Medinas Fluch
hatten, die Tür aber angelehnt vorgefunden hatten.
„Okay, Officer … “ Abwartend sah Johnson in an.
„Wilson. Officer Matt Wilson. Im Auto ist mein Kollege Robin Damasto.“
„Officer Wilson. Wir sichern den unteren Bereich und betreten das Haus zuerst. Sie gehen dann nach oben. Kein Laut. Wir wissen nicht, was dort vor sich geht, verstanden? Meldung im äußersten Notfall bei Angriff und Lebensgefahr. Alice?“
Die kleine, schmächtige Frau nickte, zog ihre Dienstwaffe, entsicherte sie und ging voraus.
Als Matt den Flur betrat, umfing ihn bereits der metallische Geruch von Blut. Sein Herz klopfte heftig und er spürte, wie ihm die Brust enger wurde. Ein beklemmendes Gefühl beschlich ihn, da es im Haus unangenehm still war. Schützend hielt Matt die Waffe vor sich und huschte vom Flur ins Wohnzimmer. Die Einrichtung passte zu der alten Frau. Er hatte sie als starke und liebenswerte Persönlichkeit in Erinnerung. Sie war immer elegant gekleidet, trug jedoch nie zu dick auf, um trotzdem vertrauenserweckend zu erscheinen. Auf ihrem faltigen Gesicht war stets ein Lächeln zu finden und ihre Augen strahlten Ruhe und Verständnis aus.
Hier würde er nichts finden, alles war aufgeräumt und sauber. Kein Blut. Auf ein Zeichen des Detectives betrat Matt die Treppe. Sie lag der Haustür gegenüber. Er erreichte den obersten Absatz und fand sich vor einer Wand wieder. Ein Flur führte von da nach beiden Seiten des oberen Stockwerkes.
Matt wendete sich nach links und lauschte den Dielen, die protestierend knarzten, als er über sie hinwegging. Schließlich stand er vor einem Zimmer, das wohl Mary-Beth gehört haben musste. Da die Tür sperrangelweit aufstand, konnte er direkt auf ihr großes Bett schauen.
„Gottverdammt!“, entfuhr es ihm und er verzog das Gesicht. Er stellte sich ans Fußende des Bettes und starrte auf etwas hinunter, das einmal ein Mensch gewesen war.
Mary-Beth lag auf dem Rücken, die Arme seitlich ausgestreckt. Ihr Leib war bis zum Schambein geöffnet und klaffte hässlich auseinander. In ihren aufgerissenen Augen spiegelte sich Todesangst wider. Matt vermeinte fast, die hilflosen verzweifelten Schreie aus ihrem halbgeöffneten Mund hören zu können.
„Verfluchte Scheiße!“, stammelte er und unterdrückte den Würgereiz, bis ihm die Tränen in die Augen schossen. Eiskalte Finger schienen sich um sein Herz zu pressen, als er den Jungen sah.
In dessen Kehle klaffte ein riesiges Loch, aus dem nur noch langsam Blut herausquoll. Auch seine Brust war brutal aufgerissen worden, so als hätte jemand durch den T-Shirt-Stoff nach seinem Herzen gegriffen und es entnommen.
Matts Knie wurden weich, Schweiß bedeckte sein Gesicht und rann ihm den Rücken hinab. Mit ausgetrockneter Kehle schluckte er hart. Der Anblick des malträtierten Jungen schockte ihn, er sank zu Boden, und das Adrenalin, das ihn die ganze Zeit durchflutet hatte, verlor seine Wirkung. Tief atmend versuchte er sich zu beruhigen, seinen Kopf wieder klar zu bekommen. Das zu tun, was von ihm erwartet wurde. Seine Gefühle hielten ihn jedoch noch weitere Minuten auf dem Teppich, er war nicht fähig aufzustehen. Betroffen kniff er die Augen zu und atmete gleichmäßig ein und aus, bis er sich wieder unter Kontrolle hatte.
In dem Moment sprang etwas auf ihn zu und hämmerte mit kleinen Fäusten auf ihn ein. Sein Herz hatte einen Moment ausgesetzt, er urinierte in die Uniformhose.
„Verdammt!“, rief er und bekam eine Faust zu fassen. Panisch versuchte sich das Wesen aus seinem Griff zu befreien und schrie und spuckte. Biss ihn sogar in den Arm. Matt erblickte ein kindliches Gesicht und er ließ die Faust los.
„Medina?“, flüsterte er. „Ganz ruhig, jetzt wird alles gut. Alles wird gut …“, murmelte er und zog den kleinen Körper an sich, um ihn zu wiegen und zu beruhigen. Langsam wurde das Kind ruhiger, um schließlich den Kopf an seine Schulter zu lehnen.
„Robin, fordere den Coroner und einen Krankenwagen an. Ich komme jetzt mit einer Überlebenden raus“, erklärte er mit gebrochener Stimme eilig durchs Funkgerät. „Und sag den Detectives Bescheid“, fügte er hinzu.
1.
Er lag auf einem Messingbett. Die Arme waren an der abschließenden Querstange des Betthauptes über seinem Kopf angekettet, die Fußgelenke links und rechts am Lattenrost unter der Matratze.
Er hatte die Augen aufgerissen. Darin der typische Ausdruck, der zeigte, dass er kurz vor einem Orgasmus stand.
„Ja, oh ja. Bist du heiß, Babe“,
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