Meerjungfrau
Jahr Eriks Geliebte, allerdings ahnten die beiden nicht, dass Louise über dieses Verhältnis längst im Bilde war.
»Hallo«, lächelte Louise. Sie fand Cecilia sympathisch. AuÃerdem hätte sie aus Fjällbacka wegziehen müssen, wenn sie auf jede Frau hier, die mit ihrem Mann im Bett gewesen war, wütend gewesen wäre. Das machte ihr schon lange nichts mehr aus. Sie hatte die Mädchen. Und Kartonwein, eine groÃartige Erfindung. Wozu brauchte sie Erik?
»Wie aufregend, dass wir jetzt noch einen Schriftsteller in Fjällbacka haben! Zuerst Erica Falck und nun auch Christian!« Cecilia hüpfte vor Begeisterung von einem Bein aufs andere. »Habt ihr das Buch gelesen?«
»Ich lese nur Wirtschaftsmagazine«, sagte Erik.
Louise verdrehte die Augen. Es war typisch für Erik, dass er damit kokettierte, keine Bücher zu lesen.
»Ich möchte mir gern ein Exemplar kaufen. Falls wir noch eins ergattern.« Sie zog den Mantel fester um sich und hoffte, dass sich die Schlange etwas schneller voranbewegte, damit sie bald im Warmen waren.
»In unserer Familie ist Louise die Leseratte. Irgendwie muss man sich ja auch den lieben langen Tag beschäftigen, wenn man nicht arbeitet. Nicht wahr, mein Liebling?«
Louise zuckte mit den Schultern und lieà die abfällige Bemerkung an sich abperlen. Es lohnte sich nicht, darauf hinzuweisen, dass er von ihr verlangt hatte, zu Hause zu bleiben, solange die Mädchen klein waren. Und dass sie von morgens bis abends die gutgeölte Maschinerie seines Lebens in Gang hielt, was er vollkommen selbstverständlich fand.
Sie plauderten noch eine Weile und arbeiteten sich langsam voran. SchlieÃlich erreichten sie die Rezeption, gaben ihre Mäntel ab und durften endlich die wenigen Stufen zum Speisesaal hinaufsteigen.
Eriks vernichtenden Blicken zum Trotz steuerte Louise direkt die Bar an.
»Ãberanstreng dich nicht.« Patrik küsste Erica auf den Mund, bevor sie mit vorstehendem Bauch aus dem Haus rauschte.
Maja weinte ein bisschen, als sie ihre Mama verschwinden sah, beruhigte sich aber sofort wieder, als Patrik Bolibompa einschaltete und der grüne Drache auf dem Bildschirm erschien. Seit einigen Monaten war sie unheimlich schwierig, und die temperamentvollen Wutanfälle, die auf ein Nein folgten, hätten einer Diva zur Ehre gereicht. Teilweise konnte Patrik sie verstehen. Auch sie spürte wahrscheinlich die Anspannung und das Zittern, mit der man die Ankunft ihrer Geschwister erwartete. Zwillinge, um Gottes willen. Obwohl sie es seit dem ersten Ultraschall in der achtzehnten Woche wussten, hatte er es noch immer nicht richtig verdaut. Manchmal fragte er sich, wie sie es überhaupt schaffen sollten. Mit einem Baby war es schon schwer gewesen, wie würde es erst mit zweien sein? Wie stillte man überhaupt zwei Kinder, wie brachte man sie zum Einschlafen? Und dann die Tatsache, dass sie sich für die drei Kinder und den groÃen Kinderwagen ein neues Auto kaufen mussten!
Patrik setzte sich neben Maja und starrte ins Leere. In letzter Zeit war er furchtbar abgekämpft. Er schien mit seinen Kräften ständig am Ende zu sein. Manchmal kam er morgens kaum aus dem Bett. Aber eigentlich war das auch kein Wunder. Abgesehen von seinem Privatleben mit der müden Erica und einer Maja, die sich in ein kleines Trotzmonster verwandelt hatte, belastete ihn auch die Arbeit. Seit er Erica kannte, hatte er in mehreren schweren Mordfällen ermittelt, und auch die ständigen Querelen mit seinem Chef Bertil Mellberg zerrten an seinen Nerven.
Nun war Magnus Kjellner verschwunden. Patrik wusste nicht, ob er nur aus Erfahrung oder instinktiv sicher wusste, dass Magnus etwas zugestoÃen war. Entweder ein Unfall oder ein Verbrechen, das lieà sich jetzt noch nicht sagen, aber er hätte seine Dienstmarke darauf verwettet, dass Magnus Kjellner nicht mehr lebte. Jeden Mittwoch seiner Frau gegenüberzustehen, die von Woche zu Woche kleiner und erschöpfter aussah, machte ihm zu schaffen. Sie hatten wirklich alles getan, was in ihrer Macht stand, aber Cia Kjellners Gesicht lieà ihm keine Ruhe.
»Papa!« Mit ungeahnter Lautstärke riss Maja ihn aus seinen Grübeleien. Ihr kleiner Zeigefinger war auf den Bildschirm gerichtet. Er begriff sofort, was die Krise ausgelöst hatte. Er musste viel länger in Gedanken versunken sein, als er geglaubt hatte, denn Bolibompa war bereits zu Ende,
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