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Medinas Fluch

Medinas Fluch

Titel: Medinas Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Piel
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habe eigentlich gar nicht richtig mitbekommen, was damals passiert ist. Irgendjemand hatte die Polizei gerufen und plötzlich war niemand mehr da und auf meine Fragen hat natürlich auch kein Mensch reagiert, da ich nicht zur näheren Verwandtschaft gehöre. Ich habe mich nicht getraut, zu fragen, als es hier überall von Polizisten und FBI-Agenten wimmelte. Das Haus war wochenlang nicht zugänglich und ich habe mich einfach versteckt und so getan, als wäre nichts passiert.“ Entschuldigend blickte sie Alex an.
    „Ich habe kein Recht, Sie zu verurteilen, Ruth“, antwortete er nur und trank noch einen Schluck Bier.

6.
    Langsam löste sich Medina aus der Starre. Jetzt wurde sie zornig über den unsichtbaren Spaßvogel und fauchte: „Keine Ahnung, wer du bist, aber ich find das nicht witzig. Ich werde jetzt aus dem Keller hinausspazieren und mit einer Taschenlampe wiederkommen. Wenn du dann noch da bist, hast du Pech gehabt, weil ich dir dann mal so richtig die Fresse polieren werde.“ Prompt setzte sie sich in Bewegung, immer mit den Händen vorneweg. Gelächter verfolgte sie, was ihre Wut nur noch mehr schürte. Zähneknirschend berührte sie endlich die Wand und tastete sich vorwärts.
    „Hey, Med. Das war doch nur ein Joke. So ähnlich wie damals, als ich dir erzählt habe, ich hätte Mimi im Garten vergraben.“
    Ruckartig blieb Medina stehen. Eiskalt lief ihr feuchter Schweiß die Achseln hinunter. Das konnte niemand wissen! Mimi war ihre Katze gewesen und sie war plötzlich verschwunden. Medina hatte tagelang geweint, Grandma schaffte es nicht, sie zu beruhigen und Ross ärgerte sie und erzählte ihr, er hätte die Katze im Garten vergraben. Daraufhin war Medina in den Garten gerannt und hatte mit den bloßen Händen in der Erde gebuddelt. Granny war stinksauer gewesen und Ross vor Lachen umgefallen. Er hatte sich auf dem Boden gekringelt. Wie alt war sie damals gewesen? Fünf oder sechs? Mimi war natürlich nicht tot, sondern kam irgendwann wieder heim. Als Entschuldigung hatte sie eine tote Maus mitgebracht.
    Sanft berührte sie ein Lufthauch an der Wange, an der wieder Tränen hinunterliefen. Sie wollte es so sehr glauben, aber wie bescheuert war das denn? Welcher Trottel glaubt an Geister … oder war er kein Geist?
    „Was bist du?“ Sie wisperte vor Angst.
    „Ein paranormales Wesen. Energie, die hier auf der Erde übrig geblieben ist. Was weiß ich denn? Jedenfalls hat Granny mir gesagt …“
    „Granny?“, unterbrach sie ihn ungläubig.
    „Ja. Granny. Sie durfte nicht hier bleiben, hatte aber etwas Zeit, mit mir zu sprechen, deshalb weiß ich auch nur das Wichtigste.“
    Da stand sie und unterhielt sich mit ihrem Bruder Ross, der seit zwölf Jahren tot war, als wäre es das Normalste der Welt. Sie war verstört.
    „Na ja, sie hat mir ein paar Sachen gesagt, die wichtig sind, wenn deine Zeit gekommen ist. Hm, offensichtlich ist das heute. Ich hab jegliches Zeitgefühl verloren, sorry.“ Seine Stimme kam immer aus einer anderen Richtung und Medina verlor langsam die Geduld.
    „Kannst du nicht mal stehen bleiben? Es macht mich wahnsinnig, wenn ich ständig den Kopf drehen muss“, schimpfte sie.
    „Ich bin so aufgeregt, dass du endlich hier bist. Genau wie Granny es gesagt hat. Hast du schon ihre Schatulle bekommen? Blöde Frage, klar, sonst wärst du nicht hier unten. Also, da sind so ein paar Briefe drin. Einer ist ganz besonders wichtig. Der hilft mir nämlich, endlich aus dem Haus zu kommen und mit dir zu gehen. Dabei musst du die Sprache nicht kennen, sagte Granny. Lies es einfach vor, wie es da steht, der Rest passiert von selbst.“ Er klang so, als wolle er mit ihr in eine Shopping-Mall und Eis essen. Über diese Situation musste Medina plötzlich lachen. Ein befreiendes Lachen, das sie durchschüttelte und ihr all ihre Angst nahm. Bald machte Ross mit und der Keller war erfüllt von fröhlichem Gelächter.
    „Kannst du mir mal sagen, wieso du so lachst?“, wollte er wissen, nachdem der Lachanfall abgeklungen war.
    „Na, wenn das mal nicht urkomisch ist, Ross. Könnte ich dich eigentlich sehen, wenn es hier Licht gäbe?“
    „Sehen? Ich glaube nicht. Ich bin nur Energie, ich habe keinen Körper. Jedenfalls konnte mich die schrullige Lady nicht sehen, die hier ab und zu vorbeikam. Manchmal habe ich sie erschreckt, weil mir langweilig war. Dann war sie länger nicht da, kam aber doch immer wieder“, lachte er.
    Jetzt wollte Medina wissen, was passieren würde, wenn sie den Brief

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