Mehr als nur Traeume
mit Robert und Gloria in die Kirche hinein. Sie blieb vielmehr draußen, wanderte auf dem unebenen Friedhof umher und blickte geistesabwesend auf die uralten Grabsteine. Sie hatte eine wichtige Entscheidung zu treffen und brauchte Zeit zum Überlegen. Sollte sie bleiben und sich unglücklich fühlen, oder sollte sie nach Hause fliegen? Wenn sie jetzt abreiste, wußte sie, daß Robert ihr das nie verzeihen würde, und dann hatte sie alles, was sie an Zeit, Geld und Mühe für ihn aufgebracht hatte, umsonst investiert.
»Hallo.«
Dougless erschrak, als sie sich umdrehte und Gloria hinter sich stehen sah. Die Diamanten an ihrem Armband funkelten in der Sonne.
»Was willst du von mir?« fragte Dougless argwöhnisch.
Gloria schob ihre Unterlippe vor. »Du haßt mich, nicht wahr?«
Dougless seufzte. »Ich hasse dich nicht. Warum bist du nicht in der Kirche und besichtigst den Innenraum?«
»Das hat mich gelangweilt. Du hast eine hübsche Bluse an. Sie sieht teuer aus. Hat deine reiche Familie sie dir gekauft?«
Dougless blickte das Mädchen nur an, drehte sich dann auf den Absätzen herum und ging davon.
»Warte!« rief Gloria ihr nach, und dann: »Au!«
Dougless machte abermals eine Kehrtwendung und sah Gloria wie einen großen Fettkloß neben einer Grabplatte mit rauher Oberfläche auf der Erde liegen. Seufzend ging Dougless zu dem Mädchen zurück, um ihm wieder auf die Beine zu helfen, und zu ihrem Verdruß begann Gloria nun auch noch zu weinen. Dougless konnte sich nicht dazu überwinden, Gloria in die Arme zu nehmen; aber sie brachte es fertig, ihr wenigstens auf die Schulter zu klopfen. Glorias Arm trug an der Stelle eine Schürfwunde, wo sie gegen die Grabplatte gefallen war. »Das kann doch nicht so weh tun«, sagte Dougless. »Leg das Armband um dein linkes Handgelenk, und ich wette, die Schmerzen sind sofort weg.«
»Das ist es ja gar nicht«, sagte Gloria. »Ich weine nur, weil du mich haßt. Daddy hat mir erzählt, du hättest gedacht, mein Armband wäre ein Verlobungsring für dich.«
Dougless ließ die Hände fallen und erstarrte. »Wie kam er denn auf diese Idee?«
Gloria blickte sie schräg von der Seite an. »Oh, er weiß alles. Er weiß, daß du dachtest, seine Überraschung wäre ein Heiratsantrag und der Scheck an den Juwelier die Bezahlung für einen Verlobungsring. Daddy und ich haben viel darüber gelacht.«
Dougless stand so steif da, daß ihr Körper zu zittern begann.
Gloria lächelte boshaft. »Daddy sagt, du wärest eine richtiggehende Plage, würdest ihm ständig auf der Pelle sitzen, ihn mit großen Kuhaugen ansehen. Daddy sagt, wenn du nicht so gut wärest im Bett, würde er dich abschaffen.«
Da holte Dougless mit der Hand aus und schlug Gloria mitten in ihr feistes, grinsendes Gesicht.
Robert tauchte in diesem Moment aus der Kirche auf, gerade noch rechtzeitig, um die Ohrfeige mitzuerleben. Gloria flüchtete sich kreischend in die Arme ihres Vaters.
»Sie hat mich ununterbrochen ins Gesicht geschlagen!« kreischte Gloria. »Und mir den Arm zerkratzt.«
»Du lieber Himmel, Dougless«, sagte Robert entsetzt. »Ich hätte so etwas von dir niemals erwartet! Daß du ein Kind schlägst und . ..«
»Kind! Ich habe mir mehr als genug von diesem Kind bieten lassen müssen! Ich habe deine maßlose Art, sie zu verhätscheln, satt. Ich habe es noch mehr satt, mich noch länger von euch beiden schikanieren zu lassen.«
Robert funkelte sie an. »Wir sind auf dieser Reise immer gut und rücksichtsvoll zu dir gewesen, während du unsere Bemühungen mit Eifersucht und Böswilligkeit belohnt hast. Wir haben uns über alle Maßen angestrengt, dir den Urlaub so angenehm wie möglich zu machen.
»Du hast dich nicht im geringsten darum bemüht, mir auf dieser Reise eine Freude zu machen. Alles war nur Gloria zugedacht.« Tränen traten in Dougless Augen. »Ihr habt mich hinter meinem Rücken ausgelacht.«
»Jetzt phantasierst du aber. Da du dich offenbar in unserer Gesellschaft nicht wohl fühlst, wäre es vielleicht besser, wenn du auf uns verzichtest.« Er drehte sich um, während Gloria sich an ihn drängte, und ging auf seinen Wagen zu.
»Ja, ich möchte nach Hause«, sagte Dougless und bückte sich, um ihre Handtasche aufzuheben. Sie war nicht da. Sie blickte hinter ein paar Grabsteine; aber nirgends eine Spur von ihrer Handtasche. Sie sah hoch, als sie den Motor des Wagens anspringen hörte.
Robert fuhr davon und ließ sie einfach hier stehen!
Sie rannte zum Friedhofstor, als der
Weitere Kostenlose Bücher