Meereskuss

zuckte die Achseln. »Einige werden sich vielleicht entscheiden, unter den Wellen zu leben. Bis Sanctuary wiederaufgebaut ist.«
    »Aber …«
    »Lucy. Jeder von uns muss die Gaben nutzen, die er hat, in der Zeit, die er hat, an dem Ort, an dem er ist. Das hast du mir beigebracht. Mehr wird nicht von uns verlangt. Aber auch nicht weniger.«
    Sie berührte sein Gesicht. »Ich will dich nicht verlieren.«
    Er drückte seine Lippen an ihre Hand. »Du hast gesagt, dass du auf meine Rückkehr zu dir vertraust. Und ich bin zurückgekehrt.«
    Ihr Herz wurde ganz weit. »Und die anderen?«, fragte sie ängstlich. »Griff? Iestyn?«
    »Griff geht es gut.« Conn legte den Kopf schräg. »Er lässt dich herzlich grüßen.«
    Conn hatte ihr noch immer nicht gesagt, dass er sie liebte. Aber diese kleine Sorge wurde von einer größeren verschlungen.
    »Und Iestyn?«, drängte Lucy.
    Conn zögerte. »Ich habe sie fortgeschickt«, antwortete er, und vor Kummer klang seine Stimme ganz rauh. »Iestyn, Roth und Kera. Ich habe sie auf einem Schiff mit Madadh fortgeschickt, bevor die Welle kam. Wir haben Trümmer im Meer treibend gefunden.«
    Lucys Herz krampfte sich zusammen. Sie sah auf den Hund hinunter, der mit hängender Zunge bei ihnen stand. »Aber Madadh hat überlebt.«
    Conns Mund verzog sich zu einem Lächeln. »Ja.«
    »Es besteht also eine gewisse Chance, dass Iestyn und die anderen auch überlebt haben könnten.«
    Conn erwiderte ernst ihren Blick. »Das ist mein zweitgrößter Wunsch.«
    Ihr Blick bohrte sich in den seinen. Sie hielt den Atem an.
    »Und was …« Ihr Mund wurde trocken. »Und was ist dein größter Wunsch?«, flüsterte sie.
    Conn nahm erneut ihre Hände, ihre eiskalten Hände, und umschloss sie mit den seinen. Dann hob er sie an seine Lippen und küsste ihre Finger. »Dass du mit mir nach Sanctuary zurückgehst, um es wiederaufzubauen«, antwortete er. »Um das Schloss neu zu errichten und Rosen zu pflanzen. Bei mir zu sein und mit mir zu herrschen. Unsere Kinder zu bekommen. Meine Geliebte zu sein.«
    Er fiel im Schnee auf die Knie. Ihre Hände zitterten in den seinen. »Ich wusste nicht, dass ich lieben kann«, sagte Conn mit seiner tiefen Stimme. Er sah auf. Seine Augen waren nun von der Farbe des Meeres in der Abenddämmerung, und sie spiegelten ihre Freude wider, wie die tanzenden Wellen die Sonne widerspiegeln. »Aber ich liebe dich. Bleib jetzt und in alle Ewigkeit bei mir. Erfülle mein Leben mit Magie und mein Herz mit Liebe.«
    Lucy wurde das Herz vor Gefühl ganz weit. Tränen des Glücks standen in ihren Augen. Sie zog ihn zu sich hoch und warf sich in seine Arme.
»Ja!«
    »Du wirst mich nie verlassen?«
    »Nie«, versprach sie.
    »Ich liebe dich.«
    Und endlich küssten sie sich und fanden einander mit Lippen und Händen und Herzen wieder, und in diesem Augenblick war die Luft um sie so warm wie im Frühling, und der Garten erblühte wie im Sommer.
    Denn Liebe ist die größte Zaubermacht, die es gibt.

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Über Virginia Kantra
    Virginia Kantra hat in den USA bereits über zwanzig Bücher veröffentlicht, die für zahlreiche Awards nominiert wurden und auf der Bestsellerliste der »USA Today« erschienen. Auch ihre von keltischer Mythologie inspirierte Serie »Children of the Sea« wurde mit begeisterten Kritiken aufgenommen. Die Autorin lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in North Carolina.

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Impressum
    Die amerikanische Originalausgabe erschien 2009
    unter dem Titel »Sea Lord« bei Berkley Sensation, New York.
    Copyright © 2014 der eBook-Ausgabe by Knaur eBook.
    Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt
    Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München
    Copyright © 2009 by Virginia Kantra
    Copyright © 2014 der deutschsprachigen Ausgabe bei
    Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf., München
    Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.
    Übersetzung: Barbara Imgrund
    Redaktion: Franz Leipold
    Covergestaltung: ZERO Werbeagentur, München
    Coverabbildung: Henrik Sorensen; FinePic®, München
    ISBN 978-3-426-42118-5

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