzentrierte er sich auf das Laufen. Die Steifheit in seinen Beinen verschwand nur zögerlich und Kai sehnte sich nach einer warmen Badewanne. Nur zwei Kilometer weiter, hinter der nächsten Kurve, parkte der blaue Geländewagen. Schau an. Geschickt verbarg Kai sein Lächeln und lief weiter. Erst als er fast neben dem Wagen war, öffnete Leon die Tür und warf ihm einen entschuldigenden Blick zu. „Ich kann dich schon ganz nachhause bringen. Es ist echt kalt.“ Er schluckte und zog die Schultern hoch. „Aber keine dumme Anmache mehr, okay?“ Kai nickte lächelnd, erleichtert und erfreut zugleich. „Ich beherrsche mich. Versprochen. Danke.“ Er stieg ein und genoss die Wärme im Innern des Autos, kuschelte sich in den nach Heu duftenden Sitz.
„Wofür trainierst du eigentlich?“, erkundigte sich Leon nach einer Weile neugierig. „Bei dem Wetter macht das doch keinen Spaß.“
„Och, es gibt bestimmt bessere Bedingungen, aber muss für einen Triathlon trainieren“, erklärte Kai und schmunzelte. Solche Gespräche hatte er schon oft geführt und erläuterte weiter: „Vier Kilometer Schwimmen, 180 Radfahren und 40 Laufen.“ Leon riss erwartungsgemäß die Augen auf und starrte ihn ungläubig an. „Ist dass nicht ein bisschen viel? Boah, da wäre ich tot.“ Lässig zuckte Kai die Achseln und genoss die Bewunderung in den graugrünen Augen.
„Alles eine Frage des richtigen Trainings“, erklärte er und schlug sich mit einer Hand auf den Oberschenkel. „Mir gefällt es.“ Aus dem Augenwinkel beobachte er, wie ihn Leon gründlicher musterte. Kai wusste sehr wohl, dass man seinem Körper ansah, welche Leistung er diesem ständig abverlangte. Die Trainingskleidung ließ einen guten Blick auf seine flachen Muskeln zu. Ob Leon es bemerkt? Zumindest eine schöne Vorstellung. Bei seinem Glück hatte Leon leider rein gar kein ähnliches Interesse wie er an den Vorzügen eines durchtrainierten
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