Mehr als nur Traeume
Zorn plötzlich wie weggeblasen. Sie sank auf eine Bank, schlug die Hände vors Gesicht und flüsterte: »O Gott!«
Nicholas setzte sich neben sie, zog sie in seine Arme und hielt sie fest, während sie an seiner Brust weinte. »Ich muß es tun. Diese Ehe ist eine längst beschlossene Sache. Ich will sie nicht heiraten - jetzt nicht mehr, seit ich dich habe aber ich muß es tun. Wenn Kit etwas zustieße, wäre ich Graf, und ich muß einen Erben zeugen.«
»Lettice kann es nicht«, schluchzte Dougless an seiner Brust.
Er zog ein leinernes Taschentuch aus seiner Ballonhose. »Wie bitte?«
Dougless schneuzte sich heftig. »Lettice kann keine Kinder bekommen.«
»Woher willst du das wissen?«
»Lettice war diejenige, die deine Hinrichtung betrieb. O Nicholas, bitte, heirate sie nicht. Du kannst sie nicht heiraten. Sie wird dich umbringen.« Dougless beruhigte sich ein wenig und begann sich darauf zu besinnen, was sie ihm mitteilen mußte. »Ich wollte es dir schon lange sagen, aber ich dachte, wir hätten noch mehr Zeit füreinander. Ich wollte erst dein Vertrauen gewinnen, ehe ich es dir sagte. Ich weiß, wie sehr du Lettice liebst, und . . .«
»Ich liebe sie? Ich liebe Lettice Culpin? Wer hat dir denn das erzählt?«
»Du selbst. Du erzähltest mir, daß einer der wichtigsten Gründe, warum du ins sechzehnte Jahrhundert zurückkehren wolltest, deine große Liebe zu ihr wäre.«
Er löste sich von ihr und stand auf. »Ich habe sie geliebt?«
Dougless schniefte und schneuzte sich dann. »Als du zu mir kamst, warst du schon vier Jahre mit ihr verheiratet.«
»Es würde mehr als vier Jahre dauern, mich dazu zu bewegen, diese Frau zu lieben«, murmelte Nicholas.
»Wie bitte?«
»Erzähle mir mehr von dieser Liebe, die ich für meine Frau empfand.«
Da steckte ein Kloß in Dougless’ Hals, und sie hatte große Schwierigkeiten beim Sprechen; aber sie bemühte sich, ihm alles so wiederzugeben, wie er es damals zu ihr gesagt hatte. Er fragte sie gründlich aus, erkundigte sich nach den letzten Tagen ihres Zusammenseins in ihrer Zeit. Dougless hielt sich mit beiden Händen an seiner großen Hand fest, während sie seine Fragen beantwortete.
Schließlich legte er die Fingerspitzen unter ihr Kinn und hob es ab. »Als ich früher mit dir zusammen war, wußte ich also ganz genau, daß ich nach Hause zurückkehren müsse. Vielleicht wollte ich dir keinen Kummer machen, als ich dich verließ. Vielleicht wollte ich verhindern, daß du einen Mann liebst, der nicht bei dir bleiben konnte.«
Dougless’ Augen weiteten sich, und ihre Tränen glitzerten im Mondlicht. »Das hast du selbst gesagt«, flüsterte sie. »In unserer letzten Nacht hast du zu mir gesagt, du würdest mich nicht anfassen, weil ich sonst vielleicht zu sehr um dich trauern würde.«
Er lächelte ihr zu und schob eine feuchte Strähne aus ihrem Gesicht. »Ich könnte Lettice nicht lieben - selbst in tausend Jahren nicht.«
»O Nicholas«, sagte sie, warf ihre Arme um seinen Hals und begann ihn zu küssen. »Ich wußte doch, daß du das Richtige machen und sie nicht heiraten würdest. Nun wird alles ein gutes Ende nehmen. Du wirst nicht hingerichtet werden. Lettice wird nun keinen Grund mehr haben, dir oder Kit nach dem Leben zu trachten. Und sie wird sich auch nicht mehr mit Robert Sydney zusammentun, weil Arabella von dir kein Kind bekam. O Nicholas, ich wußte, daß du sie nicht heiraten würdest.«
Nicholas löste ihre Arme von seinem Hals und hielt ihre Hände fest. Er blickte ihr tief in die Augen.
»Ich bin Lettice versprochen. Und in drei Tagen werde ich abreisen, um sie zu heiraten.« Als Dougless sich von ihm losreißen wollte, gab er ihre Hände nicht frei. »Meine Beweggründe sind von anderer Art als deine. Meine Zeit ist nicht dieselbe wie deine. Ich habe nicht die Freiheiten, die du besitzt. Ich kann nicht heiraten, wie es mir und wer mir gefällt.«
Er beugte sich zu ihr und legte die Lippen auf ihre Wange. »Du mußt mich verstehen. Meine Heirat war schon vor vielen Jahren vertraglich vereinbart worden. Meine Frau wird Vermögen und einflußreiche Verwandte in die Familie der Staffords einbringen.«
»Werden dieses Vermögen und diese Verwandtschaft dir helfen, wenn der Henker dir mit dem Beil den Kopf abschlägt?« fragte sie zornig. »Wirst du mit dem Gedanken aufs Schafott steigen, was für eine gute Ehe das für dich war?«
»Du mußt mir alles darüber erzählen. Was du mir jetzt sagst, kann mir helfen, eine Anklage wegen
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