Mehr als nur Traeume
eine Kluft von vierhundert Jahren sie nicht hatte trennen können. Sie legte ihm die Arme um den Hals und öffnete ihren Mund unter seinen Lippen. Während sie seinen Kuß erwiderte, schien ihr Körper mit dem seinen zu verschmelzen. Ihre Beine begannen zu zittern, die Knie wurden ihr schwach.
Seine Lippen glitten an ihrem Hals hinunter.
»Colin«, flüsterte sie, »mein geliebter Colin.«
Er zog sein Gesicht von dem ihren zurück und blickte sie groß an. Sie berührte das Haar an seinen Schläfen und strich dann mit den Fingerspitzen über seine Wangen.
»Ich dachte, ich hätte dich verloren«, flüsterte sie. »Ich dachte, ich würde dich nie Wiedersehen.«
»Du kannst alles von mir sehen, wenn du möchtest«, sagte er lächelnd, schob seine Hand unter ihre Knie und trug sie zu seinem Bett. Er streckte sich neben ihr aus, und Dougless schloß die Augen, als seine Hand unter ihre Robe glitt und das Band an ihrem Hals löste. Er küßte ihr Ohr, knabberte sacht an ihrem Ohrläppchen, fuhr mit der Zungenspitze an einer empfindlichen Sehne an ihrem Hals entlang, während er eine Hand über ihre Brüste legte.
Als er mit dem Daumen ihre Brustwarze zu reiben begann, flüsterte er an ihrem Ohr: »Wer hat dich zu mir geschickt?«
»Hmmm«, murmelte Dougless. »Gott vermutlich.«
»Wie heißt der Name des Gottes, den du verehrst?«
Dougless konnte ihn kaum hören, als er ein Bein über ihre Schenkel schob. »Gott. Jehovah. Allah. Welcher Name dir lieber ist.«
»Wer betet zu diesem Gott?«
Dougless begann ihn nun zu hören. Sie öffnete die Augen. »Mann? Gott? Wovon redest du eigentlich?«
Nicholas drückte mit den Fingern ihre Brust zusammen. »Wer hat dich in mein Haus geschickt?«
Sie fing an zu begreifen. Sie schob sich von ihm weg, setzte sich auf und band ihre Robe wieder vom zusammen. »Ich verstehe«, sagte sie und bemühte sich, ihren Zorn zu beherrschen. »Auf diese Art bekommst du wohl immer alles von den Frauen, was du dir wünschst, wie? In Thornwyck mußtest du nur meinen Arm küssen, und ich willigte in alle deine Wünsche ein. Und nun hast du dir in den Kopf gesetzt, daß ich nur Unglück ins Haus bringe, und willst mir das vermeintlich Böse austreiben, indem du mich verführst, wie?«
Sie stand vom Bett auf und funkelte ihn wütend an. Er lehnte sich gegen das Kopfende und schien sein hinterlistiges Vorhaben keineswegs zu bereuen. »Laß dir eines sagen, Nicholas Stafford: Du bist nicht der Mann, für den ich dich gehalten habe. Der Nicholas, den ich kannte, war ein Mann, dem sein Name und seine Ehre über alles ging. Aber du besitzt nur den Ehrgeiz, möglichst viel Frauen in dein Bett zu ziehen.«
Sie machte sich noch ein wenig größer und sagte: »Also gut. Ich werde dir sagen, wer mich schickte und warum ich hier bin.«
Sie holte tief Luft. »Ich komme aus der Zukunft, genauer gesagt, aus dem zwanzigsten Jahrhundert. Du bist voher in meiner Zeit gewesen, und wir verbrachten ein paar schöne Tage miteinander.
Er öffnete den Mund und wollte etwas sagen; aber Dougless hinderte ihn mit erhobener Hand am Sprechen: »Hör mich erst bis zu Ende an. Als du zu mir kamst, schrieb man hier den September des Jahres 1564 - war es also vier Jahre später als jetzt. Du saßest an jenem Tage irgendwo in einem Gefängnis und hast auf deine Hinrichtung als Verräter gewartet.«
Nicholas zwinkerte ihr belustigt zu, rollte sich vom Bett herunter und nahm wieder seinen Humpen in die Hand. »Nun begreife ich, warum meine Mutter dich als Kammerfrau zu sich nahm, damit du ihr die Zeit vertreiben solltest. Was für einen Verrat hatte ich denn begangen?«
Dougless drückte die Hände zu Fäusten zusammen. »Hochverrat. Aber du hast ihn gar nicht begangen. Du warst unschuldig.«
»Ach ja?« meinte er spöttisch. »Das überrascht mich nicht.«
»Du warst im Begriff, eine Armee auszuheben, um deine Ländereien in Wales zu schützen, hast aber versäumt, die Königin vorher um Erlaubnis zu bitten, Soldaten zu rekrutieren. Jemand sagte zu ihr, du hättest vor, sie vom Thron zu stürzen.«
Nicholas setzte sich aufs Bett und blickte sie erstaunt an. »Dann verrate mir einmal, wer die Königin belog, daß ich Soldaten rekrutierte, die ich gar nicht habe, um einen Besitz zu schützen, der mir gar nicht gehört?«
Sie war so wütend über sein arrogantes Verhalten, daß sie am liebsten aus dem Zimmer gelaufen wäre. Warum sollte sie sich eigentlich die Mühe machen, sein Leben zu retten? Sollten doch die
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