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Mecklenburger Winter

Mecklenburger Winter

Titel: Mecklenburger Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris P. Rolls
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Männerkörpers.
    „Sind 40 Kilometer nicht schon ein Marathon?“
    „Richtig“, bestätigte Kai. „Ich laufe auch gelegentlich Marathon oder auch mehr. Beim Triathlon kommt der Marathon ganz am Schluss. Ich sage dir, wenn man das alles geschafft hat und ins Ziel einläuft, ist das besser als jeder Orgasmus“, schwärmte er gedankenverloren. Leon zuckte kaum merklich zusammen. „Ist wirklich so“, erklärte Kai ernsthaft. „Die ganzen Endorphine, das sind die Glückshormone, die man beim Laufen bekommt, machen dich regelrecht high. Es ist das Genialste, was du dir vorstellen kannst.“ Außer mit so jemandem wie dir, Dinge zu machen, von denen du vermutlich auch keine Ahnung hast, seufzte Kai und biss sich auf die Wange. Halt dich zurück. Eine Weile lang schwieg Leon. „Ist das nicht sehr zeitaufwändig?“
    „Ja, leider. Aber ich habe ein eigenes Fitnessstudio in Ludwigslust und kann mir die Zeit wenigstens selbst einteilen“, erklärte Kai und seufzte mit Blick auf sein Fahrrad. „Leider muss ich jetzt wohl mit dem Bus fahren, bis das repariert ist. Das wird mich im Training noch weiter zurückwerfen. Verdammter Winter! Der dauert schon viel zu lange.“ Missmutig sah er aus dem Fenster auf die schneebedeckte Landschaft.
    „Fährst du sonst etwa immer mit dem Rad nach Ludwigslust?“, erkundigte sich Leon überrascht. „Aber das sind mehr als zwanzig Kilometer eine Tour. Und bei dem Wetter? Da friert man sich ja was ab.“ Kai grinste süffisant, legte seine Hand in den Schritt und versicherte: „Nein, noch alles Wichtige dran.“ Peinlich berührt wandte Leon den Blick ab. Schade, definitiv kein Interesse, bemerkte Kai bedauernd.
    „Das ist mein tägliches Training. Bei dem Wind noch effektiver als sonst“, fuhr er fort. „Ich werde mir was anderes einfallen lassen müssen. Da vorne kannst du übrigens einbiegen.“ Leon bog in die Auffahrt ein und machte den Motor aus. Wortlos stiegen sie aus und er öffnete die Heckklappe. Gemeinsam zogen sie das sperrige Rad heraus und Kai lehnte es tief seufzend an den Zaun. Wie sollte er es überhaupt zur Werkstatt bringen? Das war echt völlig verbogen. Vielleicht konnte es jemand abholen?
    Leon trat neben ihn und verzog mitfühlend den Mund.
    „Vielen Dank fürs Fahren. Und sorry, wenn ich dich vorhin erschreckt haben sollte“, entschuldigte sich Kai. „Hast du nicht.“ Leon antwortete etwas zu hastig und wurde erneut rot, wie Kai gefällig bemerkte. Mit gesenktem Blick trat Leon unruhig hin und her. „Mich hat nur bislang noch nie ein ...“, er suchte nach Worten. „Naja, … jemand wie du ...“
    „Du willst sagen, dass dich noch nie ein Schwuler angemacht hat, richtig?“, half ihm Kai schmunzelnd aus. Er ist wirklich ein bisschen naiv und vermutlich ziemlich unerfahren. Irgendwie ja niedlich. Schade, dass er hetero zu sein scheint. Nun ja, er ist auch noch ganz schön jung. Und wir sind in Mecklenburg, nicht in Hamburg oder Berlin.  
    „Nein“, sagte Leon erschrocken. „Ich habe nur immer gedacht ...“ Er zögerte und bereute wahrscheinlich gerade, dass er damit angefangen hatte. „Naja, so rum laufen wie ... echte Schwuchteln. Keine wirklichen … Männer eben. Also … eben nicht so … äh, wie du.“ Seine Finger verknoteten sich ineinander und er wirkte überaus verlegen. Kai lachte auf. Der ist ja echt köstlich. Hat er echt gedacht, man sieht es jedem Schwulen an der Nasenspitze an? „Also mein rosa Outfit verstecke ich natürlich und benutzte es nur für besondere Anlässe.“ Er hieb Leon spielerisch auf die Schulter, der prompt zusammenzuckte. „Oh“, machte er. „War ein Scherz. Hey, mach dir keinen Kopf“, erklärte Kai grinsend. Vielleicht hat er gar nicht mitbekommen, dass ich nur gescherzt habe. Keines meiner Kleidungsstücke ist rosa. Definitiv nicht. Er fröstelte. Mist, ich muss dringend mit den feuchten Klamotten aus dem Wind heraus. „Nichts für ungut, aber ich muss rein, sonst friere ich mir den Arsch ab.“
    „Oh, klar.“ Leon trat auch schon zum Auto. „Bis dann“, warf er Kai zu und öffnete die Tür. Kai winkte ihm bedauernd zu und wandte sich zum Haus. Das Zuklappen der Autotür erfolgte jedoch nicht und so drehte er sich noch einmal herum. Leon stand unschlüssig da und hatte bereits einen Fuß im Auto. Als er Kais Blick bemerkte, leckte er sich nervös über die Lippen und kniff sie kurz zusammen.
    „Also solange dein Fahrrad kaputt ist … Ich kann dich nächste Woche zumindest morgens mitnehmen.

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