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Meereskuss

Meereskuss

Titel: Meereskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Kantra
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seiner Schwester ausmachte.
    »Sie sind diese Woche fast jeden Abend hier gewesen«, erzählte Regina.
    Ein Muskel zuckte an Calebs Kinn. Vor nicht allzu langer Zeit hatte er seinen Vater aus dem Restaurant geschleift, weil er Flaschen hinter diesem Tresen zerschmettert hatte. »Hat er Probleme gemacht?«, fragte er sachlich.
    »Nein.« Ihr Blick suchte den seinen. »Er hat sich geändert, Cal.«
    Caleb knurrte etwas, während er die Familienszene betrachtete. »Geht er wieder zu den Anonymen Alkoholikern?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    Cal rieb sich den Nacken. »Ich rede mit ihm.«
    »Dylan sagt, dass er sich rührend um Lucy gekümmert hat«, fuhr Regina fort.
    »Das wäre das erste Mal.« Caleb wechselte den Standort, bis er seine Schwester sehen konnte, die seinem Vater gegenübersaß. Die Farbe ihrer Haut, der Ausdruck in ihren Augen machte ihn stutzig. »Sie wirkt ein bisschen derangiert.«
    Regina zuckte die Achseln. »Sie war krank.«
    »Wir setzen uns zu ihnen«, entschied Maggie.
    Caleb runzelte besorgt die Stirn. »Ich will nicht, dass du dir etwas einfängst.«
    »Ach komm«, sagte Regina. »Lucy geht es wieder gut. Nick sagte, dass sie mit ihrer Klasse gestern fast die ganze Zeit draußen war.«
    Maggie berührte Caleb am Arm. »Ich will mich zu ihnen setzen. Sie sollen die Neuigkeit erfahren.«
    »Welche Neuigkeit?« Reginas Blick wanderte zwischen ihnen hin und her.
    Maggies dunkle Augen glänzten. Ihr Mund kräuselte sich.
    »O mein Gott.« Reginas Mund blieb offen stehen. »Du bist …«
    Maggie nickte, während ihr Lächeln breiter wurde. »Schwanger.«
     
    Die Freude auf ihrem Gesicht, der Stolz in ihrer Stimme trieben Lucy die Tränen in die Augen.
    »Ach, das ist ja wunderbar. Ist das nicht wunderbar? Sie bekommen ein Baby.« Sie lächelte Conn tränenumflort an. »Ich werde gleich doppelt Tante!«
    »Ein Kind ist ein Segen«, stimmte er ihr zu. »Wir bekommen zu wenige.«
    Sie schüttelte ungeduldig den Kopf. »Ich rede nicht von der Geburtenrate der Selkies. Ich freue mich für sie. Freust du dich nicht auch für sie?«
    Er hob die Augenbrauen. »Ich freue mich für uns alle.«
    Sie öffnete den Mund. Schloss ihn wieder. Vielleicht war seine mangelnde Begeisterung darauf zurückzuführen, dass er ein Selkie war. Oder ein Prinz. Oder ein Mann.
    Er fand ihren Blick und lächelte voller Belustigung und Zuneigung. Er nahm sie auf den Arm.
    Ihr Herz schlug einen Purzelbaum in ihrer Brust.
    »Mein Lord Conn.« Griff eilte quer über den Burghof auf sie zu. Er deutete eine Verbeugung vor Lucy an, bevor er sich Conn zuwandte. Seine Augen standen dunkel und ernst in seinem breiten Gesicht. »Ronat hat im Nordwesten einen neuen Schlot entdeckt.«
    Conns Miene gefror. »Er ist hier?«
    »In der Halle, Lord.«
    Conn ließ Lucys Hände los und erhob sich. »Ich muss mich darum kümmern. Willst du –«
    »Ich beschäftige mich schon allein«, versicherte sie ihm. »Ich werde … meinen Rosenstock einpflanzen oder so, während du weg bist.«
    Sein Lächeln belohnte sie für ihr Verständnis. »Ruf Iestyn, damit er dir beim Graben hilft«, rief er über die Schulter zurück, als er sich mit Griff entfernte.
    Ihr Blick folgte ihnen durch den Torbogen hindurch. Ihre Schatten krochen über das Kopfsteinpflaster des äußeren Burghofs. Der Brunnen gurgelte und sprudelte vor sich hin. Im Bassin spiegelten sich nur der Himmel und die Schlosstürme wider.
    Lucy seufzte und versuchte, sich die Gesichter ihrer Familienmitglieder ins Gedächtnis zu rufen, die Erinnerung an sie in ihrem Herzen und ihrem Geist abzuspeichern, sich ihre Freude und ihre Gespräche vorzustellen. Fehlte sie ihnen?
    Aber nein, sie hatten ja die Kornpuppe. Die mit Lucys Familie an einem Tisch saß. Mit Lucys Gesicht. Ein kleiner, eifersüchtiger Wurm nagte an ihrem Herzen.
    Sie holte tief Luft und konzentrierte sich auf die silberne Wasseroberfläche. Denk an Babys. Denk an Nichten und Neffen, an ein kleines Mädchen mit Dylans dunklen Augen, an einen kleinen Jungen mit Calebs zurückhaltendem Lächeln. Sie konnte sie fast sehen mit ihren stämmigen, speckigen Beinchen und kleinen schmutzigen Händchen und einer Haut, die so glatt wie ein Ei oder die Innenseite einer Muschel war. Ihr Herz war voller Zärtlichkeit für sie, für diese Kinder, die immer wissen würden, dass ihre Eltern sie liebten.
    Das Wasser schimmerte tief, tiefer …
    »Wie hübsch.«
Die Stimme –
diese Stimme
– bohrte sich in ihr Gehirn wie ein eiserner Stachel und

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